Dolmetscher zwischen den Welten

22.6.2012, 07:00 Uhr
Dolmetscher zwischen den Welten

© Roland Fengler

Die Ahmadiyya habe den Verein mehrfach sehr gastfreundlich aufgenommen. „Wir hatten viele gute Begegnungen mit theologischen Diskussionen. Die Gemeinde ist sehr offen“, sagt Pfarrer Hans-Martin Gloël. „Natürlich ist das eine ganz fremde Welt für uns, der man durchaus auch kritisch gegenüberstehen kann“, betont er im Hinblick auf die konservativen Wertvorstellungen, für die Ahmadiyya steht (s. dazu Artikel oben).

Aber wer ein starkes Selbstbewusstsein, Sicherheit und Vertrauen habe, könne Andersgläubige und -denkende tolerieren. „Nur wer selbst fest steht, kann andere stehen lassen“, sagt der Pfarrer. Das spiegele auch das Symbol der Brücke wider: Die Pfeiler markieren die Unterschiede, die Brücke den Dialog zwischen den beiden Seiten. „Natürlich kann man nicht von jedem erwarten, dass er diese Brücke ständig beschreiten will.“

Der Pfarrer hat aber die Erfahrung gemacht, dass gerade Menschen, die fest im christlichen Glauben verwurzelt sind, sich ohne Angst auf die andere Seite wagen können. Menschen, denen es aufgrund ihrer persönlichen Situation an Vertrauen – und Glauben – mangele, falle das hingegen oft schwer.

Es sei vor allem wichtig, dass die Menschen sich nicht bedroht fühlen müssen. Nur dann könne man tolerant sein. „Wir sollten Vertrauen in unsere funktionierende Demokratie haben. Die Behörden schauen genau hin, und das haben sie auch in diesem Fall getan“, sagt Gloël. Tatsächlich hatte die Stadt Nürnberg die Ahmadiyya-Gemeinde erst eingehend auf ihre Verfassungstreue hin geprüft, ehe sie den Vorbescheid zur Baugenehmigung erteilte.

Neben der fehlenden Sicherheit sieht der Pfarrer die mangelnde Information der Anwohner als einen gewichtigen Grund für das Misstrauen. Dagegen könne man aber etwas tun. „Ich habe großes Verständnis für die Verunsicherung der Menschen.“ Man dürfe die Ängste nicht totschweigen. „Viele haben nun einmal ein ungutes Bauchgefühl beim Stichwort Islam.“ Es sei wichtig, Informationen zu geben und Begegnungen anzuregen.

Die Sorgen und Ängste seien aber auch oft berechtigt: „Es gibt nun einmal schwierige Gruppierungen im Islam.“ Man solle nur nicht alle über einen Kamm zu scheren.

 

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