"Das kotzt uns an": Fan-Eskapaden ärgern Anhänger

23.10.2016, 20:33 Uhr
Die beiden langjährigen Dauerkarteninhaber Jörg und Michael sind strikt gegen Pyrotechnik im Stadion.

© tsr Die beiden langjährigen Dauerkarteninhaber Jörg und Michael sind strikt gegen Pyrotechnik im Stadion.

Der Ärger über die Ereignisse rund um das Auswärtsspiel in Karlsruhe, bei dem Club-Fans mit Pyrotechnik und durch ihr Verhalten fast einen Spielabbruch provozierten, ist noch nicht verraucht. Die Fans hadern mit den Problem-Fans.

Für Jörg Hofbeck, 40, und Michael Messer, 45, ist es völlig unverständlich, dass diese Anhänger sogar einen Abbruch "billigend in Kauf nehmen", wenn der Club führt. "Und am Ende muss der Verein auch noch zahlen." Die beiden haben Dauerkarten in der Nordkurve, sind also auch mittendrin, wenn’s bei Heimspielen qualmt.

Den Choreographien, für die sich in erster Linie die Nürnberger Ultras verantwortlich zeichnen, können die beiden viel abgewinnen, "die sind schon toll" — nur bitte ohne Pyrotechnik. Im Heimspiel gegen Hannover gibt es weder noch. Eine Choreographie verbietet der Club kurzfristig. Es ist das Ergebnis einer Besprechung des Vorstands mit Vertretern der Ultras und der Banda di Amici, aus deren Reihen man die Zündler vermutet. "Vielleicht lernen sie etwas aus der Bestrafung", hofft Jörg. Er selbst gibt sonst gerne ein, zwei Euro, um Choreos zu unterstützen, für Pyrotechnik hat er aber absolut kein Verständnis. "Seid ihr doof?", ruft er dann manchmal den Verursachern von seinem Platz in Block 10 aus zu, "aber das juckt die nicht."

Das haben auch Andi, 41, und Anja, 36, erlebt. Die beiden sehen Heimspiele im Block 7, "Heimat", der Banda. Und einer der Blöcke, die bald womöglich wieder vom DFB zur Strafe für die Fan-Entgleisungen geschlossen werden, "was uns sehr, sehr ankotzt".

Andi und Anja konfrontierten zündelnde Fans bereits - erhielten aber keine Reaktion.

Andi und Anja konfrontierten zündelnde Fans bereits - erhielten aber keine Reaktion. © tsr

Andi und andere Fans im 7er haben versucht, mit zündelnden Fans zu reden. Sie stießen auf taube Ohren. Stattdessen würden normale Fans mitunter "rausgeekelt". Deswegen ist die Strafe durch den Club "zu wenig", sagt Andi. Er würde "jedem Polizisten eine Kamera in die Hand drücken, den Block abschließen und von allen Personalien aufnehmen". Wie gefährlich Pyrotechnik ist, hat Anja bei einem Vorfall in Bochum mit mehreren Verletzten live erlebt.

Deshalb ist Markus, 33, dafür, Pyrotechnik kontrolliert abzubrennen — vor dem Block. Oder nur Rauchbomben zu erlauben, „die sind weniger gefährlich“. Die Reaktion von Verein und Öffentlichkeit hält er aber für übertrieben, "bei der Vierschanzen-Tournee gibt es auch Pyro, da sagt keiner weiß". Vermummen dürften sich Anhänger aber nicht.

Pfarrer Jochen (li.) ärgert sich über das "vereinsschädigende" Verhalten der Fans.

Pfarrer Jochen (li.) ärgert sich über das "vereinsschädigende" Verhalten der Fans. © tsr

Markus ist eine Ausnahme. Den meisten stinkt die Zündelei, auch Jochen, 48, und Johannes, 52. Eine "Sauerei" sei das in Karlsruhe gewesen, vereinsschädigend obendrein, sagt Pfarrer Jochen. Deswegen ruft Club-Vorstand Michael Meeske im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk auch die Masse der Fans auf, gegen ein solches Verhalten einzustehen. Wie? Jochen wird pfeifen, wenn es im Stadion das nächste Mal raucht. "Aber ob die Idioten das interessiert?"

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