Das Runde mischt das Ewig-Eckige mächtig auf

13.9.2017, 20:47 Uhr
Das Runde mischt das Ewig-Eckige mächtig auf

© Foto: Gemeindearchiv

Die 1956 eingeweihte, katholische Allerheiligen-Kirche nüchtern zu nennen, ist fast noch eine Untertreibung. Sie ist als großer, fast übergroßer Versammlungsraum gestaltet. Denn nichts anderes bedeutet das altgriechische "ekklesia", aus dem sich das deutsche Wort Kirche entwickelt hat. Alle Linien des Raumes aber laufen auf den großen Christusbaldachin über dem Altar zu. Als Gegenpunkt hat der bedeutende Glasmal-Professor Hans Uhl einen Rosetten-Entwurf über dem Eingangsportal angefertigt, der dann von der Nürnberger Firma Frenzel ausgeführt wurde.

Sie zeigt in der Mitte die Geisttaube, rot als Symbol für die Feuerflammen des Heiligen Geistes und für die Gottesliebe, Gold als Farbe der Heiligkeit, blau als Farbe der Welt (zwölf äußere Kreise), in die durch die Apostel (zwölf Kreise mittlerer Größe mit Feuerflammen) Gottes Geist weitergegeben werden soll. Das soll verdeutlichen: Nicht aus eigener Leistung oder Kraft ihrer menschlichen Tüchtigkeit sind Menschen "Heilige" geworden, sondern durch den Heiligen Geist.

Keine okkulte Bedeutung

Bei genauerem Hinsehen erkennt man im Zentralfenster aber auch ein Pentagramm, einen fünfzackigen Stern. Der hat hier allerdings überhaupt keine okkulte Bedeutung, so als hätte sich Satan nun auch durch die Hintertür eingeschlichen. Eine christliche Deutung für die fünf Ecken sind nämlich die fünf Wunden Jesu Christi.

Der 1897 in Frankfurt am Main geborene Uhl knüpft hier an Fensterrosetten gotischer Kirchengebäude an, wie sie in großartiger Manier natürlich der Nürnberger Lorenzkirche verwirklicht wurde. Inspiriert sind sie von den prachtvollen Vorgängerbauten der französischen Hochgotik. Erinnert sei nur an die Kathedralen von Chartres, Reims, Amiens oder Beauvais. Die Farbigkeit von Uhls Fensterbildern steht dabei in Kontrast zur Sachlichkeit in Weiß und Braun der weiteren Ausstattung. Auch dass die Rosette die einzigen Rundungen im Kirchenraum zeigt, hebt sie hervor.

Ansonsten dominieren in dem schmucklosen Kirchenschiff mit seinen starren Bankreihen mit Frontalblick die geraden und eckigen Formen. Nur wenige Jahre nach der Einweihung setzte das Zweite Vatikanische Konzil zur Liturgiereform an, der die Gläubigen mehr ins Geschehen einbinden wollte. Von da ab wurden kreisrunde oder trapezförmige Bestuhlungsformen modern.

Rosetten-Schöpfer Hans Uhl war Schüler von Arthur Volkmann am Kunstmuseum Städel in seiner Geburtsstadt Frankfurt. Zunächst spezialisierte sich der Industriemaler auf Glasmalerei. 1920 wurde er vom Berliner Maschinen- und Lokomotivbau-Unternehmen Borsig unter Vertrag genommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wirkte er dann als freischaffender Maler mit Atelier in Adelholzen im oberbayerischen Kreis Traunstein. Es gibt zahlreiche Ölgemälde, Gouachen oder Pastelle von ihm.

Wer einmal die Vitus-Kirche in Rottendorf bei Würzburg besucht, kann auch ein zentrales Deckengmälde von Uhl kennenlernen, das in den Jahren 1953 bis 1954 entstanden ist. Es zeigt die Geburt Christi, seinen Tod am Kreuz und seine Himmelfahrt. Insofern ist das Pfingstthema in Schoppershof eine natürliche Fortsetzung dieser Linie.

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