Der Friedrich-Ebert-Platz: Beton statt Grünfläche

10.8.2015, 20:39 Uhr
Der Friedrich-Ebert-Platz: Beton statt Grünfläche

© Günter Distler

Motorengeräusche von Bussen, hupende Autos und Straßenbahnlärm übertönen das Blätterrascheln der wenigen Bäume am Friedrich-Ebert-Platz. Seit die Station der U 3 im Dezember 2011 eröffnet wurde, dominiert grauer und inzwischen fleckiger Beton das Bild des Platzes.

Der Friedrich-Ebert-Platz: Beton statt Grünfläche

© Günter Distler

Wo im 19. Jahrhundert eine Grünanlage war, ist heute ein Verkehrsknotenpunkt und ein Zentrum für Fahrgäste entstanden. Direkt am Platz befinden sich ein Bäcker, eine Eisdiele, eine Apotheke und eine Bank, die sich in einem alten Jugendstilhaus niedergelassen hat. Ein mächtiger Eingang zur U-Bahn aus Beton mit Glasdach verdeckt den früheren Blickfang des Platzes. „Die neue Anbindung mit der U-Bahn ist toll, nur schade, dass das schöne Haus jetzt überdeckt ist“, bedauert Helga Stiebel und spricht aus, was viele Anwohner denken. Die 72-Jährige hält nicht viel von den grauen Betonmauern. „Ich fürchte, die wird bald jemand vollsprayen.“

Früher sah es auf dem Friedrich-Ebert-Platz an der Grenze zwischen den Stadtteilen St. Johannis und Gärten hinter der Veste ganz anders aus. Zwischen 1817 und 1821 ließ der Kaufmann Georg Zacharias Platner auf dem Gebiet in der Nordstadt eine öffentliche Grünanlage im englischen Stil errichten, die mit seinem angrenzenden Privatgarten, dem Colleggarten, eine Einheit bildete. Die „Platnersanlage“ benannte man 1954 nach dem ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik, Friedrich Ebert. An Georg Platner erinnert auf dem Platz noch der griechische Biergarten „Platnersanlage“.

Völlig kahl ist der heute umgebaute Platz jedoch nicht. Kleinere, erhöhte Rasenflächen mit jungen Bäumen befinden sich direkt an der Straßenbahnhaltestelle. Rund um die Grasflächen dient eine Steinumrandung als Sitzfläche, auf der an diesem Nachmittag nur eine Frau mit ihrem Buch zu finden ist. An Mülleimer und eine Toilette direkt am Treppenaufgang der U-Bahn wurde ebenfalls gedacht. Gegenüber des Platzes lädt der Colleggarten zum Spazieren ein. Die Besucher schätzen zudem die Geschäfte in der Bucher Straße. So auch Chemie-Student Philipp Heeger: „Es gibt hier richtig viele Einkaufsmöglichkeiten und schöne Cafés.“

Trotz aller Bemühungen der Stadt, den Friedrich-Ebert-Platz nach dem Umbau zum Strahlen zu bringen, sind viele Bürger von der Aufmachung des Platzes nicht überzeugt. Eine Passantin findet, der Platz könnte bunter sein: „Es gibt so viele Künstler in der Stadt, die etwas aus dieser Betonwüste machen könnten.“ Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Für die einen wirkt der Platz mit den quadratischen Formen modern, für die anderen ist der Anblick ein Graus. Punkten kann der Platz aber immerhin mit der Verkehrsanbindung.

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