Coole Klamotten

7.9.2014, 21:21 Uhr
Coole Klamotten

© Stefan Hippel

Selina Thiel hat eine blau bestickte Bluse für nur vier Euro entdeckt, für die sie sich sofort begeistert. Nur zu dumm, dass sich eine andere Kundin die Textilie unter den Arm geklemmt hat und sie in der Umkleidekabine anprobiert. Da heißt es für die 16-Jährige: Warten und hoffen, dass die Bluse nicht gefällt. Und die Schülerin hat Glück: Sie spricht die andere junge Frau an, als diese die Kabine verlässt, und bekommt das begehrte Stück. Wobei Selina an den reich bestückten Kleiderstangen sicherlich noch etwas anderes Passendes gefunden hätte.

Denn das Theater ACTelier trennt sich zweimal im Jahr von Requisiten, die nicht mehr benötigt werden — ein Riesenberg von Hosen, Mänteln, Hüten, Tüchern und Schuhen. „Das Echo ist groß und wir sind sehr zufrieden“, meint Luna Mittig, Geschäftsführerin von Act Center, der Akademie für Musical, zu dem auch das Theater gehört. Wie viel Geld am Schluss in der Kasse ist, will sie nicht verraten: „Das ist unser kleines Geschäftsgeheimnis.“

Besucherin Selina Thiel und ihre Mutter Monika haben aus der Zeitung von dem Flohmarkt erfahren. Sie nutzen den Verkauf als gemeinsame Aktivität. Ist die Mutter als Beraterin dabei? „Nein, nein“, räumt Monika Thiel lachend ein, „das ist bei uns normalerweise umgekehrt.“

Catherine Hempenstall hat sich aus dem Fundus ein violettes Dirndl mit Schürze herausgefischt: „Wow, das gefällt mir super gut. Ich liebe deutsche Klamotten. Das ist ideal fürs Münchner Oktoberfest“, meint die Australierin, die als IT-Fachfrau bei adidas arbeitet. Zwar ist das Kleid etwas zu groß, doch das macht Catherine nicht aus. „Ich muss eben noch kräftig essen, dann passe ich schon rein“, merkt sie augenzwinkernd an. Ihr Freund Francesco Ferrante hat in dem bunten Angebot zwar nichts gefunden was ihn anspricht, aber der Italiener mag es, einfach mal zu sehen was alles so rumhängt.

Mantel für einen Film

Coole Klamotten

© Stefan Hippel

Tom Burgard aus Forchheim probiert gerade einen schwarzen, eng geschnittenen Mantel für zehn Euro an. Der Gymnasiast sucht Requisiten, weil er kleine Filme für und mit seiner Familie dreht. Angefangen hatte es bei Omas 60. Geburtstag, doch mittlerweile hat der Filmlaie schon Kurzkrimis und Komödien produziert. Auch seine Schwester, Cousine und seine Tante schauen sich nach geeigneten Verkleidungen für den nächsten geplanten Streifen um. „In dem Mantel könnte ich einen Kommissar spielen“, überlegt der 17-jährige Tom.

Viele der etwa 400 Besucher verlassen das Gebäude an der Dieselstraße mit einem neuen Kleidungsstück (oder auch mehreren). Und Organisatorin Luna Mittig ist zufrieden: „Das Geld kommt unserem Theater und unserem Verein zugute. Schließlich brauchen wir für neue Produktionen auch andere Requisiten.“

 

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