Bunker in Nürnberg: Zufluchtsort im Kalten Krieg

28.12.2013, 07:57 Uhr
Bunker in Nürnberg: Zufluchtsort im Kalten Krieg

© Michael Matejka

Dunkle Holzsitze an den Wänden, graue Pritschen, die in drei oder sogar vier Etagen übereinanderhängen, dazwischen nur 40, vielleicht 50 Zentimeter Platz: Schon im unbenutzten Zustand kommt bei einem Rundgang durch den Waffenhofbunker Beklemmung auf. Man möchte sich gar nicht ausmalen, wie es gewesen wäre, wenn hier tatsächlich fast 900 Menschen nach einem atomaren Angriff hätten Unterschlupf suchen müssen.

Auf engstem Raum hätten sie zwei Wochen lang ausharren sollen, hätten abwechselnd 16 Stunden lang sitzen und acht Stunden schlafen dürfen — für eine gemeinsame Nachtruhe gab es nicht genügend Betten. Auch die Verpflegung war genau geregelt, in einer relativ kleinen Küche sollten Helfer rund um die Uhr Suppe und Tee kochen, um alle Hungrigen zu versorgen.

Zum Glück trat der Ernstfall nie ein, doch als Zeitzeugnis des Kalten Krieges sind die Anlagen aus Sicht des Fördervereins Felsengänge bis heute von Bedeutung. Den großen Bunker unter dem Hauptbahnhof würden der Vorsitzende Ralf Arnold und seine Kollegen am liebsten regelmäßig zeigen, um vor allem Jugendlichen dieses Kapitel der deutschen Geschichte anschaulich zu vermitteln. Doch dazu müsste der Bund die Anlage freigeben, sagt Arnold. „Die Verhandlungen laufen noch.“

Den Bombenhagel überlebt

Die Geschichte der Bunker reicht aber natürlich nicht nur bis in die sechziger Jahre zurück. Gebaut wurden die Schutzräume, von denen sich etliche in der Stadtmauer befinden, bereits im Zweiten Weltkrieg. Im Rahmen des „Führer-Sofortprogramms“ entstanden 23 Anlagen in der Stadt. Bei den verheerenden Bombenangriffen fanden hier viele Menschen Zuflucht — oft deutlich mehr, als eigentlich vorgesehen.

Sie überlebten auch den Bombenhagel des 2. Januar 1945, bei dem die Nürnberger Altstadt zu 90 Prozent zerstört wurde. Während einem vergleichbaren Angriff in Hamburg über 40000 Menschen zum Opfer fielen, waren in Nürnberg im gesamten Zweiten Weltkrieg „nur“ 6000 Todesopfer zu beklagen.

Im Waffenhof suchten die Menschen auf zwei Stockwerken mit insgesamt 45 Räumen Zuflucht, am Färbertor waren die Schutzräume sogar auf drei Etagen untergebracht. Ursprünglich für 504 Personen geplant, fanden hier in den letzten Kriegstagen, als nahezu täglich Fliegeralarm ausgelöst wurde, gut 1000 Menschen Unterschlupf unter einer 1,50 Meter dicken Betondecke.

In den sechziger Jahren wurden Teile der Stadtmauerbunker modernisiert, um Schutz gegen radioaktive Strahlung, biologische und chemische Kampfstoffe zu bieten. Bei einem Atomschlag hätten sie wohl nichts genutzt, wie auch die damaligen Planer ahnten. Es sei vermutlich um die psychologische Wirkung gegangen, meint Arnold. „Man wollte den Menschen ein bisschen Hoffnung geben.“

Die Bunkerführungen finden vom 2. bis 6. 1. und am 11. und 12. 1. zwischen 11 und 17 Uhr alle 15 Minuten statt. Vom 7. bis 10. 1. starten die Rundgänge erst ab 14 Uhr alle 30 Minuten. Tickets gibt es in der Tourist-Info im K 4 (Königstr.), wo die Tour beginnt und online unter www.felsengaenge-nuernberg.de

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