Das Podium zum Historischen Rathaussaal zum Nachlesen

12.5.2014, 20:16 Uhr
Vollbesetzte Reihen: Das Podiumsgespräch zum Historischen Rathaussaal in Nürnberg stieß auf reges Interesse.

© Michael Matejka Vollbesetzte Reihen: Das Podiumsgespräch zum Historischen Rathaussaal in Nürnberg stieß auf reges Interesse.

20.16 Uhr: Michael Husarek beschließt den Abend - die teilweise lebhafte, aber stets sachliche Debatte auf dem Podium ist beendet.

20.13 Uhr (Letztes Fazit des Podiums): Fleischmann: "Ich plädiere nach wie vor für die Bemalung. Sie ist machbar, ist die Vollendung der vor 70 Jahren zerstörten Stadt Nürnberg, und es wäre ein wunderbares Geschenk zu Dürers 550. Geburtstag." Maly: "Schauen Sie bitte mal nach oben: Dieser Saal ist wunderschön." Enderle: "Das hat Söder auch schon gesagt - aber er muss noch schöner werden." Lehner: "Als Vorsitzende des Albrecht-Dürer-Fanclubs spreche ich ab und zu mit dem Meister - und er sagt zu mir: "Bitte tut es nicht!""

20.05 Uhr (Frage an Enderle): "Der Schuss könnte nach hinten losgehen - keine Würdigung Dürers, sondern eine Bechädigung. Ein Restaurator müsste mit Vorlagen aus dem Frühbarock arbeiten." Enderle: "Die Gefahr besteht natürlich. Dann müsste man aber auch die Menschen warnen, die ins Dürerhaus gehen. Außerdem war der Saal auch früher kein reiner Dürer."

20.03 Uhr (Frage an Frau Lehner): "Glauben Sie wirklich, sie mit ihrem Konzept im Saal Eintritt verlangen können?" Lehner: "Wir wollen doch gar keinen Eintritt verlangen."

20.01 Uhr: Die Fragerunde gestaltet sich schwierig. Viele Zuschauer nutzen das Mikrofon zu persönlichen Meinungsäußerungen, die mit dem Thema des Abends teilweise nur wenig bis gar nichts zu tun haben.

19.56 Uhr (Frage aus dem Publikum): "Die Vorschläge schließen sich doch nicht gegenseitig aus." Antwort Maly: "Das stimmt." Antwort Enderle: "Das schließt sich nicht gänzlich aus, auch wir hätten gerne eine Ergänzung zur Ausmalung. Aber wenn wir nicht gewinnen, ist das Thema ja nicht für alle Zeit beendet."

19.50 Uhr (Frage aus dem Publikum): "Wenn ich an die Kommunalwahl denke, war die Beteiligung erschreckend niedrig - bei Europawahlen noch niedriger. Die Altstadtfreunde mobilisieren aber ihre Anhänger. Kann es sein, dass es dadurch ein Wahlergebnis geben wird, das die eigentlichen Verhältnisse nicht widerspiegelt?" Maly darauf: "Im besten Fall beflügeln sich die Europawahl und das Begehren gegenseitig."

19.39 Uhr (Meldung aus dem Publikum): "In Augsburg ist der Saal rein auf Initiative der Bürger gemacht worden - da stimmen die Farben teilweise auch nicht. Letztlich ist das natürlich eine Kulisse, aber der Mensch, der diesen Saal betritt, der sieht diese Kulisse nicht, sondern er hat einfach Respekt vor der Vergangenheit. Es geht doch darum, den "Klang" des Raumes wieder herzustellen."

19.37 Uhr (Maly): "Wir sprechen da über Kunst, nicht einfach nur über Stundenlöhne und Quadratmeterpreise. Da dürften unsere Kalkulationen schon realistisch sein."

19.33 Uhr (Enderle): "Ich könnte jetzt auch verschiedene Zahlen in den Raum werfen. Was kann man mit 9 Millionen machen? Grob geschätzt könnten für das Geld zehn Leute sieben Jahre daran arbeiten. Drei bis vier Jahre Arbeitszeit sind da nicht realistisch, aber natürlich wird das Millionen kosten. Das muss uns der Rathaussaal aber auch wert sein. Wenn man da jetzt Tablets anschafft, verschleißen die irgendwann - unsere Lösung dagegen ist dauerhaft."

19.31 Uhr (Maly): "Bisher habe ich kein einziges Mal über Geld gesprochen. Und wenn die Nürnberger das wollen, dann müssen wir eben sehen, woher wir das Geld nehmen. Wir haben versucht, mit dem bayerischen Landesamt für Denkmalpflege zu einem Preis zu kommen. Das ist schwierig, weil nicht klar ist, welcher Künstler sich auf welche Weise betätigen wird. Aber wir sollten die inhaltliche Auseinandersetzung führen, nicht die finanzielle."

19.30 Uhr (Voigt): "Auch die Frage der Kosten dürfen wir nicht vergessen. Eine erste Schätzung spricht von 6,5 bis 9 Millionen Euro."

