Das steckt hinter dem "Blitzer" an der Regensburger Straße

20.3.2018, 05:54 Uhr
Das steckt hinter dem

© Michael Matejka

Sie ist blau und gut vier Meter hoch. An der Regensburger Straße stadtauswärts steht eine Säule mit Fenstern. Sie ist verdächtig, weil Autofahrer einen neuen Blitzer vermuten - und hier brav nicht mehr als die vorgeschriebene Geschwindigkeit fahren. Doch in der Polizeipressestelle weiß man von der Säule nichts. Nur, dass an der Ecke Ben-Gurion-Ring/Regensburger Straße ein vierter Superblitzer vom Typ "PoliScan Speed" in Planung ist. Doch der ist weder blau noch über vier Meter hoch.

Dann aber löst sich das Rätsel. Es ist eine von bundesweit rund 600 Maut-Kontrollsäulen aus dem Hause Toll Collect. Eine weitere wird in den kommenden Tagen im Stadtnorden an der Erlanger Straße, Höhe Boxdorf, errichtet, noch eine steht im Süden auf der Strecke zwischen Nürnberg und Schwabach. Auch in der Region wurden schon einige Maut-Säulen gesichtet: Beispielsweise an der B14 Richtung Ansbach und an der B8 nahe Oberferrieden.

Hintergrund: Ab Juli wird die Lkw-Maut auch auf alle Bundesstraßen ausgeweitet. Die Straßengebühr gilt für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen statt auf 15.000 dann auf 52.000 Kilometern. "So wie die Maut-Brücken auf den Autobahnen werden die Kontrollsäulen an den Bundesstraßen überprüfen, ob vorbeifahrende Fahrzeuge mautpflichtig sind, und die Gebühr ordnungsgemäß entrichten", sagt Toll-Collect-Sprecherin Claudia Seen.

14 Cent pro Kilometer

Die Technik funktioniert ähnlich wie die der Maut-Brücken über Autobahnen: Zunächst stellt das System fest, ob ein Fahrzeug mautpflichtig ist (im Schnitt 14 Cent pro Kilometer). Passiert ein Fahrzeug eine Kontrollstelle, knipst eine Kamera ein Übersichts-, ein Seitenansichts- und ein Kennzeichenbild. Ein im Lkw installiertes Gerät, die "On Board Unit", sendet Fahrtdaten und Merkmale an die Kontrollsäule. Dabei spielen die Zahlen der Achsen, Schadstoffklasse und fälliger Mautsatz eine Rolle.

Passt alles, hat das Unternehmen den Transporter entsprechend gemeldet und den Wegzoll beglichen, werden nach Angaben von Toll Collect alle Daten sofort gelöscht. Besteht aber der Verdacht, die Maut geprellt oder falsch gezahlt zu haben, werden sie an das Kontrollzentrum in München weitergeleitet. Das alles passiert in Sekundenbruchteilen.

Dann kommt das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) ins Spiel. Kontrolleure der Behörde nehmen die Verfolgung des verdächtigen Lkw auf. "Die Daten des Transporters und das Kennzeichen tauchen auf dem Display im Kontrollfahrzeug auf, Fahrer und Beifahrer machen sich auf den Weg", erklärt BAG-Sprecher Horst Roitsch. Die Beamten können die Strecke des Transporters über das Netz der Kontrollstellen nachvollziehen. "An geeigneter Stelle leiten die Kollegen dann den Lkw aus und gehen der Sache nach." Den Maut-Sündern droht ein Bußgeld zwischen 120 und 480 Euro.

Geld für Straßenbau

Für den Bund bedeutet das höhere Einnahmen. Im vergangenen Jahr kassierte er rund 4,6 Milliarden Euro aus der Lkw-Maut. Durch die Ausdehnung sollen es rund zwei Milliarden Euro mehr werden. Das Geld fließt per Gesetz in den Straßenbau. Allerdings werden ab Juli nun auch inländische Unternehmen zur Kasse gebeten, die in der Regel keine Autobahnen, aber Bundesstraßen nutzen. Durch die Ausweitung rechnet Toll Collect damit, dass rund 30.000 Firmen mit etwa 140.000 Fahrzeugen betroffen sind. Der Deutsche Speditions- und Logistikverband hat darauf schon reagiert: Die Maut sei für die Branche wie eine Steuer. Laut Verband werden die Firmen die Kosten an die Kunden weitergeben.

Doch wie ist es bei landwirtschaftlichen Betrieben? Sie nutzen mit ihren schweren Fahrzeugen ebenso die Bundesstraßen, um auf ihre Felder zu kommen. Grundsätzlich, so BAG-Sprecher Horst Roitsch, gilt, dass "land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge mit einer bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit von 40 Kilometer pro Stunde von der Maut befreit sind". Maschinen, die schneller als 40 km/h fahren, aber nur für Feldarbeiten konstruiert sind, fallen auch nicht unter die Mautpflicht. (StandPunkt unten)

5 Kommentare