Breite Gasse: Sör macht sauber, Clubfans kleben gleich wieder

28.11.2014, 06:00 Uhr
Breite Gasse: Sör macht sauber, Clubfans kleben gleich wieder

© Andreas Franke

Sör-Chef und Zweiter Bürgermeister Christian Vogel (SPD) hat, wie er selbst zugibt, eine Marotte. Ist er in der Stadt unterwegs, dann zückt er schon mal sein Smartphone und schießt Bilder von verwahrlosten Ecken, verklebten Masten oder zugewucherten öffentlichen Beeten. Nicht zum Jux. Wieder im Rathaus, bekommen auch führende Sör-Mitarbeiter die Bilder zu sehen. Nicht immer zu ihrer Freude. Denn nicht selten ist damit der Auftrag oder Wunsch verbunden, etwas zu unternehmen.

„Ich bekomme jeden Tag Mails von Bürgern, die sich über Dreck in der Stadt beschweren“, sagt Vogel. Seit er seinen neuen Job an der Spitze der Stadtverwaltung und Sör hat, spricht er auch schon mal Bürger an, wenn sie — wie kürzlich geschehen — etwa ihren Auto-Aschenbecher auf den Bürgersteig kippen.

1000 Stück von einer Sorte

In einer „Nacht-und-Nebel-Aktion“ habe Sör nun kürzlich die Breite Gasse gereinigt, sagt Vogel im Gespräch mit unserer Zeitung. Von Samstag auf Sonntag sind Mitarbeiter ausgeschwärmt und haben alle Lampenmasten von Aufklebern befreit. Immer wieder war dies auch im Stadtrat beklagt worden.

Breite Gasse: Sör macht sauber, Clubfans kleben gleich wieder

© Andreas Franke

Die CSU hatte daraufhin vor einem Jahr Sonderreinigungen angeregt. „Es steht der Christkindlesmarkt vor der Tür“, erklärt er, da sollte die vielbesuchte Geschäftsmeile in einem besseren Glanz erscheinen. Unzählige Aufkleber der letzten Jahre wurden mühsam entfernt. Von einer Sorte seien 1000 Stück in der Innenstadt verklebt worden. Doch die rechtliche Handhabe sei schwierig, so Vogel. „Man muss schon jemanden auf frischer Tat ertappen, um ihn belangen zu können.“

Der Sonderreinigung vorausgegangen waren lange Diskussionen Vogels mit seinen Experten. Im Zentrum stand die Frage, ob die gereinigten Pfähle Leute dazu verleiten würden, neue Aufkleber anzubringen. Die Sorge scheint nicht unbegründet zu sein. Mittlerweile prangen an den Masten bereits wieder viele Aufkleber, vor allem von Club-Fans, den „Ultras“ und der Gruppe „Banda“. Deren Schriftzug verunzierte auch neue Holzbänke, die Sör in der Breiten Gasse aufgestellt — und dann gleich wieder gereinigt oder gar abgeschliffen hatte.

Immer wieder Ärgernis vieler Bürger und angrenzender Hotels ist auch der Glockenhof-Tunnel, der die Tafelhofstraße und die Vordere Sterngasse miteinander verbindet und den Frauentorgraben unterquert. Geländer und Wände waren mit Aufklebern und Graffiti versaut. Vogel konnte drei Hoteliers in der Nachbarschaft dafür gewinnen, wie er sagt, die Hälfte der Kosten zu tragen. „Für mich ein gelungenes Beispiel dafür, dass die Stadt alleine nicht immer die Missstände beseitigen kann.“ Doch auch hier gibt es schon wieder erste Aufkleber, manche Graffiti schimmern wieder durch.

Dazu gehören auch verdreckte Flaschen-Container. Der „älteste“ und „schmutzigste“ sei am Melanchthon-platz gestanden, berichtet er. Der Betreiber sei aber schnell seiner Bitte nachgekommen, ihn zu reinigen. Dies wird künftig auch in Verträgen mit Aufstellern aufgenommen, versichert Vogel. Bisher war das nicht der Fall.

Ohne es an die große Glocke zu hängen, hat Sör in jüngster Vergangenheit auch noch in der Südstadt reinegemacht. Und zwar rund um den Schuckertplatz und den Melanchthon-platz. „Wir haben mittlerweile eine Sondergruppe von 30 Leuten, die schnell reagieren kann“, sagt Vogel. Mit dem Nachteil, dass andere Arbeiten dann liegen bleiben. Doch das sei es ihm wert. Der Bürgermeister: „Ich will hier ein Signal geben.“

Handyfotos vom Bürgermeister

Ausgangspunkt war unter anderem wieder ein Handyfoto des Bürgermeisters. Diesmal von einer Rabatte vor mehreren Mietshäusern, die schon den halben Fußweg überwuchert hatte. Die Beete wurden gesäubert und dann legten die Sör-Mitarbeiter Rollrasen aus. Vogel zeigt Fotos, vorher und nachher. Und macht dann keinen Hehl aus seiner Enttäuschung. Er stellte sich an den Fußweg und beobachtete die Reaktionen der Passanten und Anwohner. Die waren? „Keine!“ Daraufhin sprach Vogel Bürger an. Ihnen war es schon aufgefallen. „Ja, gefallen tut es ihnen“, sei die häufigste Reaktion gewesen.

2015 plant der Bürgermeister weitere Sonderreinigungen. Derzeit würden die Gebiete besprochen. Und noch etwas kündigt er an: Viele Baumscheiben sollen im nächsten Jahr mit Rosen bepflanzt werden. „Das sieht nicht nur gut aus, sondern hält auch die Hunde ab!“

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