Die Kunstvilla in Nürnberg nimmt langsam Gestalt an

21.10.2013, 13:05 Uhr
Prägnantes Inneres und Äußeres: Die 1894 erbaute Villa in der Blumenstraße zeigt an der Fassade ebenso reiche Verzierungen wie in den Räumen.

© Stefan Hippel Prägnantes Inneres und Äußeres: Die 1894 erbaute Villa in der Blumenstraße zeigt an der Fassade ebenso reiche Verzierungen wie in den Räumen.

Noch hängen Kabel von der Decke, noch ist es staubig, dreckig und teilweise auch unwegsam, weil der neue Holzboden noch fehlt und Baumaterial herumliegt. Schon jetzt lässt sich aber erahnen, dass aus der neobarocken Villa in der Blumenstraße ein attraktiver Ort für die regionale Kunst werden kann, ein Haus mit starkem eigenen Charakter, mit Geschichte und Charme.

Erbaut wurde es 1894 vom jüdischen Hopfenhändler Emil Hopf als repräsentative Stadtvilla. Er verkaufte das Anwesen 1920 an ein jüdisches Unternehmerpaar, das es als Firmensitz nutzte. Im Nationalsozialismus wurde dessen Unternehmen „arisiert“, in die Villa zog das städtische Straßen- und Flussbauamt ein. Nach dem Krieg ging die Villa zurück an die Familie, die sie an das Pressehaus verkaufte, das sie wiederum 2006 der Stadt Nürnberg als Standort für die „Neue Fränkische Galerie“ stiftete.

Dazu zählen das Holz-Geländer im Treppenhaus, ...

Dazu zählen das Holz-Geländer im Treppenhaus, ...

Seit zwei Jahren nun wird die Villa, die seit den 70ern unter Denkmalschutz steht, zum Kunstmuseum umgebaut. Aus dem kleinteiligen Inneren, auf dessen Wände, Decken und Stufen sich der Staub der Geschichte gelegt hatte, wurden nun helle, großzügigere Räume. „In der Holzkassettendecke unseres künftigen Besucherraums hat der Restaurator nach der Reinigung eine Goldumrandung und einen goldenen Stern in der Mitte entdeckt“, sagt Andrea Dippel, Leiterin der Kunstvilla, und nennt damit nur ein Beispiel für versteckte Schätze, die es zu heben galt.

Mit den großzügigen Sälen in Neubau-Museen kann das Haus natürlich nicht mithalten. Dafür punktet es mit Stuckdecken, reich verzierten Treppengeländern aus Eichenholz, einem Marmor-Aufgang und Kastenfenstern, die von lindgrünen Rollläden verschattet werden können. „Das ist tatsächlich die Originalfarbe. Das Holz dafür kam aus Amerika“, erklärt Dippel und betont generell die hochwertige Ausstattung der Villa, bei deren Errichtung Emil Hopf offenbar an keiner Ecke gespart hat. Auch nicht beim Ammenzimmer. Für dessen Ausgestaltung (Sohn Alfred wurde 1893 geboren) engagierte die Familie — wie Dippels Recherchen nun ergaben — den aus Plauen stammenden Kunstprofessor Hermann Vogel.

...feine Stuckarbeiten an den Decken und...

...feine Stuckarbeiten an den Decken und...

Nach seinen Entwürfen tummeln sich auf den Wänden noch immer munter feiernde Zwerge und auch eine Dame in alpenländischer Tracht hat sich erhalten. „Wo es möglich ist, führen wir das Haus auf seinen bauzeitlichen Zustand zurück“, erklärt Dippel. Nicht immer ist das machbar. Das Parkett im Erdgeschoss beispielsweise war in so schlechtem Zustand, dass es durch neues ersetzt werden musste. „Es steckt viel Handwerkskunst drin“, sagt Kulturreferentin Julia Lehner über die Restaurierungsmaßnahmen.

Insgesamt zwölf Schauräume mit 600 Quadratmetern Ausstellungsfläche stehen künftig auf drei, behindertengerecht mit Aufzügen verbundenen Etagen zur Verfügung. Gezeigt werden soll dort in Dauer- und Wechselpräsentationen die regionale Kunst von 1900 bis in die Gegenwart.

...und auch die Wandmalereien im früheren Ammenzimmer.

...und auch die Wandmalereien im früheren Ammenzimmer.

Insgesamt kostet der Umbau 6,29 Millionen Euro, 2,5 Millionen davon kommen vom Freistaat. „Wir sind weitgehend im Zeit- und Kostenrahmen geblieben“, betonte Nürnbergs Baureferent Wolfgang Baumann bei der Führung, zu der rund 80 Interessierte kamen. Im März, wenn das neue städtische Ausstellungshaus so richtig schnieke ist und darauf wartet, dass endlich die Kunst anrückt, soll es weitere öffentliche Führungen geben. Und das Eröffnungswochenende steht auch schon fest: Es findet am 24./25. Mai 2014 statt. Fotogalerie: www.nordbayern.de
 

Keine Kommentare