Die unheimliche Faszination der Bunker

5.11.2012, 19:01 Uhr
Die unheimliche Faszination der Bunker

© Eduard Weigert

Zwei Meter dick ist die Betonschicht über dem weitläufigen Keller unter dem Nürnberger DB Museum. „Die Decke stammt noch aus dem Zweiten Weltkrieg“, berichtet Achim Burek vom Förderverein Felsengänge den Besuchern. Dass die Treppe in das Verlies um einen Winkel herum führt, hat seinen guten Druck: So sollten Druckwellen abgefangen und gebrochen werden. „Huuhh“, entfährt es ein paar Kindern beim Blick in die notdürftig erleuchteten Gänge.

Zwei dicke Stahltüren bilden eine Sicherheitsschleuse. „Wer rein wollte, hätte sich hier anmelden müssen und wäre dann erst auf eine mögliche Verstrahlung hin überprüft worden“, erläutert Burek weiter. In mehreren Winkeln hängen noch große Taschenlampen, Leuchtstreifen an den Wänden markieren den kürzesten Weg zum Ausgang. An einer Werkzeughalterung markieren nur noch Schattenriss-Zeichnungen, wo einst Spaten, Beile und Spitzhacke bereitlagen.

Ein Jahr, ehe Hitler den Zweiten Weltkrieg vom Zaun brach, war unter dem seit 1923 als Verkehrsmuseum eingerichteten Gebäude — gegenüber der Reichs- und späteren Bundesbahndirektion — eine geheime Befehlsstelle eingerichtet worden, von der aus während der Luftangriffe auf Nürnberg der gesamte Schienenverkehr in Franken und der Oberpfalz und die Reparatur von Brücken, Gleisen und Signalanlagen gesteuert wurde.

Nach 1945 blieb die Einrichtung nicht nur bestehen, sondern wurde Zug um Zug erneuert und für noch verheerendere Szenarien ausgestattet. Die letzte Übung gab es hier erst 1989. Die leer gefegten Schreibtische, die nostalgisch anmutenden Telefone, ein paar Karten an den Wänden und vor allem die technischen Anlagen entsprechen dem Stand der 70er Jahre und sind heute vor allem ein Zeugnis des Kalten Krieges. Einem direkten Atombombentreffer hätte die Anlage allerdings nicht standgehalten.

Besonderes Augenmerk fanden der Tiefbrunnen und die Frischluftversorgung. „Ein Sandvorfilter hätte zunächst die womöglich extrem heiße Luft abkühlen sollen“, erklärte Burek, „Aktivkohlefilter, die wie Gasmasken wirken, hätten dann atomare, biologische oder chemische Verseuchung absorbiert“, so zumindest die Planung. Viele Fragen galten weiteren Bunkern in der Stadt. Einen davon, den unter dem Hauptbahnhof, stellen die Vereinsmitglieder der Öffentlichkeit Anfang Januar vor.
 

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