"Botschafter des Friedens"

18.1.2019, 20:03 Uhr

© Foto: Stefan Hippel

"Geschichte war für mich nie ein Nebenfach", so Söder. Insofern soll das neue Zentrum dazu beitragen, über das Schicksal zum Beispiel der Vertriebenen zu berichten, die "die letzten Opfer des Zweiten Weltkriegs" waren. Aber es soll auch generell die Geschichte der deutsch-russischen Beziehungen Thema sein.

Für Söder sind die Deutschen aus Russland "Botschafter des Friedens", denn sie hätten in Deutschland eine "unglaubliche Integrationsleistung" erbracht und zugleich "nicht böse in die alte Heimat zurückgeblickt". Mit ihrer Kunst, Kultur, Musik oder auch ihrem Speiseplan hätten sie Bayern und Franken bereichert. Auch die bayerische Sozialministerin Kerstin Schreyer verwies auf die "wunderschöne, facettenreiche Kulturtradition" dieser Volksgruppe. Mit dem Kulturzentrum bekomme sie nun eine "neue zentrale Anlaufstelle für ihre kulturelle Arbeit".

Für den Doppelhaushalt 2019/20 hat das bayerische Sozialministerium je eine Million Euro pro Haushaltsjahr angemeldet, damit die Arbeit des Zentrums systematisch aufgebaut werden kann. Nach dem Vorbild des "Hauses der Heimat" in Nürnberg hat die Landsmannschaft einen Betreiberverein gegründet, der wiederum mit Waldemar Eisenbraun einen hauptamtlichen Kulturreferenten einstellte.

Ort für Begegnungen

Er ist als Leiter des neuen Zentrums bisher Einzelkämpfer, doch mit dem Geld des Freistaats sollen dann neben Miet- und Betriebskosten eben auch die Gehälter von weiteren Mitarbeitern bezahlt werden. Eisenbraun spricht von fünf bis sechs Stellen. Es würden wissenschaftliche Mitarbeiter benötigt, ein Organisator für die Veranstaltungen sowie jemand für die Öffentlichkeitsarbeit. Wie Söder und Ewald Oster, Chef der bayerischen Landesgruppe der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, berichteten, soll es in dem neuen Zentrum nicht nur um die Vergangenheit gehen. Geplant sind Vorträge, Ausstellungen und auch Forschungsarbeit, das laut Eisenbraun circa 260 Quadratmeter große Zentrum soll ein Ort der Begegnung werden.

"Heute bin ich der glücklichste Mensch in Bayern", sagte der 68-jährige Oster, der seit 41 Jahren in Deutschland lebt. Er fungiert auch als Vorsitzender des besagten Betreibervereins. Ihn freue es, dass Bayern eine Vorreiterrolle einnehme, denn in den anderen Bundesländern gebe es keine vergleichbaren Zentren.

Söder verwies zwar auf Nürnberger Stadtteile wie Langwasser und Röthenbach, die durch Deutsche aus Russland geprägt seien, betonte aber ebenfalls den bayernweiten Anspruch der Einrichtung. Deswegen sei die Lage in der Nähe des Bahnhofs auch ideal. Wobei der derzeitige Standort im fünften Stock des Gebäudes an der Sandstraße nur eine Übergangslösung darstellt, perspektivisch soll das Zentrum in größere Räumlichkeiten umziehen – allerdings innerhalb Nürnbergs.

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