Die Kunst, ein Haus zu finden: NZ-Serie lädt zum Rätseln ein

23.11.2017, 19:18 Uhr
Im Rahmen ihrer Stadtbild-Serie sucht die NZ Leserinnen und Leser, die wissen, wo die abgebildeten Häuser stehen oder standen.

© Unbekannt (Sammlung Sebastian Gulden) Im Rahmen ihrer Stadtbild-Serie sucht die NZ Leserinnen und Leser, die wissen, wo die abgebildeten Häuser stehen oder standen.

Nein, wir reden nicht darüber, wie man in Tokio oder Osaka ein Haus findet. Obwohl das, sofern man mit den japanischen Gepflogenheiten der Adressierung nicht vertraut ist, tatsächlich eine Kunst ist. Wir reden hier von Nürnberger Häusern. Genauer gesagt: Von historischen Fotografien von Gebäuden in Nürnberg und seinen Stadtteilen.

Um die Jahrhundertwende waren Fotopostkarten eine junge Erfindung und als Werbefläche oder Geschenke heißbegehrt, vor allem, wenn das eigene Wohnhaus oder Geschäft darauf abgebildet war. Nürnberger Foto-Ateliers wie Gebrüder Harren oder Hermann Martin reisten auch schon mal mit der Kamera ins Umland, nach Roth, Lauf oder Wendelstein, um dort ihre Kundschaft zu versorgen. Der bekannte Schwabacher Fotograf Richard Hirthe (1868–1952) wiederum erhielt häufig Aufträge aus Nürnberg.

Knickerig durfte man nicht sein, wenn der Fotograf anrückte. Nicht nur die Aufnahme selbst war aufwändig, auch deren Vervielfältigung hatte ihren Preis. Viele Nürnberger Hausansichten tragen den Namen des Verlags August Unland in Magdeburg, der offenbar auf die Reproduktion von Fotokarten spezialisiert war. Die zum Haus gehörige Adresse aufdrucken oder stempeln zu lassen, das sparten sich die meisten – die Auftraggeber wussten ja, wo sie wohnten, und die Empfänger der Fotokarten in der Regel auch. Daran, dass später Fremde solche Bilder sammeln würden, dachten die wenigsten.

"Wie der Ochs vorm Berg"

So kommt es, dass Sammler alter Architekturfotos und -fotokarten gerne mal wie "der Ochs vorm Berg" stehen, wenn eines der meist gestochen scharfen Bilder auf ihren Schreibtisch flattert. Dann heißt es: Genau hinsehen. Wenn nicht zufällig ein Straßenschild das abgebildete Haus ziert, geben oft Ladenschilder mit Namen von Geschäftsinhabern oder Gaststätten den entscheidenden Hinweis. Ein Glück ist auch, wenn der Absender im Haus wohnte und mit seinem Nachnamen unterschrieb – dann genügt ein Blick ins alte Adressbuch.

Ist die Rückseite blank und die Ansicht auf der Vorderseite bar jeden Hinweises, dann sind der erfahrene Stadt- und Architekturhistoriker und ein gutes Bildgedächtnis gefragt. Besonders undankbar sind jene Häuser, die keine ausgesprochenen "Charakterköpfe" haben. Mietshäuser des späten 19. Jahrhunderts mit Mansarddach und klassizistischem Fassadenschmuck etwa waren Dutzendware und sahen überall nahezu gleich aus.

Anders als in Fürth oder Erlangen, wo der Bombenkrieg vergleichsweise wenig Schaden anrichtete, existieren viele der alten Nürnberger Häuser nicht mehr. Ganze Straßen verschwanden nach 1945, etwa die Wolfsgasse in der Sebalder Altstadt oder die Taubengasse in Wöhrd.

Fast unlösbar sind Häuserrätsel aus den dörflich geprägten Ortsteilen, weil hier im Zeichen des Wirtschaftswunders viel häufiger als in der Stadt Gebäude abgebrochen und neu gebaut wurden. Da ist es umso erfreulicher, wenn die Blicke beim Spaziergang durch die Straßen zufällig an einer Fassade haften bleiben und es einen wie der Blitz durchzuckt: "Die kenn’ ich doch irgendwoher . . ."

Für unsere Leserinnen und Leser haben wir hier einige der härtesten Nüsse aus den vergangenen drei Jahren zusammengestellt. An den abgebildeten Fotokarten haben selbst wir uns die Zähne ausgebissen.

Liebe NZ-Leser, wissen Sie, wo die Häuser aus der Bildergalerie stehen oder standen? Dann schicken Sie uns Ihre Hinweise bitte zu. Per Post: Nürnberger Zeitung, Marienstraße 9, 90402 Nürnberg; per E-Mail: nz-leseraktion@pressenetz.de. Noch mehr Häuserrätsel des Projekts "Nürnberg – Stadtbild im Wandel" finden Sie auf Facebook.

1 Kommentar