Club-Meisterspieler macht Laden in St. Jobst dicht

4.5.2014, 08:59 Uhr
Club-Meisterspieler macht Laden in St. Jobst dicht

© Susemihl

Noch bis 31. Mai dauert der Ausverkauf in der Äußeren Sulzbacher Straße 175. Für Stadtteilbewohner und Betreiber ist es ein Abschied mit Wehmut. Samstag, kurz vor 12 Uhr: An der Eingangstüre hängt ein goldfarbenes Schild. Darauf steht ein Dankeschön an die Kundschaft für langjährige Treue. Im Laden selbst herrscht ein Riesentrubel, denn auf die meisten Sachen gibt es mittlerweile 50 Prozent Rabatt. Auch CSU-Politikerin Dagmar Wöhrl ist vor Ort und deckt sich mit Stiften ein. „Ich bin seit gut 30 Jahren hier Kundin. Schade, dass die Reischs zumachen.“

Reisch errang 1961 mit dem 1. FC Nürnberg die Deutsche Meisterschaft und 1962 den DFB-Pokal. Nach seiner Nürnberger Zeit kickte er für den Schweizer Verein Neuchatel Xamax, beim FC Brügge und beim FC Basel.

Dass Fußballer schon während ihrer aktiven Zeit oder nach ihrem Karriereende einen Schreibwarenladen samt Lottoannahmestelle aufmachen, gab es früher häufig. Die Cluberer Max Morlock und Gustav Flachenecker taten dies, genauso wie Bayern-Profi Georg Schwarzenbeck. Doch keiner hielt so lange durch wie Reisch.

Dabei konnte er auf seine Frau Irene und auf Dekorateurin Inge Albrecht zählen, übrigens die Ex-Frau seines einstigen Mannschaftskollegen Richard Albrecht. Für die Bewohner von St.Jobst und Erlenstegen ist das Schreibwarengeschäft über die Jahrzehnte hinweg eine Institution geblieben. Auf insgesamt 155 Quadratmetern Verkaufsfläche gibt es Zeitungen, Schulhefte, Süßigkeiten, Stifte, Rauchwaren, Spielzeug, Bilderrahmen und etliches mehr.

„Solche Geschäfte wird es bald nicht mehr geben. Verdienen kann man nur noch am Lotto und an Karten für den Club“, unterstreicht der 72-Jährige. Seit der Gründung habe der Laden eine „tiefgreifende Veränderung durchgemacht“. Schuld sei primär das Internet. Außerdem seien viele Stammkunden mittlerweile verstorben.

Überglücklich ist Reisch nicht, bald in Rente zu gehen. Doch er nimmt es mit Humor: „Trauer und Freude halten sich die Waage. Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Außerdem kann man ja nicht arbeiten, bis man umfällt.“ In Zukunft werde er sich verstärkt seinem großen Garten in Regelsbach bei Stein widmen.

Trotz ausgiebiger Suche: Leider habe sich kein Nachfolger gefunden, der den Schreibwarenladen übernimmt. Was nach dem 31.Mai mit der Immobilie passiert, darüber hält sich Reisch noch bedeckt. Spekuliert wird, dass das Gebäude für Büros umgebaut wird.

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