Digitalfunk in Nürnbergs U-Bahn kommt doch

20.9.2017, 05:47 Uhr
Der Streit zwischen Freistaat und Stadt über die Finanzierung der Digitalfunk-Aufrüstung in Nürnbergs U-Bahn-System ist ausgestanden.

© Stefan Hippel Der Streit zwischen Freistaat und Stadt über die Finanzierung der Digitalfunk-Aufrüstung in Nürnbergs U-Bahn-System ist ausgestanden.

Ob der Digitalfunk wirklich die Verbesserungen bringt, die die Politik einst vollmundig versprach, sei dahingestellt. Fest steht, dass die (angeblich abhörsicheren) Funkwellen vor massiveren Bauwerken kapitulieren. Ob Einkaufszentren oder größere Bürogebäude: Die Digital-Verständigung der Einsatzkräfte innerhalb der Betonhülle mit der Außenwelt reißt spätestens dann ab, wenn sie sich von den Außenwänden entfernen. In dem tief in der Erde verlaufende Nürnberger U-Bahnsystem geht im Regelfall gar nichts mehr.

Rund sechs Millionen kostet der Digitalfunk im Untergrund

Um das zu ändern, muss die Stadt – als Eigentümerin des U-Bahnsystems – in unterirdische Digitaltechnik investieren. Ein teures Unterfangen, denn die Ausstattung der U-Bahnhöfe mit Repeatern und zusätzlichen Lichtwellenleitern, der Ausbau der gesicherten Stromversorgung über sogenannte USV-Anlagen, der Einbau von Schlitzkabeln, Kopplern, Verteilern und viele weitere Einbauten schlagen mit rund 5,3 Millionen Euro zu Buche. Zuzüglich rund eine Million Euro Mehrwertsteuer, versteht sich.

Über die Bezahlung dieser Aufwendungen stritten Stadt Nürnberg und Freistaat seit 2013. Die Stadt argumentierte im Kern, die U-Bahn sei als Massentransportmittel eine öffentliche Aufgabe, deren Sicherung durch die Polizei dem Freistaat Bayern obliege – also sei auch die Funk-Digitalisierung des Tunnelsystems Sache Münchens. Das bayerische Innenministerium wiederum stellte sich auf den Standpunkt, die Objektfunk-Versorgung liege grundsätzlich in der Verantwortung der jeweiligen Objekt-Betreiber.

Nürnberger Ausbau als Präzedenzfall?

Der Hintergrund: Das Ministerium befürchtete, eine (Co-)Finanzierung für Nürnberg könnte man beim Münchner Verkehrs-Verbund (MVV) als Präzedenzfall ansehen – mit teuren Folgen für den Freistaat: Das U- und S-Bahn-Tunnelnetz in der Landeshauptstadt ist um ein Vielfaches größer als das in Nürnberg. Und Bauten wie der Stachus oder der Münchner Hauptbahnhof reichen viele Stockwerke in die Tiefe, die alle Digitalfunk-ertüchtigt werden müssen. Schließlich könnten auch Betreiber anderer Objekte, wie Fußballstadien oder Flughäfen, die Hand aufhalten.

Schließlich gab es doch noch eine Lösung. In Geheimverhandlungen sagte der Freistaat zu, immerhin zwei der mehr als sechs Millionen Euro Gesamtkosten zu übernehmen. Nun liegt es am Nürnberger Stadtrat, die Digitalisierung des Funknetzes in den Nürnberger U-Bahn-Bauwerken auf den Weg zu bringen. Das freilich gilt angesichts der gravierenden Probleme als ausgemacht: Die Stadträte im Bau- und Vergabeausschuss gaben gestern schon einmal Grünes Licht für das Projekt.

Berücksichtigt man den Zuschuss aus München, dann muss Nürnbergs Stadtkämmerer knapp 2,95 Millionen Euro (zuzügliche Mehrwertsteuer) dafür locker machen. Gut 310 000 Euro netto trägt die Infra Fürth für die U-Bahnanlagen auf dem Stadtgebiet der Nachbarstadt.

Abschluss des Digitalfunkausbaus bis 2022 geplant

Bis der Digitalfunk von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst im Nürnberger U-Bahnnetz einwandfrei funktioniert, dürften allerdings noch fast fünf Jahre ins Land gehen. Zum einen brauchen öffentliche Ausschreibungen ihre Zeit. Zum anderen wird die Digitalisierung selbst vier bis viereinhalb Jahre in Anspruch nehmen, schätzen Fachleute.

Mit etwas Glück geht das Digitalsystem also Mitte 2022 in Betrieb. Eine lange Zeit der Sonderbelastungen vor allem für Nürnbergs Streifenpolizisten: Für Einsätze im U-Bahnbereich müssen sie neben den Digital-Funkgeräten auch immer die alten (zuverlässigen) Analog-Handfunkgeräte mitschleppen.

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