19.27 Uhr (Maly): "Diejenigen, die skeptisch sind, werden immer als geschichtslos hingestellt. Nürnberg hat eine 1000-Jährige Geschichte. Große Teile dieser Zeit können wir nicht mehr rekonstruieren. Nürnberg hat sich im Laufe der Jahrhunderte auf natürliche Weise verändert. Wenn wir da jetzt den Saal wieder herstellen, stellen wir eigentlich eine Kulisse auf."

19.25 Uhr (Lehner): "Hier muss etwas passieren, keine Frage. Aber warum fordern Sie das nicht schon seit 20 Jahren? Und man spricht immer von Fertigstellung. Wie gehen wir dann mit den Originalen um, die noch an der Wand sind? Mit den Steinreliefs? Ich würde gerne mal ein Konzept sehen. Dürer hat außerdem eine Außenbemalung vorgesehen. Die müsste dann auch angebracht werden."

19.21 Uhr (Enderle): "Ja, wir müssen uns in der Kunst mit der Gegenwart auseinandersetzen. Aber dieser Raum ist doch auch schon als historischer Raum rekonstruiert worden, und in dieser Form ist er ohne Bemalung einfach nicht fertig. Warum ist in den letzten 25 Jahren in diesem Saal nichts passiert? Wenn der Saal so ein toller Raum ist, warum ist er dann bis heute nicht öffentlich? Die Leute können in die Lochgefängnisse gehen, aber nicht hier hinein."

19.20 Uhr (Fleischmann): "Blicken wir nach München: Die Münchner Residenz war am Ende des zweiten Weltkriegs fast vollständig zerstört. Dann haben die Münchner sie wieder aufgebaut. Wenn etwas zerstört ist, dann ist es doch selbstverständlich, dass ich es wieder herstelle. Wenn der Schöne Brunnen, der übrigens auch eine Kopie ist, schwer beschädigt würde, würden wir ihn doch auch wieder herstellen."

19.15 Uhr (Fleischmann): "Es geht nicht um die Touristen, sondern um die Nürnberger Bürger. Diese Stadt ist nach Dresden die Stadt gewesen, die am stärksten im zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Warum die Skrupel, etwas wieder herzustellen? Mit dem Bernsteinzimmer hat man es doch auch gemacht. Dabei geht es nicht um Disneyland, sondern um die Identität der Stadt." (Applaus)

19.14 Uhr (Maly): "Mit einer Rekonstruktion würden wir den Touristen etwas vormachen. Wir haben noch nie Kulissen aufgebaut, und das würden wir dadurch aber tun."

19.12 Uhr (Maly): "Mit heutiger Reproduktionstechnik könnten wir einen Dürer so kopieren, dass er wie das Original aussieht. Und trotzdem ist es kein Original. Selbst wenn die Rekonstruktion ginge - was ich nicht glaube - würde ich sie deswegen nicht wollen. Ja, die gezeigten Tugenden sind zeitlos, und trotzdem würden wir sie heute ganz anders darstellen."

19.07 Uhr (Lehner): "Das ist ja alles richtig, und Herr Fleischmann und ich kommen aus dem gleichen historischen Stall. Aber Sie müssen sich vorstellen, damals hat ein politischer Rat, der auf seine Stadt stolz war, dem bedeutendsten Künstler der damaligen Zeit den Auftrag zur Bemalung gegeben - und ein solcher Auftrag bedeutet immer, sich mit der Gegenwart auseinanderzusetzen. Das hat Dürer gemeistert, auch wenn er den Pinsel wahrscheinlich nicht alleine geführt hat. Und jetzt, Jahrhunderte später, sitzen wir als Nürnberger Rat hier und sagen, dass uns nichts anderes mehr einfällt als das, was andere Jahrhunderte vorher getan haben. Die damalige Bemalung müssten wir den Menschen doch heute erklären."

19.06 Uhr (Enderle): "Die Frage ist, soll der Saal in der Form von 1904/05 wieder hergestellt werden - und da ist die Quellenlage ausgezeichnet."

19.05 Uhr (Fleischmann): "Die Fassung von 1613 ist recht gut dokumentiert und wäre gut zu rekonstruieren."

19.03 Uhr (Fleischmann): "Was mir bei der ganzen Debatte völlig untergeht, ist die Idee hinter der damaligen Bemalung. Das war ein moralisch-ethischer Appell an die Bürger, ein gerechtes Leben zu leben. Das sind Werte, die sind gesellschaftsübergreifend."

18.57 Uhr (Fleischmann): "Michael Mathias Prechtl hat darauf hingewiesen, dass die vorliegenden Entwürfe zu klein waren, um sie so zu übernehmen. Dürers Entwürfe lagen nur im Maßstab 1:20 vor und waren nur ein Konzept. Das ließe sich nicht einfach übertragen."

18.54 Uhr (Maly): Ich sehe mir gerne Kunst an, aber immer im jeweiligen Kontext. Prechtl hat das gespürt und hätte das Gemälde dem Zeitgeist angepasst. Das, was wir bekommen würden, wäre ein neues Bild aus einem alten Kontext. Das wäre nicht authentisch."

