Dürre oder Virus: Nürnberger rätseln über Amselsterben

14.8.2018, 06:00 Uhr
Derzeit sind viele Bürger in Sorge, da sie immer wieder tote Vögel entdecken.

© Felix Kästle Derzeit sind viele Bürger in Sorge, da sie immer wieder tote Vögel entdecken.

Eine Joggerin meldete diese Woche der Lokalredaktion drei verendete Amseln, die sie im Pegnitztal-Ost am Wegesrand gesehen hat. Eine Leserin aus Gleißhammer mailt: "Wir haben auf unserem Grundstück in den letzten drei Wochen vier tote Amseln gefunden. Außerdem sieht man hier in der Umgebung keine Amseln mehr, obwohl die Nachbarn ganzjährig füttern. Handelt es sich um die Auswirkungen der Trockenheit oder das Usutu-Virus?" Ein Leser aus Stein meldete gleich zehn Todfunde.

Auf Nachfrage beim Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) betont Pressesprecher Markus Erlwein, dass es sich dabei um reine Spekulation handele, "wir wissen aktuell noch von keinem nachgewiesenen Usutu-Fall in Bayern". Ohne eine Untersuchung durch Experten sei keine Ferndiagnose möglich, daher könnten auch andere Gründe für den Tod der Tiere verantwortlich sein. Dem LBV sind allein aus Nürnberg diesen Monat 30 verendete Amseln sowie vier weitere Singvögel gemeldet worden.

In den Jahren 2011 und 2012 gab es in Deutschland das erste durch das Usutu-Virus ausgelöste Massensterben unter heimischen Vögeln, insbesondere Amseln. In Bayern sei damals vor allem Unterfranken betroffen gewesen, weiß Erlwein. In den Folgejahren habe sich die Population wieder erholt. Befallene Vögel wirken offensichtlich krank, werden apathisch, flüchten nicht mehr und verlieren ihr Gefieder im Hals- und Nackenbereich, beschreibt der LBV-Sprecher die Symptome. Das tropische Usutu-Virus wird von Stechmücken auf Vögel übertragen.

"Das Virus mit tödlichem Verlauf wirkt sich nur auf Vögel aus", betont Erlwein. Um Verbreitung und Auswirkungen dieser neuen Gefährdungsursache insbesondere für Amseln zu erfassen und zu bewerten, bittet der LBV in Zusammenarbeit mit seinem bundesweiten Partner NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.) um das Einsenden von Todfunden an Virus-Experten. Diese Untersuchungen nimmt das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg (BNI) vor. Dabei sollten folgende Punkte beachtet werden: Obwohl nach aktuellem Wissensstand keine Infektionsgefahr von den Vögeln ausgeht, wird zum Hantieren mit den toten Tieren das Verwenden von Handschuhen empfohlen. Die Amseln sollten zügig, idealerweise mit einem Tiefkühlakku versehen, gut gepolstert und wasserdicht verpackt versendet werden, so Erlwein weiter. Bei den derzeitigen Temperaturen sei eine Isolation mit Styropor sinnvoll. Und ergänzt: "Es empfiehlt sich besonders vor Wochenenden, die Einsendung mit dem BNI telefonisch abzustimmen." Bitte den Schriftzug "Freigestellte veterinärmedizinische Probe" auf der Verpackung anbringen.

Bürger erfährt Ergebnis

Das Porto trägt der Bürger, die Untersuchung sei kostenlos, so der LBV-Sprecher weiter. Der Absender wird über das Ergebnis informiert; neben der Anschrift dürfen auch der Fundort (mit Postleitzahl) und das Funddatum nicht fehlen.

Claudia Grimnitz vom Umweltamt der Stadt dazu: "Wir empfehlen Nürnbergern, die toten Amseln nach Hamburg zu schicken, um die virologischen Untersuchungen zu unterstützen." Bislang seien der Behörde lediglich zwei verendete Vögel gemeldet worden.

Kontakt: Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Bernhard-Nocht-Straße 74, 20359 Hamburg; Tel. (0 40) 4 28 18-8 62

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