Die Stadt muss noch ein neues Gymnasium bauen

16.2.2017, 08:00 Uhr
Die Stadt muss noch ein neues Gymnasium bauen

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Schulbürgermeister Klemens Gsell spricht von einem "Wachstumsgymnasium". Im Westen der Stadt soll die neue Schule entstehen, so sieht es die bisherige Planung vor. Denn: Nürnberg legt an Bevölkerung zu, es werden mehr Kinder geboren und mehr Menschen zieht es in die Stadt. Wenn nun das G9 wieder eingeführt wird, dann reicht aber dieses eine neue Gymnasium nicht aus, dann braucht Nürnberg zwei. "Manche Stimmen sagen, wir hätten doch früher auch neun Jahrgänge an den Gymnasien gehabt", so der Schulbürgermeister. "Doch heute sind die Klassen kleiner, wir haben eine höhere Klassenzahl. Außerdem ist die Übertrittzahl an die Gymnasien in den letzten Jahren gestiegen." Käme das G9, sei Platz für einen ganzen zusätzlichen Jahrgang nötig, in Nürnberg wären das zwischen 1500 bis 1800 Schüler.

Fünf bis sechs neue Grundschulen nötig

Wie hoch die Kosten für ein neues Gymnasium liegen, darüber lasse sich nur eine grobe Aussage machen, so Gsell. "Wenn wir die Zahlen für die neue Bertolt-Brecht-Schule betrachten oder für das Schulzentrum Südwest, dann liegen wir bei einer Summe zwischen 50 und 70 Millionen Euro. Da sind dann alle Kosten eingeschlossen, die Erschließung etwa, und nicht nur das Gebäude selbst." Die Schätzung der Kosten, so Gsell, sei deshalb so ungenau, weil sie immer auch von den örtlichen Gegebenheiten abhängig sei. Auf die Stadt kommt zudem noch ein steigender Bedarf an Grundschulen hinzu. Der Bürgermeister rechnet damit, dass fünf bis sechs neue Schulen gebaut werden müssen, Kostenpunkt pro Einrichtung: 20 bis 40 Millionen Euro.

Während seit geraumer Zeit darüber diskutiert wird, wie eine verlängerte Schulzeit am Gymnasium aussehen könnte, wird sie in Form der "Mittelstufe Plus" am Neuen Gymnasium Nürnberg und am Pirckheimer Gymnasium erprobt (die NZ berichtete). Am Gymnasium der Bertolt-Brecht-Schule (BBS) wird ebenfalls eine neunjährige Schulzeit angeboten, allerdings nur für die Leistungssportler. Wer ein Jahr länger Zeit bis zum Abitur haben möchte, muss in seiner Sportart entweder Mitglied im Bundeskader sein oder die Aussicht haben, dort aufgenommen zu werden. Für diese Schüler wird die Oberstufe auf drei Jahre gestreckt, damit sie sich trotz intensiver Trainingszeiten gut auf das Abitur vorbereiten können. "Um diese Regelung haben wir lange gekämpft", sagt Schulleiter Harald Schmidt. "Das Kultusministerium hat letztlich dann auch die Grenzen sehr eng gesteckt."

Eliteschulen des Sports wie die BBS gibt es in Bayern in Oberstdorf und Berchtesgaden, wo der Wintersport dominiert, und neuerdings auch im Münchner Norden. An der BBS, die insgesamt 1500 Schüler hat, besuchen 20 junge Leistungssportler die erweiterte Oberstufe des Gymnasiums. "Wir haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht", sagt Schulleiter Schmidt. "Es klappt sehr gut. Wir bekommen auch sehr gute Rückmeldungen." Dieses Modell gehöre zu den wichtigsten Elementen einer Partnerschule des Leistungssports. "Wir befinden uns natürlich in einer Sondersituation. Wie sich das Konzept auf andere Schulen übertragen ließe, kann ich nicht sagen." Für die "Schulzeitstreckung" in der Oberstufe der Leistungssportler hat die BBS zwölf Lehrerwochenstunden extra bewilligt bekommen – was einer halben Stelle entspricht. Schmidt möchte sich, wie seine Kollegen, derzeit nicht zur G8/G9-Debatte äußern. Wichtig ist für ihn generell, dass nicht immer nur auf die Schulen gesehen wird. Die Universitäten, findet er, müssten sich stärker darauf einstellen, dass die Abiturienten jünger von der Schule abgehen als früher, vor G8 und vor der Abschaffung der Wehrpflicht. Und wichtig ist Schmidt auch eine individuelle Förderung der Schüler – ob nun auf dem G8 oder dem G9. "Wir brauchen kleinere Klassen, wir müssen unsere Methoden ausreizen und sehen, wo wir noch effizienter arbeiten können, wir müssen Zeitmanagement betreiben." Was Schmidt am Gymnasiallehrplan kritisiert: "In der Unterstufe kommt die zweite Fremdsprache zu früh. Es wäre besser, wenn sie nicht schon in der sechsten Klasse, sondern erst in der siebten beginnen würde. Das ist ein Knackpunkt."

Freller schlägt eine "neue elfte Klasse" vor

Eine Variante zur Weiterentwicklung des Gymnasiums hatte der Nürnberger CSU-Politiker Karl Freller im Herbst vergangenen Jahres ins Gespräch gebracht – die "10-Plus-Klasse": Alle Schüler gehen im G8 den gemeinsamen Weg bis zur zehnten Klasse. Dann können sie sich entscheiden, ob sie direkt in die Oberstufe wechseln oder eine weitere 10. Klasse anhängen – um ins Ausland zu gehen oder ein Praktikum zu machen. Nun hat Freller, Vize-Chef der CSU-Landtagsfraktion, eine Modifizierung seines Konzepts vorgelegt: die "neue elfte Klasse". Diese Klasse solle für leistungsorientierte Schüler fakultativ sein, so Freller. "Jeder Schüler hat die Möglichkeit, sein Abitur in acht oder neun Jahren zu machen." Die neue elfte Klasse biete die Chance für Auslandsaufenthalte oder zur Studiums- oder Berufsorientierung. Das Modell so Freller, lasse sich organisatorisch problemlos umsetzen. "Es ist ein Kompromiss, der an jeder Schule machbar ist."

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