Das Christkind im Interview: "Viele haben vor Freude geweint"

23.12.2014, 08:46 Uhr
Christkind sein ist kein einfacher Job, das weiß Teresa Treuheit mittlerweile. Spaß macht es ihr trotzdem.

© Tobias Lang Christkind sein ist kein einfacher Job, das weiß Teresa Treuheit mittlerweile. Spaß macht es ihr trotzdem.

NZ: Liebes Christkind, was steht 2014 auf den Wunschzetteln der Kinder?

Christkind: Ganz viel Lego, Handys und elektronische Spielsachen. Manchmal schreiben sie, dass jemand wieder gesund werden soll. Die Kinder im Krankenhaus oder in der Psychiatrie haben wohl keine großen Wünsche. Sie haben mir Bilder gemalt.

NZ: Das Christkind bringt die Geschenke – was schenken die Leute dem Christkind?

Christkind: Viel Schokolade, ich weiß gar nicht, wohin damit. Kleine gebastelte Engelchen. Und die Begegnungen und Erinnerungen fürs Leben.

NZ: Du hast David Garrett im Fernsehstudio gesehen, Angela Merkel einen Geschenkkorb überreicht, alleinlebende Senioren und Flüchtlingskinder besucht. Welche Leute waren am interessantesten?

Christkind: Das kann man wirklich nicht vergleichen. Alle sind interessant, weil sie komplett andere Menschen sind. Natürlich ist es cool, wenn man einen superguten Geiger trifft – ich spiele ja selber Geige – oder Berühmtheiten wie die Kanzlerin. Oder Otto Waalkes, der war total nett und hat mir einen Ottifanten ins Buch gemalt. Das sind Wahnsinns-Erfahrungen, die gehen einem nicht so schnell aus dem Kopf. Altenheime fand ich auch in diesem Jahr wieder ganz toll. Da haben viele vor Freude geweint, wenn ich reingekommen bin.

NZ: Was hat Angela Merkel zu dir gesagt?

Christkind: Niemand hörte, was sie gesagt hat. Es war ein bisschen doof, weil mein Mikro an war, aber die Kanzlerin hatte keins. Sie hat bestimmt viermal gesagt, wie sehr sie sich freut. Sie hatte aber keine Zeit und war im Stress, zack, von der Bühne durch die Gänge, Richtung Auto.

NZ: Und David Garrett?

Christkind: Den habe ich zweimal getroffen. Beim ersten Mal, beim Silbereisen, hatte er überhaupt keine Zeit, ich habe mich ihm in den Weg geschmissen und gefragt, ob wir ein Foto machen können. Bei der Sternstunden-Sendung hat er mich dann total freundlich angesprochen und wollte unbedingt ein Foto mit mir. Jetzt bin ich auf seiner Facebook-Seite. Ich habe ein Autogramm von ihm bekommen. Und ich habe ihm auch eins geschrieben.

Das Christkind im Interview:

NZ: Und wie reagierten die Kinder im Flüchtlingsheim auf dich?

Christkind: Die haben hauptsächlich die Gummibärchen abgeholt. Da konnte ich keine Geschichte vorlesen, es war schwierig, weil sie kaum Deutsch verstehen und das Christkind nicht kennen. Sie dachten, ich sei eine Königin oder so was.

NZ: Weihnachten ist in Nürnberg nicht nur heile Welt, oder?

Christkind: Natürlich nicht. Und dann werden auch noch Häuser angezündet, die für Flüchtlinge gedacht waren. Das finde ich ganz schrecklich und brutal. Wenn ich irgendwo ein freies Haus hätte, würde ich es sofort Flüchtlingen geben. Ich habe auch wieder ganz andere Schicksale gesehen, bei den Kindern auf der Krebsstation in Erlangen. Ich habe dort das süße kleine Mädchen vom letzten Jahr wiedergetroffen. Es geht ihr soweit gut, mehr sagten sie mir nicht. Sie ist erst zwei Jahre alt. Sie hat sich total gefreut.

NZ: Glitzernde Weihnachtsbuden und traurige Geschichten – wie kommst du mit dem Kontrast zurecht?

Christkind: Das hat mich diesmal fertiger gemacht als letztes Jahr. Ich konnte am Abend daheim fast nicht mehr reden. Aber man muss versuchen, die Gedanken beim nächsten Termin abzuschalten. Man kann nur versuchen, diese anderen Menschen, ob es ihnen gutgeht oder nicht, glücklich zu machen und ihnen eine Freude zu bereiten. Da darf man nicht mit traurigem Gesicht erscheinen.

NZ: Deine Amtszeit geht dem Ende zu. Wie kaputt bist du?

Christkind: Jetzt geht’s mir wieder besser. Die letzten Tage war ich leider krank. Meine Stimme war fast komplett weg. Kein Wunder, wenn man erst abends heimkommt und früh wieder raus muss. Aber es passt schon so.

NZ: Deine Empfehlung an deine Nachfolgerinnen?

Christkind: Die sollen natürlich bleiben und sich richtig damit befassen, was dahintersteckt und ob sie Kraft und Lust dazu haben. Auch wenn man den Dienstplan liest, sieht man nicht, wie anstrengend manche Termine sein können. Da muss man sich reinfühlen.

Verwandte Themen


0 Kommentare