Da schnurrt die „Wirtshauskatze“

3.4.2013, 00:00 Uhr
Klein, aber "oho" präsentiert sich die Wirtshauskatze in St. Johannis.

© Roland Fengler Klein, aber "oho" präsentiert sich die Wirtshauskatze in St. Johannis.

Und diese Wirtshauskatze ist nun nach einigen kulinarischen Streifzügen durch ganz Asien in Nürnberg sesshaft geworden. Genauer gesagt in Johannis.

Schräg gegenüber dem Kulturzentrum Desi haben vier Menschen ein ungewöhnliches Restaurant eröffnet. Ungewöhnlich weniger die „Asiatische Fusionsküche aus regionalen Zutaten“, sondern vielmehr das Lokal an sich. Das befindet sich nämlich dort, wo einst „Tinas Pilsstübla“ zu Hause war. Und deswegen sieht es in der Wiesentalstraße 3 erst einmal genau so aus, wie man sich so ein Pilsstübla vorstellt: Es ist winzig. Vier Barhocker um einen Tresen, weitere zehn an Kleinsttischen. Und damit hört die Ähnlichkeit auch schon auf. „Hier steckt viel Liebe drin“, sagt Stephanie und zeigt auf abgeschliffenes Holz, die selbst gezimmerte Leseecke, dekorative Accessoires. Dass die „Marke Eigenbau“ hier großgeschrieben wird, wundert nicht, wenn man weiß, dass alle vier Wirtshauskatzen und -kater zum Veranstaltungsteam des „Sonnendecks“ der Desi gehören. Hierüber haben sich Mehnert, ihr Mann Tobias Lang und Barbara Hofmann sowie deren Mann Tuanthong Vaidyanond kennengelernt.

Als die Entscheidung zur Gastronomie fiel, war eine andere schon getroffen: „Tuanthong ist der einzige von uns, der wirklich kochen kann. Er hat die thailändische Küche von seiner Oma und der Pike auf gelernt und zuletzt zehn Jahre in London gelebt und als Koch gearbeitet.“ Also asiatische Fusionsküche. Die Gerichte der überschaubaren Karte sind thailändischen, vietnamesischen oder japanischen Ursprungs und weitestgehend vegetarisch. Wer’s fleischig oder zumindest mit der Extraportion Protein will, bestellt für einen kleinen Aufpreis einfach Tofu, Garnele oder Huhn dazu.

Es gibt Miso Suppen oder solche mit Galgant für 3,80 Euro, 2 Euro mehr für die Version „groß mit Reis“. Als „Pfötchenfutter“ (zwischen 3,50 und 5,50 Euro) locken selbst gemachte Frühlingsrollen oder saftige Spieße mit Huhn oder Tofu, mariniert mit Gurken, roten Eschalotten und Satay Sauce. Neben Pad Soba, gebratenen Buchweizennudeln mit Blattspinat und Sesam (8 Euro) findet sich auch ein Pad Kee Man für 7,50 Euro – Drunken Noodles? „Was tut ein betrunkener Thailänder, der nachts nach Hause kommt? Er bereitet sich ein Nachtmahl aus allem, was die Küche so zu bieten hat.“ Es gibt Glasnudelsalat mit fränkischen Kräutern (7 Euro) oder Pam Tam aus grüner Papaya (8 Euro). Freilich noch viel mehr, abends wie zum Mittagshunger. Den kann man jedoch auch mit dem täglich wechselnden Mittagsschmaus stillen. Das Gäng Dhang, saisonales Gemüse mit einer Kokossauce aus roter Currypaste, frischem Ingwer, Galgantwurzeln, Limetten, Koriander und Zitronengras ist köstlich, ausgewogen scharf und ausreichend viel.

Neben ihrer Küche versucht das Quartett der Wirtshauskatze noch etwas anderes zu etablieren, nämlich eine bestimme thailändische Subkultur. „Es gibt in Bangkok eine Art FunkThaiRetroRock, der traditionell bei der Arbeit gehört wird und völlig verloren geht, weil das Land von westlicher Musik überflutet wird.“ Ein befreundeter DJ hat sich dieser Musik angenommen, Platten gewälzt. „Wir haben Gäste hier, die einzig der Musik wegen kommen, denn die gibt es nirgends sonst in Nürnberg“, berichtet Stephanie Mehnert. Und: „Hier muss ja einfach alles stimmen, wenn man ein Restaurant sein will.“ Dass es zu stimmen scheint, bestätigt eine Dame, die das Take Away-Angebot zur Mittagszeit in Anspruch nimmt. „Ganz toll, euer Laden“, sagt sie, als sie die in kompostierbare Schachteln verstauten Gerichte entgegennimmt, „ich muss jetzt leider Gottes jeden Tag kommen“.

Mehr Informationen über die Wirtshauskatze in unserer Rubrik Essen und Trinken!

Verwandte Themen


2 Kommentare