Die Pflasterwüste am Schauspielhaus

28.8.2015, 20:50 Uhr
Die Pflasterwüste am Schauspielhaus

© Dominik Heinz

Die Büste von Richard Wagner blickt aus einer steinernen Platte in Richtung Opernhaus. Was der deutsche Komponist alles sieht? Einige Bäume, blaue Sitzbänke und natürlich den prunkvollen, neubarocken Monumentalbau des heutigen Staatstheaters. Was der Musiker nicht sieht: Sein Platz erstreckt sich als graue Pflasterwüste weiter, bis vor das Schauspielhaus.

Auf der begrünten Fläche vor dem Opernhaus sitzen tagsüber Leute im Schatten, halten kurz inne, bis sie weiterziehen. Touristen gehen mit Blick auf das große und reich verzierte Gebäude langsam vorbei. Doch auf der großen Fläche zwischen der Agentur für Arbeit und dem Schauspielhaus ist nachmittags eine Taube lange Zeit das einzige Lebewesen. Lediglich die Personen, die in die Agentur müssen, queren die 2000 Quadratmeter große, gepflasterte Fläche.

Ende des 19. Jahrhunderts beschloss die Stadt, am Platz des ehemaligen städtischen Krankenhauses ein zeitgemäßes Stadttheater zu errichten. Im September 1905 wurde das Theater eingeweiht. 1930 wurde der Bau auf den Namen „Opernhaus“ getauft. Ende des 20. Jahrhunderts (von 1995 bis 1998) erhielt das Haus im Zuge einer Sanierung eine neue Innenausstattung. Auch der Platz bekam hierbei ein neues Antlitz. Doch die nächste Überholung steht bereits an.

Die Pflasterwüste am Schauspielhaus

© Dominik Heinz

Wettbewerb zur Umgestaltung

Etwa zehn Jahre nach der Erneuerung bezeichnete der damalige Baureferent Wolfgang Baumann den Richard-Wagner-Platz als Entree zur Oper als „nicht mehr angemessen“. Auch der heutige Leiter des Stadtplanungsamtes, Siegfried Dengler, sah das ähnlich: „Die Platz-Situation ist des Bayerischen Staatstheaters nicht angemessen“, sagte er 2014 gegenüber den NN.

Bereits 2008 schrieb die Stadt deshalb einen städtebaulichen Wettbewerb zur Umgestaltung des Richard-Wagner-Platzes aus. Seit Frühjahr 2009 liegt das Ergebnis vor. Der Entwurf von Rehwaldt Landschaftsarchitekten aus Dresden überzeugte die Jury. Der „neue“ Platz soll als Eingangstor zur Stadt fungieren und zum Verweilen einladen. Verschiedene Baumarten und eine moderne Beleuchtung sind vorgesehen.

Außerdem umfasst der Entwurf eine breite Treppe als Abgang zum südlich des Schauspielhaus gelegenen Karl-Pschigode-Platz. Umgesetzt wurde bislang nichts. Inzwischen ist die Tiefgarage am Staatstheater baufällig. Die Oberfläche des darüber liegenden Platzes ist undicht, so dass Salzwasser die Bausubstanz angreift. Zwei Parkdecks sind bereits nicht mehr befahrbar. Eine Kostenschätzung für die Sanierung aus dem Jahr 2014 geht von 12 Millionen Euro aus — 8,5 für die Tiefgarage und 3,5 für den Platz. Doch der Entwurf ruft nicht bei jedem Begeisterung hervor. Marco Daume sieht das vorgesehene kleine Kiefernwäldchen vor dem Opernhaus kritisch. „Das lässt die jetzige Konstruktion einfach nicht zu“, so der Werkleiter des Servicebetriebs Öffentlicher Raum (Sör) vergangenes Jahr.

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