Clubfans stürmen das Spielfeld

20.12.2011, 20:29 Uhr

Nach Spielende kippte kurzzeitig die Stimmung. Club-Fans verließen pulkweise die Nordkurve und stürmten das Feld. Ordner versuchten, die FCN-Anhänger zurückzuhalten, was ihnen allerdings nicht gelang. Die Fans liefen auf der Gegengeraden ungehindert bis zum Gästeblock, den der Großteil der Fürther Fans zu diesem Zeitpunkt noch nicht verlassen hatte. Schneebälle flogen in Richtung der Kleeblätter.

Stadionbesucher sprechen von „grusligen Szenen“ und kritisieren im selben Atemzug, dass die Polizei sehr lange gebraucht habe, bis sie auf dem Spielfeld war. Kritik, die Einsatzleiter Kurt Benisch zurückweist. Das habe vielleicht eine gute Minute gedauert, meint der Chef der Inspektion Nürnberg-Süd. Am Ende gingen die Beamten mit Pfefferspray gegen die Fans vor, die noch nicht in die Nordkurve zurückgesprintet waren. Ob Schlagstöcke zum Einsatz kamen, blieb bis Redaktionsschluss unklar. Dass die Fans überhaupt das Spielfeld stürmen konnten, trübt die bis dahin friedliche Derby-Bilanz. „Das ist ein Wermutstropfen“, gesteht Benisch.

Rund 300 Beamte der Landespolizei waren im Einsatz. Die Bundespolizei, die für die Bahnhöfe zuständig ist, trat mit 150 Kräften an. Das Konzept lautete: strikte Fantrennung. Und das ging auch in weiten Teilen auf. Rund 1000 der 4800 Fürther Fans, die für das innerhalb eines Tages ausverkaufte Pokalderby Karten ergattert hatten, folgten dem Aufruf von Polizei und Fanbetreuern, in Sonder-U-Bahnen nonstop bis zur Nürnberger Messe zu fahren. Die Atmosphäre in den U-Bahnen war aufgekratzt, von Aggressivität konnte bei der Anreise allerdings keine Rede sein — trotz laut skandierter Kampfparolen. „Das ist eine gewachsene Feindseligkeit, die man pflegt“, sagt Thomas Kunzfeld, Kleeblatt-Fan seit 1968. Eine Feindschaft, mit der beim Spiel der Spiele der bravste Fan kokettierte.

Böller fliegen aus dem Fürther Block

Während die Club-Fans mit S-Bahnen ankamen, wurden die Fürther Fans von der Polizei geschlossen von der Messe zur Südhälfte des Stadions begleitet. Die Nebenwirkungen: Aus der Kleeblatt-Menge heraus wurden Böller geworfen. Eine Frau und zwei Polizisten erlitten Knalltraumata. Auch im Fürther Fanblock wurden während des Spiels immer wieder Kracher und sogar Leuchtkugeln gezündet. Den Fans war es gelungen, die Pyrotechnik an den Ordnern vorbei ins Stadion zu schmuggeln.



Überdurchschnittlich viele Besucher des Pokalderbys waren auf den letzten Drücker ins Stadion gehetzt. Einige schafften es erst nach Spielbeginn. Rund um das Stadion hatte sich der Verkehr gestaut. Vermutlich, weil die Fan-Anfahrt mit dem Feierabendverkehr zusammenfiel.

Mehr Frust als Aggression

Die Abreise verlief Polizeiangaben zufolge insgesamt ohne größere Probleme. „Am Bahnhof herrschte mehr Frust als Aggression“, sagt Reinhold Balk von der Bundespolizei. Die Beamten stellten sich allerdings auf eine längere Nacht ein und bereiteten sich auf mögliche Auseinandersetzungen abseits des Stadions vor.

In der Nacht vor dem Derby waren bereits einige junge Club-Fans festgenommen worden, weil sie in Stadionnähe Aufkleber mit Sprüchen wie „Derby is war“ („Derby ist Krieg“) auf Schilder geklebt hatten. Außerdem wurden in den vergangenen Tagen mehrere S-Bahnen beschmiert. Die Nürnberger Ultras und die Fan-Gruppierung „Banda di amici“ sollen laut Polizei ihre Schriftzüge hinterlassen haben.

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