Die Dokuzentren Nürnberg und München im Vergleich

24.11.2015, 18:23 Uhr
Während das Nürnberger Dokuzentrum sich quasi als Stachel im Fleisch mitten in die von den Nazis errichtete Kongresshalle hineinbohrt, erwartet die Besucher in München...
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Das Gebäude

Während das Nürnberger Dokuzentrum sich quasi als Stachel im Fleisch mitten in die von den Nazis errichtete Kongresshalle hineinbohrt, erwartet die Besucher in München... © Stefan Hippel

...ein funktionaler Neubau. Der Würfel mit einer Kantenlänge von 22,5 Metern besticht durch seine Schlichtheit. Das Gebäude steht in der Brienner Straße - und liegt somit mitten im ehemaligen Parteiviertel. München, einst von Hitler zur Stadt der Bewegung ernannt, war Sitz der NSDAP - bis zu 6000 Menschen arbeiteten in den umliegenden Gebäuden. Fazit: Der von Günther Domenig stammende Entwurf beeindruckt nach wie vor, München lockt hingegen mit moderner Architektur.
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Das Gebäude

...ein funktionaler Neubau. Der Würfel mit einer Kantenlänge von 22,5 Metern besticht durch seine Schlichtheit. Das Gebäude steht in der Brienner Straße - und liegt somit mitten im ehemaligen Parteiviertel. München, einst von Hitler zur Stadt der Bewegung ernannt, war Sitz der NSDAP - bis zu 6000 Menschen arbeiteten in den umliegenden Gebäuden. Fazit: Der von Günther Domenig stammende Entwurf beeindruckt nach wie vor, München lockt hingegen mit moderner Architektur. © Husarek

Das Dokuzentrum Nürnberg liegt mitten im ehemaligen Reichsparteitagsgelände, der authentische Ort ist Teil des pädagogischen Konzepts, weil die meisten Besuchergruppen auch eine Geländebegehung mitbuchen. Das Areal kann auch ohne Begleitung gut erkundet werden, zahlreiche Info-Stelen erläutern Bauwerke und Besonderheiten. In München fehlt eine solche Ausschilderung fast gänzlich, da der Freistaat Bayern, dem die meisten Grundstücke im Umfeld gehören, sich bislang geweigert hat, Info-Tafeln anzubringen. Immerhin starten die Führungen des Dokuzentrums vor dem Gebäude, um den Besuchern einen Eindruck des einstigen Parteiviertels zu vermitteln. Fazit: München hat noch großen Nachholbedarf bei der Besucherinformation im Umfeld des Dokuzentrums.
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Die Umgebung

Das Dokuzentrum Nürnberg liegt mitten im ehemaligen Reichsparteitagsgelände, der authentische Ort ist Teil des pädagogischen Konzepts, weil die meisten Besuchergruppen auch eine Geländebegehung mitbuchen. Das Areal kann auch ohne Begleitung gut erkundet werden, zahlreiche Info-Stelen erläutern Bauwerke und Besonderheiten. In München fehlt eine solche Ausschilderung fast gänzlich, da der Freistaat Bayern, dem die meisten Grundstücke im Umfeld gehören, sich bislang geweigert hat, Info-Tafeln anzubringen. Immerhin starten die Führungen des Dokuzentrums vor dem Gebäude, um den Besuchern einen Eindruck des einstigen Parteiviertels zu vermitteln. Fazit: München hat noch großen Nachholbedarf bei der Besucherinformation im Umfeld des Dokuzentrums. © Roland Fengler

In München wird viel Wert auf die Vorgeschichte des Nationalsozialismus gelegt. Wie konnte es so weit kommen?, lautet eine der Leitfragen. Eines von vier Stockwerken der Ausstellung ist der Vorgeschichte der NS-Diktatur gewidmet - der Aufstieg der NSDAP, der in München seinen Anfang nahm, wird mustergültig skizziert. Der Bogen spannt sich schließlich bis in die Gegenwart. Auch über den NSU-Prozess und aktuelle Berichterstattung zu rassistischen Umtrieben werden die Gäste informiert.
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Der Zeitrahmen

In München wird viel Wert auf die Vorgeschichte des Nationalsozialismus gelegt. Wie konnte es so weit kommen?, lautet eine der Leitfragen. Eines von vier Stockwerken der Ausstellung ist der Vorgeschichte der NS-Diktatur gewidmet - der Aufstieg der NSDAP, der in München seinen Anfang nahm, wird mustergültig skizziert. Der Bogen spannt sich schließlich bis in die Gegenwart. Auch über den NSU-Prozess und aktuelle Berichterstattung zu rassistischen Umtrieben werden die Gäste informiert. © Husarek

In Nürnberg liegt der Fokus dagegen eindeutig auf der Zeit zwischen 1933 und 1945. Erst die derzeit laufende Sonderausstellung "Das Gelände" (19. Oktober 2015 bis 13. März 2016) blickt auf die Zeit nach 1945. Fazit: Der Münchener Ansatz mit Vor- und Nachgeschichte ist wesentlich schlüssiger und zeitgemäßer als die Konzentration auf die zwölf Jahre NS–Diktatur, weil sich dadurch Zusammenhänge erschließen.
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Der Zeitraum

In Nürnberg liegt der Fokus dagegen eindeutig auf der Zeit zwischen 1933 und 1945. Erst die derzeit laufende Sonderausstellung "Das Gelände" (19. Oktober 2015 bis 13. März 2016) blickt auf die Zeit nach 1945. Fazit: Der Münchener Ansatz mit Vor- und Nachgeschichte ist wesentlich schlüssiger und zeitgemäßer als die Konzentration auf die zwölf Jahre NS–Diktatur, weil sich dadurch Zusammenhänge erschließen. © Stefan Hippel

