Die öde Parkfläche hinter dem Hauptbahnhof

25.8.2015, 21:19 Uhr
Die öde Parkfläche hinter dem Hauptbahnhof

© Dominik Heinz

Die Züge fahren donnernd vorbei und es riecht nach Abgasen. Mehrere Dutzend Autos parken Tür an Tür auf dem grauen Platz. In manchen Fahrzeugen sitzt jemand und wartet auf einen Reisenden, der vom Südausgang des Hauptbahnhofes kommt. Richtig Halt machen will hier kein Passant, denn es gibt weder ein bisschen Grün noch Bänke zum Verweilen.

Und trotzdem: Der Nelson-Mandela-Platz ist ein Unikat. Zum einen, weil er der einzige Platz in der Bundesrepublik ist, der nach dem afrikanischen Anti-Apartheid-Kämpfer benannt ist. Zum anderen, weil der Namensgeber Nelson Mandela vor 14 Jahren noch lebte. In Nürnberg ist es nicht üblich, Straßen oder Plätze nach lebenden Personen zu benennen. „Das ist eine absolute Ausnahme. Das kam im 19. Jahrhundert mal vor, sonst war es nie möglich“, sagt Steven Zahlaus vom Stadtarchiv Nürnberg.

1988 setzten sich der Bund für Geistesfreiheit und das Bildungszentrum der Stadt Nürnberg dafür ein, das Stück zwischen Celtisplatz, Galgenhofstraße und Hauptbahnhof auf diesen Namen zu taufen. Die SPD-Stadtratsfraktion und die Grünen schlossen sich dem Vorhaben an. Der Stadtrat stimmte 1991 diesem Plan zu.

Rassistische Verbrechen

Den Hintergrund für die Namensgebung kennen nur noch wenige: Nelson Mandelas Kampf gegen Rassismus sollte an dem Ort gewürdigt werden, an dem früher rassistische Verbrechen stattfanden. Von 1907 bis 1950 stand am Platz nämlich das Schubgefängnis. Im Dritten Reich inhaftierte hier die Gestapo vorübergehend politische Gegner, Juden und andere vom NS-Regime Verfolgte. „Über 10.000 Gegner des rassistischen Regimes wurden von dort aus in Konzentrationslager deportiert. Unter anderem nach Dachau und ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau“, sagt Gerd Fischer vom ehemaligen Bund für Geistesfreiheit. An die traurige Vergangenheit des Ortes wollen Gerd und Dietmar Fischer, Mitglieder des Nord-Süd-Forums, erinnern. Deswegen fordert Gerd Fischer, dort eine Gedenktafel aufzustellen. Dies könnte zusammen mit den geplanten Umbauarbeiten geschehen.

2017 sollen die Arbeiten nun endlich beginnen, so bestätigt es Daniel Ulrich, Baureferent der Stadt Nürnberg. Die Planung ist im Kern an den Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) abgegeben und bleibt bei den veranschlagten 8,7 Millionen Euro. 40 Prozent davon muss die Stadt selbst beisteuern. Bis dahin war es aber ein langer Weg: Weil die Bahnpläne für den Osttunnel und die Städtebaufördermittel wackelten, dauerte es lange, bis das Projekt ins Rollen kam.

Die öde Parkfläche hinter dem Hauptbahnhof

© Fotos: Dominik Heinz

Dann verzögerten Streitigkeiten über die Anzahl der Parkplätze die Planung. Die CSU kritisierte die reduzierte Zahl der Parkplätze am Nelson-Mandela-Platz. Letztendlich setzte sich der Stadtplanungsausschuss mit dem Beschluss gegen die Stimmen der CSU durch. Ein weiterer Streitpunkt war, ob die Straße „Hinterm Bahnhof“ wirklich für den Gegenverkehr geöffnet werden soll oder ob es bei einer Einbahnstraßen-Lösung bleibt. Wieder war es die CSU, die eine einseitige Durchfahrt favorisierte. Die Verwaltung hat sich mittlerweile der Einbahnstraßen-Lösung angeschlossen.

Bis November 2015 läuft außerdem ein internationaler Wettbewerb für ein Kunstwerk, das auf dem Platz errichtet werden soll. Ob dabei ein Brunnen integriert ist, steht noch nicht fest. Außerdem ist ein Pavillon geplant, der mit öffentlichen Toiletten und Gastronomie die Passanten anlocken soll: „Menschen, die über den Platz hetzen, sind zwar wichtig, aber die bleiben auch nicht und gehen in den Pavillon“, sagt Daniel Ulrich.

Im Moment dient die Fläche für viele als Parkplatz. Vor allem Pendler und Reisegruppen treffen sich dort. „Hier ist es alles andere als schön. Das ist ein zweckmäßiger Ort. Außerdem ist es ein Treffpunkt für Mitfahrgelegenheiten oder Reisende, die abgeholt werden“, sagt Norbert Eidtner, der an diesem Tag mit seinem Taxi am Nelson-Mandela-Platz auf Kunden wartet. Trotzdem ist sich Eidtner sicher, dass sich Leute auf dem Platz gern aufhalten würden: „Wenn es ein bisschen Grün gäbe, würden die Leute schon kommen.“

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