18.50 Uhr (Maly): "Wenn man Gäste aus dem deutschen Umfeld hat, kommt man immer auf das Thema Zerstörung und Wiederaufbau. Und die Rückmeldung ist immer, dass hier im Saal nichts vermisst wird. Mich leiten andere Überlegungen: Geht das überhaupt? Kriegen wir Dürer zurück ins Rathaus? Und mein Gedanke ist: Mit Sicherheit nicht. Wir kriegen vielleicht eine Kopie, aber eben keinen Dürer. Wir können hier keinen echten Dürer zeigen. Und die zweite Frage: Sollen wir rekonstruieren? Ich denke nein. Die Gründe hat Frau Lehner bereits aufgeführt. Den historisch bedeutsamsten Zustand nach dem Ende des 30-jährigen Krieges können wir ohnehin nicht wieder herstellen."

18.49 Uhr (Enderle): "Wenn wir uns am 25. Mai nicht durchsetzen, wird es hier Tablets geben. Ich glaube aber, dass der Saal so nicht funktionieren wird. Man muss den Leuten etwas bieten - das kann man nicht durch kalte Technik machen. Dieser Raum muss ein Ort der Identifikation für die Nürnberger sein."

18.46 Uhr: Enderle zu Lehners Idee: "Ich habe die Idee schon gelobt. Aber in diesem Saal ist 25 Jahre nichts passiert. An Dürer erinnert nur noch eine Tafel, sonst deutet nichts darauf hin - also ist der Saal nicht fertig."

18.46 Uhr: Enderle bedankt sich bei OB Maly, dass er das Ratsbegehren möglich gemacht hat.

18.45 Uhr: Ergebnis der Abstimmung beim Einlass: Die Lager sind fast gleich stark - 49 Prozent sind für die Ausmalung, 51 Prozent dagegen

18.43 Uhr (Lehner): "Wir möchten historisches Erbe sichern und bewahren, wir möchten aber auch Neues vermitteln."

18.41 Uhr (Lehner): "Warum nicht alte Bilder aus unserer Sammlung an die Wände hängen und dadurch den Rathaussaal zu einer Galerie machen?"

18.40 Uhr (Lehner): "Wir möchten diesen Saal auf unterschiedliche Weise mit Leben füllen."

18:39 Uhr (Lehner): "So bliebe es den Besuchern selbst überlassen, wie sie den Saal sehen."

18.37 Uhr: Frau Lehner erläutert die Idee, den Besuchern die Bemalung des Saals mittels "Augmented Reality" vorzustellen. Der Saal bliebe dabei, wie er ist - Zuschauer könnten aber durch Tablets die verschiedenen Stadien der Bemalung im Saal sehen.

18.33 Uhr (Lehner): "Wir möchten mit dem Saal 700 Jahre Geschichte erzählen."

18.31 Uhr (Lehner): "Als wir 2012 hier Bilder des früheren Zustandes an die Wand geworfen haben, haben wir die Büchse der Pandora selbst geöffnet."

18.29 Uhr: Kulturreferentin Prof. Dr. Julia Lehner übernimmt.

18.27 Uhr: Die Altstadtfreunde betonen, dass solche Rekonstruktionen überall in Deutschland funktioniert haben - "nur in Nürnberg hakt es mal wieder".

18.22 Uhr: Mit verschiedenen Abbildungen und Farb-Dias wird gezeigt, wie sich das Aussehen des Rathaussaals über die Jahre hinweg verändert hat.

18.16 Uhr: Die Ideen der Altstadtfreunde zur Gestaltung des Saals werden vorgestellt.

18.07 Uhr: Voigt betont, dass der Rathaussaal im Verlauf seiner Geschichte mehrfach restauriert und teilweise sogar neu bemalt werden musste, weil vorherige Bemalungen nicht mehr zu retten waren. Grund war die Beleuchtung durch Fackeln, wegen denen die Wände stark verrußten.

18.04 Uhr: Hartmut Voigt (NN) erklärt kurz die Geschichte des Rathaussaals.

18.03 Uhr: Die Diskutanten werden vorgestellt - am meisten Applaus erhält Karl-Heinz Enderle von den Altstadtfreunden. Ein Vorzeichen für den Verlauf des Abends?

18.00 Uhr: Michael Husarek (NN) begrüßt die Zuschauer: Die Veranstaltung beginnt.

17.59 Uhr: Die Teilnehmer der Debatte nehmen auf dem Podium Platz - es wird leiser im Rathaussaal.

17.53 Uhr: OB Maly ist eingetroffen und schüttelt noch einige Hände.

17.49 Uhr: Noch ist in den hinteren Reihen der eine oder andere Stuhl frei, dafür sind die seitlichen Sitzbänke mittlerweile nahezu voll besetzt. Die Zuschauerscheinen die harten Sitzgelegenheiten gerne in Kauf zu nehmen, um dafür etwas näher am Geschehen zu sein.

17:31 Uhr: Bereits nach wenigen Minuten ist der Saal zur Hälfte gefüllt. Das Interesse der Nürnberger am Thema Rathaussaal scheint nach wie vor ungebrochen zu sein.

 

17.25 Uhr: Die Türen sind offen - die Zuschauer der Debatte strömen in den Saal.

 
 

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