DTM: Norisring ist Deutschlands beliebteste Rennstrecke

5.12.2013, 12:18 Uhr
DTM: Norisring ist Deutschlands beliebteste Rennstrecke

© Zink/JüRa

 Man nennt es: das Monaco des Tourenwagensports. Und nicht nur „man“. Auch Motorsportfans, deren Postleitzahl nicht mit einer Neun beginnt, halten diesen Vergleich nicht für abgeschmackt. Der Norisring ist der Höhepunkt der DTM-Saison — für die Gokart-Liebhaber unter den Fahrern, für die Dauerstressjunkies unter den Mechanikern, vor allem aber für die Zuschauer. Erforscht haben dies für die Internationale Tourenwagenrennen-Vereinigung ITR Professor Dr. Alfons Madeja und sein Team, das in der Laufamholzstraße in Nürnberg seinen Firmensitz hat.

DTM: Norisring ist Deutschlands beliebteste Rennstrecke

Der Norisring hat Nürburgring, Hockenheim, Lausitzring und Oschersleben klar den Rang abgelaufen. Spitzenwerte erzielte das Franken-Monaco unter anderem in Sachen Image der Strecke, bezüglich des Eventcharakters und der Ticketorganisation. Selbst das Preis-Leistungsverhältnis passt, so Madeja. Nicht von ungefähr verbesserte der Stadtkurs seine Gesamtnote von 2,10 aus dem Jahre 2011 und 2,08 von 2012 auf 1,95.

Die Barometer-Macher

Untersucht wurde aus Sicht der Hersteller beispielsweise auch, welchen Einfluss der Rennsport auf die Serienfertigung hat oder welche Rolle die Sicherheit spielt. Aber auch in der Formel1 wurden Madeja und seine Mitarbeiter tätig. Und man hat den Automobilherstellern unter anderem klargemacht, dass es dreistellige Millionenbeträge kosten würde, wenn Mercedes beispielsweise aus der Formel 1 ausstiege, was der Betriebsrat der Stuttgarter jüngst erneut forderte.

Das heißt freilich nicht, dass sich Madeja und sein Unternehmen SLC — steht für Sports, Leisure, Culture — etwa nur mit Motorsport beschäftigen würde. Erfunden hat das Nürnberger Team so vor rund zehn Jahren das Bundesliga-Barometer. Man regte es zunächst gegenüber dem kicker an, hat es aber dann in Zusammenarbeit mit Sportbild realisiert. Seitdem erscheint das Barometer allwöchentlich. Inzwischen gibt es zudem Fan-Boxen für jeden Bundesligisten, die in so mancher großen Zeitung erscheinen und darüber Aufschluss geben, wie es im Duell mit dem jeweiligen Gegner steht. Das Gleiche gilt inzwischen im Übrigen auch für alle anderen Top-Ligen hierzulande, von Eishockey über Basketball bis zu Handball, wie Madeja unterstreicht.

 Die Nürnberger haben große Gutachten erstellt, haben bei der Fußball-WM 2006 in Deutschland sämtliche Austragungsstädte beraten, also auch Nürnberg. Es sei vor allem um die Frage gegangen, was man mit den Leuten macht, die zu den Spielen anreisen, aber keine Eintrittskarte haben. „Daraus entstand das Public Viewing“, so Madeja, das inzwischen bei vielen Großereignissen dazugehört. Ketzerisch schrieb er damals hinterher: „Nürnberg hat die Wirtschaft nicht mit eingebunden.“ Sie haben auch herausgefiltert, was die EM 2012 beispielsweise für die Ukraine letztlich gebracht hat. Man hat für den Golf-Sport neue Grundlagen geschaffen und widmet sich inzwischen auch den Skispringern. SLC beschäftigt sich ohnedies überwiegend mit Sportthemen. Im Mittelpunkt der Befragungen stehen dabei laut Madeja stets die Kundenzufriedenheit und die Qualität. Und zu diesen Themen fragt ihn der Deutsche Fußball Bund genauso um Rat wie die Politiker, schließlich sitzt Madeja nicht von ungefähr im Sportausschuss des Bundestages. Mitunter hat man da, laut Madeja, 450 Leute, unter anderem viele Studenten im Einsatz, die von Angesicht zu Angesicht befragen. „Und das ist dann repräsentativ“, unterstreicht Madeja.

Und er macht deutlich, welches Potenzial im Sport steckt. „Der Sportmarkt ist die größte Wirtschaftskraft, in diesem Bereich sind 6,5 Millionen Menschen beschäftigt.“ Was den Professor dennoch ein wenig wurmt: Der Prophet gilt auch in seinem Falle im eigenen Land nichts. Doch daran wird sich wohl so bald auch nichts ändern.

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