In Nürnberg bekommen die Besucher neben Filmen und textlichen Erläuterungen auch Exponate zu sehen. Dadurch soll die Zeit der Reichsparteitage anschaulicher gemacht werden. München verzichtet hingegen gänzlich auf Schaustücke. Es werden ausschließlich kopierte Dokumente, Filme und Erläuterungen dargeboten. Fazit: Das puristische Konzept des Münchener Hauses ist Geschmackssache, es wendet sich vor allem an ein gebildetes Publikum.
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Die Objekte

In Nürnberg bekommen die Besucher neben Filmen und textlichen Erläuterungen auch Exponate zu sehen. Dadurch soll die Zeit der Reichsparteitage anschaulicher gemacht werden. München verzichtet hingegen gänzlich auf Schaustücke. Es werden ausschließlich kopierte Dokumente, Filme und Erläuterungen dargeboten. Fazit: Das puristische Konzept des Münchener Hauses ist Geschmackssache, es wendet sich vor allem an ein gebildetes Publikum. © Michael Matejka

Das Dokuzentrum Nürnberg platzt längst aus allen Nähten. Einst für 100.000 Besucher konzipiert, wird das Haus am Dutzendteich inzwischen von mehr als doppelt so vielen Gästen besucht. Eine räumliche Erweiterung ist überfällig, die sanitären Anlagen sind längst an ihre Kapazitätsgrenzen gelangt.
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Die Besucherzahlen

Das Dokuzentrum Nürnberg platzt längst aus allen Nähten. Einst für 100.000 Besucher konzipiert, wird das Haus am Dutzendteich inzwischen von mehr als doppelt so vielen Gästen besucht. Eine räumliche Erweiterung ist überfällig, die sanitären Anlagen sind längst an ihre Kapazitätsgrenzen gelangt. © Stefan Hippel

In das Münchener Dokuzentrum strömten im ersten Halbjahr 2015 über 160.000 Besucher, eine Zahl, die wohl auf Dauer nicht zu halten sein wird. Erwartet werden pro Jahr 100.000 bis 150.000 Gäste. Fazit: Nürnberg ist zum Besuchermagneten avanciert, weil die NS-Geschichte der Stadt samt der Nürnberger Prozesse für viele Touristen, auch aus dem Ausland, Anlass für einen Besuch in der Noris ist. Das Dokuzentrum in München hat hingegen massive Konkurrenz von diversen anderen Museen und Einrichtungen. Zudem würde kaum jemand "nur" wegen der NS-Geschichte in die Landeshauptstadt reisen.
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Die Besucherzahlen

In das Münchener Dokuzentrum strömten im ersten Halbjahr 2015 über 160.000 Besucher, eine Zahl, die wohl auf Dauer nicht zu halten sein wird. Erwartet werden pro Jahr 100.000 bis 150.000 Gäste. Fazit: Nürnberg ist zum Besuchermagneten avanciert, weil die NS-Geschichte der Stadt samt der Nürnberger Prozesse für viele Touristen, auch aus dem Ausland, Anlass für einen Besuch in der Noris ist. Das Dokuzentrum in München hat hingegen massive Konkurrenz von diversen anderen Museen und Einrichtungen. Zudem würde kaum jemand "nur" wegen der NS-Geschichte in die Landeshauptstadt reisen. © Husarek

Das moderne Haus in München besticht durch eine Bibliothek im Untergeschoss samt zahlreicher Bildschirmarbeitsplätze, die auch von Gruppen genutzt werden können, dazu kommt ein Filmvorführsaal und modernste Ausstellungstechnik.
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Die Ausstattung

Das moderne Haus in München besticht durch eine Bibliothek im Untergeschoss samt zahlreicher Bildschirmarbeitsplätze, die auch von Gruppen genutzt werden können, dazu kommt ein Filmvorführsaal und modernste Ausstellungstechnik. © Husarek

In Nürnberg ist die Schau etwas in die Jahre gekommen, die Seminarräume bieten dagegen einen fantastischen Ausblick über Teile des Reichsparteitagsgeländes. Fazit: Nürnberg benötigt dringend eine Aktualisierung der seit 2001 im Wesentlichen unveränderten Dauerausstellung, das neue Haus in München ist dagegen auf dem neuesten Stand der Technik und der Forschung.
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Die Ausstattung

In Nürnberg ist die Schau etwas in die Jahre gekommen, die Seminarräume bieten dagegen einen fantastischen Ausblick über Teile des Reichsparteitagsgeländes. Fazit: Nürnberg benötigt dringend eine Aktualisierung der seit 2001 im Wesentlichen unveränderten Dauerausstellung, das neue Haus in München ist dagegen auf dem neuesten Stand der Technik und der Forschung. © dpa

In München lohnt vor allem ein Blick auf die Vor- und Nachgeschichte der NS-Diktatur, zwei Aspekte, die in Nürnberg zu kurz kommen. Aber auch das Umfeld mit dem direkt benachbarten "Führer-Haus" bietet interessante Gebäude, deren Erkundung mühsam (mangels Info-Tafeln), aber lohnenswert ist.
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Der Tipp

In München lohnt vor allem ein Blick auf die Vor- und Nachgeschichte der NS-Diktatur, zwei Aspekte, die in Nürnberg zu kurz kommen. Aber auch das Umfeld mit dem direkt benachbarten "Führer-Haus" bietet interessante Gebäude, deren Erkundung mühsam (mangels Info-Tafeln), aber lohnenswert ist. © dpa