"Die Ringbahnlinie hat ein Riesenpotenzial"

27.11.2016, 20:11 Uhr

© Sutton Verlag/PR

Vor kurzem ist ein Buch des Historikers Herbert Hieke über die Nürnberger Ringbahn erschienen, deren Anfänge ins Ende des 19. Jahrhunderts zurückreichen und die ab Oktober 1910 als geschlossene Verbindung zur Verfügung stand. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Trasse wieder aufgebaut, doch die Bedeutung ging langsam, aber sicher zurück. Nicht zuletzt wegen der U-Bahn wurde 1982 der regelmäßige Personenverkehr eingestellt. Nur im Nordosten werden noch Schienen von der Gräfenbergbahn genutzt. Und ab und zu sind hier auch Dampfzüge des Vereins der Eisenbahnfreunde unterwegs.

Im Nürnberger Osten ist ein Teil der Trasse in Erlenstegen entwidmet worden. Nach dem Abbau der Schienen wird das Areal inzwischen renaturiert. Auf dem Nordbahnhofgelände stehen viele Neubauten, nebenan ist im August 2016 die Nordring-Unterführung abgerissen worden, weil die Bahn sie nicht mehr benötigt. Erhalten blieb aber der Schienenstrang, der vom Nordostbahnhof zum Fürther Hauptbahnhof führt. Notwendig ist die Verbindung nicht zuletzt für die Züge der Gräfenbergbahn, damit sie in den Betriebshof fahren können.

Frage der Wirtschaftlichkeit

Rufe nach einer Wiederbelebung der Ringbahnlinie gab es in den vergangenen 20 Jahren immer wieder. Vor allem die Grünen beantragten mehrfach eine Prüfung. Im Zuge des Nahverkehrsentwicklungsplans nahmen externe Gutachter die Trasse ab 2010 unter die Lupe. Entgegen den ersten Erwartungen befürworteten sie am Ende eine Wiederbelebung nicht. Dies hatte vor allem mit der Frage der Wirtschaftlichkeit zu tun.

Doch Baureferent Daniel Ulrich ist davon überzeugt, dass sich diese Einschätzung in Zukunft ändern wird. "Die Zeit war damals noch nicht reif", urteilt er. Der Nordast besitze aber "ein Riesenpotenzial", betont Ulrich mit Blick auf die geplanten neuen Wohnviertel in Thon und Wetzendorf. Zwischen der Erlanger Straße, wo in Kürze die Straßenbahnlinie 4 bis Buch/Am Wegfeld fährt und der künftigen U3-Endstation am Nordwestring fehlt nach seiner Einschätzung eine attraktive Nahverkehrsanbindung. Die vorhandene Ringtrasse hält der Baureferent für ideal, um sie für den Personentransport zu nutzen.

"Die Stadt tut nichts, was dagegensprechen könnte", sagt Ulrich mit Blick auf die Bebauungsplanung, die Rücksicht auf die noch vorhandene Ringbahntrasse nimmt. Entscheidend sei letztlich die Zuschussfrage. Und falls die Bahn sich sträubt, sieht Ulrich durchaus die Chance, dass die Renaissance der Ringbahn durch einen privaten Betreiber erfolgt.

 

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