Die Zukunft der Kirche St. Martha hängt an einem Kran

11.6.2014, 10:04 Uhr
Schon ab dem übernächsten Wochenende soll im Innenhof der Kran aufgebaut werden, der den Gutachtern möglichst bald einen Zugang zum einsturzgefährdeten Kircheninneren aus der Luft ermöglichen soll.

© Michael Matejka Schon ab dem übernächsten Wochenende soll im Innenhof der Kran aufgebaut werden, der den Gutachtern möglichst bald einen Zugang zum einsturzgefährdeten Kircheninneren aus der Luft ermöglichen soll.

Denn der Wille der Martha-Gemeinde, das zerstörte Gebäude wieder aufzubauen, ist unbändig. „In diesem Gebäude werden wieder Gottesdienste stattfinden“, sagt Tho­mas Pickl. Gemeinsam mit Vertretern von Stadt, Fachfirmen sowie Baufach­leuten hat der Baubeauftragte der Gemeinde deshalb am Dienstagvormittag die nächsten konkreten Schritte fest­gelegt. Deren wichtigster ist die Errichtung eines großen Baukrans im Innenhof des Kirchenareals.

Ein äußerst schwieriges Präzisionsunter­fangen. Denn die enge Bebauung in der Nachbarschaft der Kirche be­dingt, dass dieser Baukran in Teilen in den Innenhof gehoben und dort zusammengebaut werden muss. Diese Aufgabe wird ein Schwer­last- Autokran übernehmen, der am städtischen Bauhof positioniert wer­den soll. Dies wiederum ist nur am Wochenende möglich, um den Betrieb von Sör nicht zu beeinträchtigen. Der 21./22. Juni ist aus heutiger Sicht recht wahrscheinlich, meint Pickl.

Festgezurrt ist aber noch nichts, denn zunächst stehen noch zahlreiche Vor­arbeiten an. Zum Beispiel der Zufahrtsweg für den Autokran: Die zwei engen Asphaltbahnen, die von der Königstra­ße zum Bauhof führen, werden die Anfahrt zur Millimeterarbeit machen. Die eine oder andere Straßenlaterne muss dabei wohl vorübergehend wei­chen. Oder der Sockel für den Bau­kran: Der Kranverleiher und ein Stati­ker errechnen derzeit, wie der Beton­klotz dimensioniert sein muss, der das gewaltige Gewicht des Krans aufneh­men und auf den weichen Untergrund des Innenhofs verteilen soll. Der Klotz muss gegossen werden, der Beton rechtzeitig aushärten.

Immerhin wird der Kran wohl bis ins Jahr 2016 hi­nein an der Kirche positioniert blei­ben. Angesichts der gewaltigen Kos­ten für Auf- und Abbau rechnet es sich, das gewaltige Werkzeug gleich für den Wiederaufbau der Kirche ste­hen zu lassen, so Pickl.

Experten schweben aus der Luft in die Kirche ein

Ab der letzten Juniwoche werden sich erst einmal die Experten des Bau­krans bemächtigen. Mit einem Arbeits­korb soll zunächst ein Baustatiker in den Kirchentorso hinabgelassen wer­den. Er hat die Aufgabe, die durch die Hitze beschädigten Sandsteinwände und -Säulen von oben nach unten in Augenschein zu nehmen.

Bei Bedarf zieht ein Zimmerer gleich abschnitt­weise Querbalken zur Sicherung der beiden Giebel ein. Dann sind die Kriminalpolizei, Ver­sicherungs- Gutachter, Denkmalamt und andere Fachleute an der Reihe. Die Kripo hat bereits Anwohner befragt und die Kirche von einem Poli­zeihubschrauber aus fotografieren las­sen. Die Suche nach Hinweisen auf die Brandursache steht noch aus. Erst wenn alle Experten die Kirche freige­geben haben, kann – voraussichtlich Mitte Juli – das große Aufräumen be­ginnen. Ein weiterer schwieriger Schritt, denn Brandschutt ist Sonder­müll der höchsten Kategorie – nur wenige Fachfirmen sind dafür zugelas­sen. Alle beteiligten Firmen sind sehr engagiert, sagt Thomas Pickl voll des Lobes.

Die Gerüstbauer etwa haben ihr Pfingstwochenende geopfert und bis zum Sonntagabend gearbeitet, um den vorderen Kirchengiebel zu si­chern. Gestern wurde der „Löwen­gang“ fertig, ein Fußgängertunnel, der Anwohner und Besucher der Nach­bargebäude vor Steinen schützen soll, die herabfallen könnten. Und der Ver­sicherer hat bereits problemlos Geld bereitgestellt, um die Sicherungsmaß­nahmen zu finanzieren.

In einigen Wochen wollen sich die Fachleute zusammensetzen, um die Planung für den Wiederaufbau von St. Martha in Angriff zu nehmen. Ein Notdach muss her, das den Kirchen­torso bis auf Weiteres vor Regen und Schnee schützt. Die Pläne der 600 Jah­re alten, nun verbrannten Konstrukti­on sind vorhanden, sagt Thomas Pickl. Doch wie das neue Dach eines Tages aussehen wird, „weiß heute kein Mensch“.

Nach wie vor erfährt die Kirche eine große Anteilnahme der Bevölkerung.

Keine Kommentare