Diese Videoüberwachung löst selbst Alarm aus

27.9.2016, 06:00 Uhr
Mit der intelligenten Videoüberwachung soll Nürnberg sicherer werden. Doch das neue Verfahren hat auch seine Risiken.

© Stefan Hippel Mit der intelligenten Videoüberwachung soll Nürnberg sicherer werden. Doch das neue Verfahren hat auch seine Risiken.

Koffer oder Rucksäcke, die abgestellt wurden, haben die Öffentlichkeit in den zurückliegenden Monaten in Atem gehalten. Eine neue Technik in der Videoüberwachung kann helfen, frühzeitig Alarm zu schlagen und den Besitzern der Gepäckstücke auf die Spur zu kommen. Das System, das noch viel mehr kann, wird in Nürnberg entwickelt.

Am 24. Juli zündet ein Islamist in Ansbach einen Sprengsatz, der sich in einem Rucksack befand. Es war nur eine Frage der Zeit, wann Koffer, Taschen und Rucksäcke, die ihre Besitzer irgendwo zurücklassen, wieder einmal Großeinsätze auslösen würden. Drei Tage mussten Sprengstoff-Experten des LKA in Nürnberg und Zirndorf drei verdächtige Gepäckstücke untersuchen. Der Koffer in Zirndorf flog sogar in die Luft, angeblich durch Spraydosen. Verletzt wurde niemand. Mit der Angst vor Terroranschlägen und Amokläufen rückt immer wieder der Ausbau von Videoüberwachung in den Vordergrund. Ob damit aber Straftaten verhindert werden, ist umstritten.

In Nürnberg entwickelt die Firma Bosch ein solches System der intelligenten Videoüberwachung. Die Besonderheit: Kamera und Software erkennen selbstständig sicherheitskritische Ereignisse und lösen Alarm aus. Ist es erst einmal soweit, würde auf dem Monitor in der Einsatzzentrale die zuvor unkenntliche, verpixelte Szene klar erscheinen. Das System reagiert etwa, wenn sich Menschen an einem Ort versammeln, eine Person zu Boden sinkt oder ein Passant ein Gepäckstück stehen lässt. Mit der Funktion "Beseitigtes Objekt" können auch Diebstähle verhindert werden. Sie löst Alarm aus, wenn ein Gegenstand von seiner Position entfernt wird. "Das System kann auch zum Schutz von Minderheiten, etwa vor Asylbewerberunterkünften, eingesetzt werden", sagt Christoph Hampe, Sprecher der Firma Bosch.

Doch es birgt auch Risiken. Der Landesbeauftragte für den Datenschutz, Thomas Petri, hat große Bedenken, falls intelligente Videoüberwachung im Freistaat flächendeckend zum Einsatz kommen soll. Denn diese Technik ist auch in der Lage, auf Bewegungen von Menschen zu reagieren. Verhält sich ein Passant im Fokus der Kamera anders, also normabweichend, kann das System Alarm auslösen. Petris Überzeugung nach wird der Anpassungsdruck auf Menschen, die sich nichts zuschulden haben kommen lassen, damit "massiv erhöht". Für ihn ist das ein klarer Eingriff in die Grundrechte.

2 Kommentare