Die Stadt war "des Reiches Schatzkästlein"

20.3.2012, 19:45 Uhr

Ein weiterer Grund: Der Kaiser wollte die Reichsstädte als Gegengewicht zu Reichsfürsten und Ritterschaft aufwerten — und somit enger an sich binden. Bis 1796 blieben die Insignien der Macht an der Noris. Die Stadtmauern verließen die wertvollen Stücke nur anlässlich einer Kaiserkrönung.Quasi über Nacht wurde Nürnberg somit „des Reiches Schatzkästlein“.

Ab 1424 wurden Reichsapfel, -krone, -zepter, -schwert, die Heilige Lanze sowie viele weitere Gegenstände einmal im Jahr zur Schau gestellt. Ein Jahrhundert lang — bis 1523 — war dies der größte Festtag im Jahresverlauf. Und für die Stadt eine immense Einnahmequelle. Anlässlich der Heiltumsweisung durften Händler in der Stadt ihre Waren feilbieten, es herrschte ein reger Besucherandrang. Die heimischen Geschäftsleute profitierten ebenfalls von dem Trubel innerhalb der Stadtmauern.

Unbestrittener Mittelpunkt

„Während der Heiltumsweisung war Nürnberg für etliche Tage unbestrittener Mittelpunkt des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“, beschrieb der Historiker Rudolf Endres die immense Bedeutung der Stadt in jener Zeit.

Die Darbietung der Schätze folgte einem streng geregelten Ablauf, einer Art liturgischem Ritual. Jeweils am zweiten Freitag nach Ostern wurden die Reichskleinodien auf dem Platz des heutigen Hauptmarktes gezeigt — auf einem eigens errichteten, sieben Meter hohen hölzernen Heiltumsstuhl. Während des Jahres wurden die Reliquien in einem prächtigen Schrein aufbewahrt, der in der Kirche des Heilig-Geist-Spitals aufgehängt war.

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