Carsharing erobert Nürnberg: Bürger bestimmen Standorte

8.6.2018, 05:57 Uhr
Carsharing erobert Nürnberg: Bürger bestimmen Standorte

© Foto: Michael Matejka

In Nürnberg sind seit Oktober 2016 acht Mobilitäts-Stationen in Betrieb. An den Standorten – zum Beispiel Wöhrder Wiese/ Prinzregentenufer, Hauptbahnhof oder Friedrich-Ebert-Platz – gibt es Plätze für Carsharing-Fahrzeuge, Radständer und eine Fahrradverleihstation. In unmittelbarer Nachbarschaft ist zudem eine Haltestelle für den öffentlichen Nahverkehr.

"Wir sind da noch nicht so weit wie andere Städte", räumt Frank Jülich, Leiter des Verkehrsplanungsamt, ein. Und blickt neidisch nach Bremen. Von den Norddeutschen hat man die Idee der Stationen ("mobil.punkt") abgeschaut. Dort gibt es laut Umweltsenat mittlerweile 101 Stationen. Die zwei Anbieter mit rund 330 Fahrzeugen haben gut 14.000 registrierte Nutzer. Bis zum Jahr 2020 sollen es 20.000 Kunden werden.

Bisher wenig Angebote

Da kann Nürnberg mit bisher acht Mobilpunkten mit je zwei oder drei Autos nicht mithalten. Doch bis Oktober sollen, wie berichtet, 20 weitere Stationen dazukommen. Zehn Standorte legt die Verkehrsverwaltung fest, fünf der Anbieter (Scouter) und fünf Stationen können auf Anregungen der Bürger eingerichtet werden.

Hierzu hatte die Stadt Nürnberg Anfang Mai eine Online-Beteiligung gestartet, die noch bis 11. Juni läuft. Jülich ist hochzufrieden mit der Resonanz, die – etwa im Vergleich zu der schon gut angenommenen Standortsuche für Fahrradständer in der Nordstadt – noch einmal deutlich intensiver sei.

Bis gestern waren 203 Anregungen eingegangen und 41 Kommentare. "Das ist eine sehr gute Resonanz", betont der Amtschef. Vor allem sind die Experten im Verkehrsplanungsamt über einige Anregungen überrascht, mit denen sie so nicht gerechnet haben. "Wir gehen immer noch davon aus, dass vor allem dort neue Carsharing-Angebote nachgefragt werden, wo der Parkdruck für die Bürger am höchsten ist", so Jülich. Das ist nach den Erfahrungen vor allem innerhalb des Mittleren Rings.

Kfz noch nötig?

Doch nun seien gerade auch aus den Quartieren Rückmeldungen gekommen, die weiter außen lägen. Etwa in Langwasser, Großgründlach, Röthenbach oder in Thon. Die Bewohner haben weniger ein Parkproblem, meint Jülich. Vielmehr gehe es immer mehr Menschen so, dass sie den Besitz des Zweitwagens hinterfragen; etwa weil sie in den Ruhestand gegangen sind. Oder es seien junge Leute. "Die wollen oft gar kein Auto mehr", sagt der Verkehrsexperte.

Jülich verweist erneut auf die Bremer Kollegen. Die werben mit dem Wort "Udo". Das bedeutet: Use it don‘t own it. Übersetzt heißt das: "Nutze es, aber besitze es nicht". Ein klares Plädoyer für ein Leihfahrzeug, das nur genutzt wird, wenn es gebraucht wird.

In Nürnberg scheinen immer mehr Autofahrer diesem Wunsch zu folgen. Laut Kathrin Schmitke, Sprecherin von Scouter Carsharing, die die Mobilstationen in Nürnberg betreiben, gibt es hier mittlerweile 2150 Kunden (Ende Mai). 2016 waren es erst 854. Zum Jahreswechsel teilte das Unternehmen mit, dass es in Nürnberg die meisten Nutzer in einer Stadt habe. Mit den neuen Stationen dürften es noch mehr werden. Jülich: "Wir wollen das sinnvolle Angebot aus der Nische holen."

Weitere Informationen unter www.nuernberg.de/internet/ mobilpunkt/

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