Drogenszene auf Spielplatz: Stadt gegen Schließung

12.8.2015, 14:00 Uhr
Nahezu jede Woche werden Spritzbestecke wie dieses auf dem Spielplatz gefunden. Anwohner sind in Sorge.

© Roland Fengler Nahezu jede Woche werden Spritzbestecke wie dieses auf dem Spielplatz gefunden. Anwohner sind in Sorge.

Am 12. Juli starb ein Heroinsüchtiger auf der Parkbank eines Spielplatzes in Nürnberg-Gostenhof. Es ist der traurige Höhepunkt einer Entwicklung, die sich hier direkt am Rochusfriedhof schon seit Jahren abzeichnet. Denn Anwohner des Spielplatzes in der Imhoffstraße beobachten schon länger, dass sich hier tagsüber Kinder austoben, aber abends und nachts die Drogenszene den Platz für sich erobert.

Sorge bereiten Martin Rummel und Christian Walz vom Haus gegenüber aber, dass die nächtlichen Besucher nicht nur Rauschgift neben Rutsche und Sandkasten konsumieren, sondern regelmäßig auch ihr gebrauchtes Spritzbesteck liegen lassen. "Mir hat sogar mal ein Kind schon eine gebrauchte Spritze gebracht, als ich gerade im Hof zu tun hatte", berichtet Rummel. Die Nadeln seien eine Gefahr für Kinder und Erwachsene. Wer sich daran verletze, könne sich dadurch mit Erregern infizieren.

Die Stadt soll "Schlimmeres verhindern"

Nur wenige Hausnummern in der Imhoffstraße weiter ist die Einrichtung "Hängematte". Sie bietet notleidenden Drogenkonsumenten einen Schlafplatz. Hier werden auch sterile Drogenbestecke herausgegeben. Für die gebrauchten Spritzen hängt in der Einrichtung ein spezieller Abfalleimer. "Wir sagen den Leuten, dass sie das Zeug da wegwerfen sollen", sagt Geschäftsführer Peter Groß.

Doch nicht alle halten sich daran - aus Angst, mit den Utensilien nach dem Schuss von der Polizei erwischt zu werden. "Damit können sie Schwierigkeiten bekommen", sagt Groß. Mittlerweile täglich würden Mitarbeiter der Einrichtung gebrauchte Spritzen auf dem Spielplatz aufsammeln. "Es kann aber sein, dass sie nicht alle finden und was liegen bleibt", sagt der Geschäftsführer.

Drogenkonsumräume könnten Situation entschärfen

Und tatsächlich findet Anwohner Martin Rummel bei einem Termin vor Ort schon nach kurzer Suche eine gebrauchte Spritze. Er fordert von der Stadt, die Spielgeräte abzubauen. "Nur so kann man Schlimmeres verhindern." Ein Warnschild für Erziehungsberechtigte, das Anwohner hier festgemacht haben, wurde bereits nach wenigen Stunden schon wieder demontiert.

Doch bei der Stadt stößt der Vorschlag, die Spielgeräte abzubauen, auf wenig Gegenliebe: "In diesem dicht bebauten Stadtteil gibt es sowieso kaum Orte für Kinder zum Toben", erklärt Sör-Werkleiter Ronald Höfler. Auf der anderen Seite sieht er aber auch keinen Sinn darin, die Drogenszene von diesem Platz zu vertreiben.

"Das würde das Problem innerhalb der Stadt nur verlagern." Wie es mit diesem Konflikt weiter gehen soll, dafür habe er kein Patentrezept. Peter Groß von der "Hängematte" erinnert allerdings an eine altbekannte Forderung, die die CSU seit Jahren vehement ablehnt: Drogenkonsumräume zu schaffen. Groß: "Damit würde sich die Situation im öffentlichen Raum entschärfen."

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