Dieser Nürnberger Stadtteil wählte am wenigsten AfD

7.10.2017, 05:58 Uhr
Ulrike Marski arbeitet bei "Lotos" und kann sich bei der Ansammlung von Menschen im Viertel, die sich für die Umwelt und eine soziale Politik engagieren, gar nichts anderes vorstellen als ein maues Abschneiden der AfD.

© Günter Distler Ulrike Marski arbeitet bei "Lotos" und kann sich bei der Ansammlung von Menschen im Viertel, die sich für die Umwelt und eine soziale Politik engagieren, gar nichts anderes vorstellen als ein maues Abschneiden der AfD.

Das zeigte auch das Ergebnis der Bundestagswahl. 5,08 Prozent der Zweitstimmen bekamen die Rechtspopulisten in Hesse- und Knauerstraße. Geringer war das Ergebnis nur rund um die Seniorenheime in der Bing- und in der Stadenstraße sowie in der Blumenthalstraße im Szeneviertel Rosenau.

"Hier ist kein Platz für Nazis und Rassismus": Die roten Aufkleber pappen gleich an mehreren Regenrinnen in der Knauerstraße. "In Gostenhof wohnen junge und politisch motivierte Leute", sagt Franziska Schwingel. Ihr gehört das Café Mainheim in der Bauerngasse, es ist ein Treffpunkt für viele aus dem Viertel rund um Hesse- und Knauerstraße. "Ich habe mich mit Mitarbeitern und Stammkunden unterhalten", sagt Schwingel. "Viele waren davon überzeugt, dass man bei dieser Bundestagswahl nur links wählen konnte."

Immer wieder kocht in dem Stadtteil westlich des Plärrers die Debatte über Gentrifizierung hoch. Sobald neue Wohnhäuser gebaut oder alte saniert werden, melden sich Stimmen, die vor einer Überteuerung der Wohnungen warnen. Schwingel findet das etwas übertrieben. Dass in Gostenhof immerhin noch fünf Prozent der AfD ihre Zweitstimme gaben, erklärt sie dann aber doch damit, "dass es vielleicht ein paar Leute gibt, die sich verdrängt fühlen". Und aus Protest die Rechtspopulisten unterstützten.

Das Soziale im Blick

Der Naturkostladen "Lotos" in der Hessestraße ist, wie das Café Mainheim, kein Ort für rechtes Gedankengut. Über und neben dem traditionsreichen Laden für Bio-Lebensmittel sind Büros diverser Umweltorganisationen und Sozialverbände. Auf dem Gehweg steht in einer Holzkiste eine Luftpumpe für Radler, obendrauf schrieb jemand mit Edding: "Man könnte froh sein, wenn die Luft so rein wäre wie das Bier." Ulrike Marski arbeitet bei "Lotos" und kann sich bei der Ansammlung von Menschen im Viertel, die sich für die Umwelt und eine soziale Politik engagieren, gar nichts anderes vorstellen als ein maues Abschneiden der AfD.

Erzieherin Katja, die mit ihren Kindergartenkindern auf dem Spielplatz Hessestraße unterwegs ist, sieht das genauso. "Die Menschen in Gostenhof sind seit langer Zeit gewohnt, dass hier viele Nationalitäten zusammenleben." Wer aus Erfahrung wisse, dass das Miteinander funktioniert, habe keinen Grund, Rechte zu wählen.

Ali Benali, der über der Moschee der Islamischen Gemeinde in der Hessestraße wohnt, formuliert es so: "Nur wer mit seinem eigenen Leben unzufrieden ist, wählt radikale Parteien." Wer mit seinem Leben im Reinen sei, entscheide sich nicht für die AfD. Benali hilft in der Islamischen Gemeinde mit, heute steht er in der Küche. Zum Freitagsgebet kommen oft 200 Gläubige, da ist viel vorzubereiten. Die Gemeinde und die Nachbarn in der Hessestraße lebten gut zusammen, sagt er. "GoHo" steht für ihn für Toleranz.

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