Ein bisschen Rimini am Wöhrder See

5.8.2013, 07:00 Uhr
Am Wöhrder See können die Nürnberger bei gutem Wetter entspannen.

© Stefan Hofer Am Wöhrder See können die Nürnberger bei gutem Wetter entspannen.

Dieser Sand ist ideal zum Burgenbauen. Er ist rot und krümelig, kommt aus Franken und pappt gehörig zwischen den Zehen. Auch auf den windschnittigen weißen Betonstreifen im Boden und der edlen langen Sitzbank hinterlassen nackte Füße schnell Spuren. Wen stört’s, kaum haben die Politiker das Feld und die Mikrofone geräumt, plantschen Kinder und Hunde fröhlich im seichten See.

Aber bitte nur bis zu den Knien. Denn offiziell, das beklagen viele, bleibt das Baden hier verboten. Offiziell heißt: Wer der Versuchung nicht widerstehen kann und sich was holt im Pegnitzwasser, braucht Stadt oder Freistaat nicht zu verklagen. Nebenbei: Der neue 500.000-Euro-Strand dürfte Nürnbergs erstes Projekt sein, das fünf Wochen nach dem Eingang der Baugenehmigung eingeweiht wurde — obwohl es noch nicht fertig ist. Denn im Herbst geht es weiter, im Osten wird ein ähnlich langer, zweiter Strandabschnitt gebaut.

Während die anwesenden SPDStadträtinnen vielsagend etwas von Wahltermin murmeln, spricht Bayerns Umweltminister Marcel Huber (CSU) bei der Einweihung lieber von Bibione und davon, dass Nürnberg nun ein bisschen schöner geworden sei. Auch unter Wasser übrigens: 70.000 Kubikmeter stinkenden Schlamm hätten die Baggerschiffe schon vom Grund des Gewässers geholt, das zu verlanden drohte.



Wasser auf die Mühlen seines Kabinettskollegen Markus Söder, der als Finanzminister 13 Millionen Euro für die gesamte See-Sanierung eingeplant hat und sich wundert, „wie schnell in München wahnsinnig viel Geld ausgegeben wird“, während Nürnberg manchmal jahrelang kämpfen müsse. Da müsse Waffengleichheit her, sagt der Minister, der zum Schluss die Slipper auszieht, die helle Leinenhose hochkrempelt und für die Fotografen in einen weißblauen Liegestuhl fällt.

Wenn der Freistaat schon die Spendierhosen anziehe, müsse auch die Stadt Geld für das Naherholungsgebiet herausrücken, sagt Söder vorher noch. Und nicht nur plötzlich Parkgebühren am Norikus verlangen. 2,5 Millionen Euro stünden im kommunalen Investitionsplan, hält CSU-Fraktionschef Sebastian Brehm dagegen, der die schwarzen Lederschuhe im Sand vorsichtshalber anlässt.



Diese Vorsicht könnte bald nötig sein, fürchtet Ronald Höfler von Sör mit einem Seitenblick auf die badenden Hunde. Wahrscheinlich müsse man Schilder aufstellen, obwohl niemand Schilder möge. Sör, zuständig für alles an Land, wird den roten Sand immer wieder säubern. Ob man damit nachkomme, werde sich zeigen, so Höfler. Der Mann klingt skeptisch.

Wie geht es weiter mit der Wasserwelt Wöhrder See? Ob beim Strand für ganzjährige oder nur saisonale Gastronomie gebaut wird, muss geklärt werden. Auf Höhe des Jugendzentrums Klüpfel wird es einen Bewegungspark geben, derweil wird am Südufer an der Norikus-Bucht und irgendwann auch an einem neuen Wasserspielplatz gewerkelt.

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