Ein Frankenkönig im Märchenland Bayern

9.10.2018, 11:34 Uhr
Medienprofi Söder weiß sich zu inszenieren. Dieses Foto von einer CSU-Kundgebung im Unertl-Weißbierzelt in Mühldorf am Inn postete er auf seinem Facebook-Profil.

© Facebook-Seite Söder Medienprofi Söder weiß sich zu inszenieren. Dieses Foto von einer CSU-Kundgebung im Unertl-Weißbierzelt in Mühldorf am Inn postete er auf seinem Facebook-Profil.

In diesen Tagen ist es nicht leicht, Markus Söder zu entkommen. Er hat Auftritte in Bierzelten und bei öffentlichen Diskussionen, er streitet sich im Fernsehen mit seinen politischen Gegnern, er sagt seiner Heimatstadt für die Sanierung des maroden Volksbads eine Millionen-Unterstützung zu, und alle Medien berichten darüber.

Nach dem Jura-Examen ließ sich Söder beim Bayerischen Rundfunk zum Journalisten ausbilden, er weiß sich in Szene zu setzen. So erscheint er bei einem Pressetermin am Wöhrder See auch mal in einer auffälligen, wasserdichten Wathose, obwohl das Treffen an Land stattfindet. Auf den Fotos, die dabei entstehen, ist er der Hingucker, alle anderen bleiben blass.

Normalerweise trifft sich die Nürnberger Zeitung mit den Menschen, die porträtiert werden. Bei Markus Söder machen wir diesmal eine Ausnahme. Weil wir Redakteure ihm schon oft persönlich begegnet sind. Weil er medial omnipräsent ist.

Der 51-Jährige und sein Werdegang schillern in Weiß-Blau. Seine Begeisterung für die CSU-Ikone Franz Josef Strauß soll ihn dazu gebracht haben, einen Tag nach seinem 16. Geburtstag in die Junge Union (JU) einzutreten. Er wurde JU-Landesvorsitzender, CSU-Generalsekretär, Europaminister in Bayern, Umwelt- und Gesundheitsminister, dann Finanzminister.

Diese Karriere konnte nur einen Höhepunkt haben, und den erreichte Söder am 16. März 2018: Die CSU-Fraktion im Landtag wählte ihn zum Ministerpräsidenten. Horst Seehofer war nach einem jahrelangen Machtkampf geschlagen.

Ein Foto von Söders Einschulung. Das Bild verweist auf eine starke und innige Mutter-Sohn Beziehung. Da gibt es eine Mutter, die ihrem Sohn etwas zutraut und er blickt so, als würde er sagen: Mama, ich mache alles, damit du stolz auf mich bist!

Ein Foto von Söders Einschulung. Das Bild verweist auf eine starke und innige Mutter-Sohn Beziehung. Da gibt es eine Mutter, die ihrem Sohn etwas zutraut und er blickt so, als würde er sagen: Mama, ich mache alles, damit du stolz auf mich bist! © Facebook-Seite Söder

Seitdem ist der Nürnberger, der im einfachen Schweinau im Westen der Stadt aufwuchs, unermüdlich im Einsatz. Der umstrittene Kreuzerlass, die Aufregung um seine Wortschöpfung "Asyltourismus", die neue Grenzpolizei, eigene Abschiebeflüge und das von der Opposition angefeindete Polizeiaufgabengesetz (PAG) – er gönnt weder sich, seiner Partei noch seinen Kritikern Verschnaufpausen.

Die aktuell schlechten Umfragewerte nähren jedoch seine Sorge um die absoluten Mehrheit, daher betont er immer wieder: Bayern ist bundesweit auf allen Gebieten spitze, und das nur aufgrund stabiler Machtverhältnisse. Der Freistaat sei "Märchenland" und "Vorbildland", sagte er bei seiner letzten Regierungserklärung. Die auch hierzulande umfrageverwöhnte AfD attackierte er dabei scharf.

Der Medienprofi weiß, dass persönliche Informationen nahbar und sympathisch erscheinen lassen, und so hat er sorgfältig ausgewählt, was man sehen und wissen darf: Markus Thomas Theodor Söder ist Protestant und Club-Fan, in seinem Teenager-Zimmer hing ein Poster von Franz Josef Strauß über dem Bett. Er ist verheiratet und hat drei Kinder mit Karin Baumüller-Söder, der Tochter eines Nürnberger Bauunternehmers. Ein viertes Kind, eine Tochter, stammt aus einer vorehelichen Beziehung. Er geht mit seinen zwei Hunden gerne am Wöhrder See spazieren. Er liebt spektakuläre Kostüme für die "Fastnacht in Franken".

Auch in den sozialen Medien ist er präsent, auf Facebook erscheinen täglich sogar mehrere Beiträge. Betreut wird dieser Auftritt von seiner Pressestelle. Doch die Fotos, die zu sehen sind, wurden mit dem Chef abgestimmt.

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