Der Muezzin bleibt aber stumm

24.4.2012, 07:50 Uhr
Der Muezzin bleibt aber stumm

© Harald Sippel

AMJ betreibt rund 35 Moscheen in Deutschland, darunter ist auch eine der größten, die Khadija in Berlin-Heinersdorf. Als diese 2008 gebaut wurde, gab es zunächst großen Widerstand in der Bevölkerung, danach beruhigte sich die Lage aber schnell wieder. In Nürnberg ist eine 800 Quadratmeter große Moschee mit zwei Stockwerken und einer acht Meter hohen Kuppel geplant. Es soll fast 13 Meter hohe, stilisierte Minarette geben. Insgesamt ist es eine eher kleine Anlage mit Gebetsräumen für Frauen und Männer sowie einem Lesesaal.

Nachdem die Bauvoranfrage im vergangenen Frühjahr positiv ausfiel, wurde jetzt ein Bauantrag eingereicht. Wann es mit dem Bau losgeht, konnte Mohammad Dawood Majoka, Pressesprecher der AMJ Deutschland, aber nicht sagen. Bestandteil des Bauantrags ist auch eine Gebetsregelung: Es wird keine Lautsprecher an den Minaretten und auch keine öffentlichen Gebetsaufrufe eines Muezzins geben. Die Minarette haben eher eine symbolische Bedeutung. Insgesamt sind nur sechs Stellplätze geplant. Für 15 Mitglieder einer Glaubensgemeinschaft je ein Parkplatz.

Verknüpft ist die Baugenehmigung noch mit einer Anfrage an den Verfassungsschutz. Nachdem die AMJ nicht als extrem eingestuft wird und im bayerischen Verfassungsschutzbericht auch nicht auftaucht, dürfte einer Baugenehmigung nichts im Wege stehen. „Die AMJ gilt nicht als problematisch und hat sich immer wieder an unserem Dialog beteiligt“, sagt Hans-Martin Gloël von der Begegnungsstätte von Christen und Muslimen Brücke-Köprü.

Im Unterschied zu einem reinen Gebetsraum ist eine Moschee (= Ort der Niederwerfung) das Gebäude, in dem das Pflichtgebet der Gläubigen am Freitag abgehalten wird. In Nürnberg gibt es inzwischen insgesamt rund zehn Moscheen von unterschiedlichen muslimischen Gruppierungen. Die AMJ, die ursprünglich aus Pakistan stammt, wird von den orthodoxen Muslimen nicht als gleichwertig anerkannt, weil sie davon ausgeht, dass es neben Mohammed noch weitere Propheten gegeben hat.

Proteste gegen Moscheen entstünden immer dann, so Gloël, wenn kein oder zu spät Dialog mit der Bevölkerung geführt wird: In Köln gab es 20.000 Protestunterschriften aus Angst vor Überfremdung, in Duisburg kaum welche.

 

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