Ehrenamtlicher Sanitäter aus Nürnberg abgeschoben

14.9.2018, 05:51 Uhr

Neguss M. habe sich "in den letzten sechs Jahren in Nürnberg erfolgreich ein neues Leben aufgebaut, er spricht mittlerweile fließend Deutsch, hat fast sein Masterstudium an der Uni Erlangen-Nürnberg beendet, arbeitete beim Bayerischen Roten Kreuz als ehrenamtlicher Rettungssanitäter und Dolmetscher", schreibt der Flüchtlingsrat in einer Mitteilung.

Die Hilfsorganisation kann nicht nachvollziehen, dass ein so perfekt integrierter Mann nicht bleiben darf - zumal er auch Arbeitsangebote erhalten habe. Eines dieser Angebote sei von Unicef gekommen, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, wo sich M. ebenfalls ehrenamtlich engagiert hatte. Rainer Köhler, ehrenamtlicher Leiter der Unicef-Arbeitsgruppe in Nürnberg, zeigte sich nach der Abschiebung bestürzt: "Wir kennen Neguss M. als engagierten, zuverlässigen und kompetenten Menschen, der unsere Arbeit mit Herzblut unterstützt hat." Leider habe die Zentrale Ausländerbehörde ihm keine Arbeitserlaubnis erteilt, so dass M. die befristete Arbeitsstelle als Bürokaufmann nicht antreten konnte.

Der Flüchtlingsrat schreibt in seiner Mitteilung, dass M. schon im Mai hätte abgeschoben werden sollen, damals scheiterte indes die Rückführung. Nun sei er von Frankfurt aus via Jeddah in Saudi-Arabien nach Addis Abeba abgeschoben worden. Der 34-Jährige, der in Nürnberg in einer Asylbewerberunterkunft lebte, sei in Äthiopien nicht sicher. Johanna Böhm vom Flüchtlingsrat fordert daher eine "schnelle und unbürokratische Rückkehr von Neguss M. nach Nürnberg". Schließlich werde derzeit über einen Spurwechsel diskutiert, der abgelehnten Asylbewerbern einen Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglichen soll.