Ein Kahlschlag geht durch Nürnberg - Sör schafft Platz

28.2.2015, 06:01 Uhr
Sträucher und Bäume fallen rund um die Insel Schütt.

© Maria Timtschenko Sträucher und Bäume fallen rund um die Insel Schütt.

Manfred Heider wohnt in Langwasser Nord und trauert um die abgeholzte Begrünung entlang der U-Bahnlinie in der Otto-Bärnreuther-Straße: „Da tut einem das Herz weh, ich hätte heulen können“, sagt er. Sörs Pressesprecherin Ulrike Goeken-Haidl erklärt: „Es werden 200 von insgesamt 2000 dünnen Robinien, Birken und Kiefern mit einem Stamm-Durchmesser bis zu 40 Zentimetern herausgenommen, um die Gleisbauarbeiten des U-Bahnbauamts vorzubereiten.“ Im Frühjahr soll hier dann großzügig mit Feldahorn, Eberesche und Hainbuche nachbepflanzt werden.

An anderer Stelle spielt die Verkehrssicherheit eine Rolle. Wenn Bäume morsch sind und umkippen könnten, Äste auf die Fahrbahn fallen oder in die Sicht der Autofahrer hineinragen, dann müssen sie zurückgeschnitten oder gefällt werden. Am Frankenschnellweg betraf das Pappeln, Birken, Robinien, Ahorne und Zieräpfel. 20 der Bäume sind ungefähr 60 Zentimeter dick. Auch am Ben-Gurion-Ring und in der Dr.-Gustav-Heinemann-Straße mussten Sträucher auf einer Breite von einem Meter zurückgeschnitten werden.

Wiederum im Auftrag des Eigenbetriebs Stadtentwässerung und Umweltanalytik Nürnberg (Sun) holzt Sör an der Regensburger Straße Ecke Waldluststraße in Zerzabelshof ab. Hier will man den Kanalneubau des Südostsammmlers voran treiben. Die Bauarbeiten sollen im Juli 2015 beginnen und bis Ende April 2017 abgeschlossen sein.

Im Vorfeld müssen die Baugebiete von Gehölzen befreit werden. Dort soll aber nach Ende der Bauarbeiten wieder neu gepflanzt werden. „Acht erhaltenswerte und noch relativ junge Bäume, werden wir durch eine Fachfirma umpflanzen lassen“, erklärt Goeken-Haidl. Die Verpflanzung ist für Ende März oder Anfang April geplant.

Verwundert über die „brutale Abholzung“ der Uferböschung sind einige Anwohner der Hallerwiese. Sie empfinden diese als „stimmiges Natur- und Kultur-Denkmal, das auch von seiner ,Einrahmung‘ durch Büsche und Bäume an den Seiten lebt und wirkt“, wie es in einem Leserbrief heißt. Am 18. Februar hat Sör dort gerodet, um den eng stehenden Gehölzaufwuchs am Uferbereich der Pegnitz auszulichten. Sie handeln im Auftrag des Umwelt- und Stadtplanungsausschusses.
Am 17. Dezember hatte dieser einstimmig die Auslichtung des Unterholzes beschlossen. Die Anwohner schreiben dazu: „Die jetzt erfolgte Abholzung empfinden wir als Schlag ins Gesicht."



SPD-Stadträtin und umweltpolitische Sprecherin Christine Kayser erklärt: „Minimalkonsens in der Bürgerversammlung war, dass Sör das Unterholz schonend auslichtet, damit man auch mal den Fuß in die Pegnitz halten kann.“ Wie die Qualität dieses Ausschnitts sei, könne man erst sehen, wenn es Anfang April wieder grünt. Kayser sagt: „Wenn Sör das nicht gut gemacht hat, dann werden wir selbstverständlich nachbessern lassen.“

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