Das Herz des Landkreises schlug in der Noris

25.10.2008, 00:00 Uhr
Das Herz des Landkreises schlug in der Noris

© Helldörfer

Bis zur großen Gebietsreform von 1972 gab es daher neben dem Stadtkreis auch den Landkreis Nürnberg und folglich ein Landratsamt Nürnberg.

Wüssten Sie noch auf Anhieb, wo dieses zu finden war? Die Antwort wird wohl in den allermeisten Fällen «Nein» lauten. Sicher spielte das Landratsamt für die «Städter» nur eine weniger wichtige Rolle, zumal sich der Kreissitz nach Kriegsende erst einmal in Altdorf befand. Dies erschien logisch, denn bis 1862 bestanden sowohl ein Bezirk Nürnberg als auch Altdorf.

1965 fand dann die schon lange - mindestens seit 1958! - geplante Verlegung des Landratsamtes von Altdorf nach Nürnberg in die Flaschenhofstraße 59 statt.

Dort, an der Einmündung in die Bahnhofstraße, erhielt das Landratsamt ein modernes Dienstgebäude. An dessen nur relativ kurze eigentliche Zweckbestimmung dachte zu diesem Zeitpunkt wohl niemand. Der damalige Kreis Nürnberg erstreckte sich außerhalb unserer Noris südlich der Pegnitz nach Südosten bis zur Landkreisgrenze Neumarkt (u.a. mit Schwaig, Leinburg, Altdorf, Feucht).

Als Besonderheit war die nicht direkt mit dem übrigen Kreisgebiet verbundene Gemeinde Stein (die Stadterhebung erfolgte erst im Jahr 1977) im Südwesten zu nennen. Aber dann sollte in Bayern bald schon eine ziemlich umfassende Gebietsreform nahen . . .

Diese zum 1. Juli 1972 in Kraft getretene Neustrukturierung brachte für die weiß-blauen Landkreise eine ganze Reihe von Auflösungen bzw. Zusammenschlüssen mit sich. Insgesamt wurde die Zahl der bayerischen Landkreise damals von 143 auf 71 verringert.

Das Gebiet östlich von Nürnberg sollte in einen Großkreis mit Sitz in Lauf übergehen und weite Teile der vorherigen Landkreise Nürnberg, Lauf und Hersbruck umfassen. Vom alten Landkreis Nürnberg kamen jedoch einige Gemeinden nicht zum neuen Kreis.

Die Stadt Stein wurde dem Landkreis Fürth zugeteilt, während die Gemeinden Brunn und Fischbach zur Stadt Nürnberg gelangten. Die ehemaligen Laufer Gemeinden Benzendorf, Eckenhaid und Herpersdorf wurden indes in den Landkreis Erlangen-Höchstadt eingegliedert.

Das Landratsamtsgebäude in der Nürnberger Flaschenhofstraße diente vorläufig weiter seinem ursprünglichen Zweck, nunmehr als Außenstelle des Landratsamtes Lauf. Erst als dort im März 1976 der neue Gebäudekomplex bezogen werden konnte, war auch das «physische» Ende der Nürnberger Dependance gekommen. 1973 benannte man übrigens den Landkreis von «Lauf» in «Nürnberger Land» um, behielt jedoch das gewohnte Kfz-Kennzeichen LAU bei.

Heute laufen die renovierten Bauten Flaschenhofstraße 55-59 offiziell unter dem Namen «Staatliches Ämtergebäude Flaschenhofstraße» und beherbergen das Wasserwirtschaftsamt, das staatliche Bauamt, das Vermessungsamt und die Autobahndirektion Nordbayern.

Das Haus Nummer 59 (hier befand sich der frühere Standort des Landratsamtes) wird vor allem durch die Autobahndirektion genutzt, ist nicht mehr separat zugänglich, sondern nur noch vom benachbarten Hauptgebäude aus.

Aber immerhin dient der einstige Kreisverwaltungs-Standort nach wie vor amtlichen Belangen. Anderswo gelang das nicht überall - so musste etwa im oberfränkischen Naila das 1961 errichtete Dienstgebäude des Landratsamtes bereits zwei Jahrzehnte später wieder der Abrissbirne weichen.

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