Brahms auf Sparflamme

25.9.2013, 00:00 Uhr

Um den Oberpfälzer Reger scheinen sie alle einen großen Bogen zu schlagen, renommierte Orchester wie Kammermusik-Formationen. Denn immer noch geistern die Schlagworte von der „überbordenden Kontrapunktik“ und den „schwülstigen Klanggebärden“ durch die musikalische Landschaft. Immerhin: das Tschechoslowakische Kammerduo hält von dieser Geringschätzung wenig. Mit Max Reger im Gepäck tourt es sich ganz effektvoll.

Diesen Eindruck gewannen jedenfalls die Zuhörer in der gut besetzten kleinen Meistersingerhalle, als der an diesem Abend ein wenig steif wirkende Geiger Pavel Burdych und die zuverlässig begleitende Pianistin Zuzana Beresová sich auf die fast sinfonisch ausladende Duosonate c-Moll op. 139 einließen.

Im bruchlosen Zusammenspiel dosiert das Team dezidiert die Ausdrucksregister und pflegt routiniert einen dramatisch gespannten, auch mit sarkastischem Humor versehenen Musizierstil. Subtil gesponnene Webkünste adeln das im dreifachen Pianissimo aushauchende Andantino con variazioni.

Welche Sprengkräfte hätten sich in der d-Moll Sonate op. 108 von Johannes Brahms entladen können! Aber von flammender Intensität, geschweige denn von Spielwitz ist bei den Gästen wenig zu spüren. Und ein Funke springt schon gar nicht über, weil das Duo stilistisch und klangästhetisch blutleer im Schatten einer so wundervollen Sonate steht. Es wird weder der Kopfsatz zur Blüte gebracht noch lebt das Adagio von weit ausschwingenden Bögen, erhalten die für Brahms so typischen Verästelungen den rechten Sinn.

Und wie steht es mit den dynamischen Abgründen und Herbheiten im Presto agitato? Es brennt samt und sonders auf Sparflamme. Denn Pavel Burdychs ausgedünntem Geigenton fehlt es ganz einfach an Leuchtkraft, die dem Kontrast Klavier-Geige erst die belebenden Impulse hätten geben können. So befindet sich Brahms buchstäblich in der Kühlkammer.

Eine Perle zaubern die Partner zu Beginn aus der hausmusikalischen Ecke: die Sonatine für Violine und Klavier G-Dur op. 100 von Antonín Dvorák. Das Kammerduo entfaltet mit Larghetto-Kantabilität und Scherzo-Pfiff ein ganz spezifisches melodisches Fluidum. Ein charmantes Stück zum Einspielen, gebettet in permanentem Wohllaut. Leichte Ware also? Zwar bringt das Werk auch versierte Hobby-Musiker technisch kaum ins Schwitzen. Auf den Konzertprogrammen reisender Virtuosen erscheint das Kleinod allerdings selten oder überhaupt nicht. Denn technische Leichtigkeit kann musikalisch schwer wiegen — gerade diesen Eindruck vermag die schwer schuftende Pianistin kaum zu unterdrücken.

Nächstes PMV-Konzert: 25. Oktober, das Berlin Trio spielt Blacher, Schumann und Mendelssohn; Karten: Tel. 09123/8091439.
 

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