"Ein kleines Zuhause": Schüler fühlen sich in Gostenhof wohl

27.11.2018, 05:29 Uhr
Markus Schmeiser ist Rektor der Knauerschule in Gostenhof.

© Anestis Aslandiis Markus Schmeiser ist Rektor der Knauerschule in Gostenhof.

Sekretärinnen sind oft die gute Seele der Schule. Das weiß auch Markus Schmeiser, Leiter der Knauerschule: "Es ist so wichtig, dass da jemand ist, ein Lächeln für Kinder und Eltern hat." Bei Feride Akgül trifft dies ohne Frage zu. Die Sekretärin spricht Türkisch und Arabisch - das ist in dieser Schule, wo 80 Prozent der 300 Kinder einen Migrationshintergrund haben, sehr hilfreich. Schüler und Eltern schätzen sie als Übersetzerin, wenn es daheim brennt. Mitunter bitten sie Familien bei der Korrespondenz mit Behörden um Hilfe. Und dann mache Feride Akgül mal wieder unbezahlte Überstunden, wie der Rektor sagt.

Eine offene Atmosphäre herrscht in dem alten Schulgebäude, das sich die Knauerschule mit der Dependance des Sonderpädagogischen Förderzentrums "An der Bärenschanze" teilt. Wer mit Markus Schmeiser durchs Haus geht, der sollte es nicht eilig haben: Regelmäßig wird der 50-Jährige von Kindern gestoppt, die ihn umarmen, ihn grüßen oder etwas erzählen. Für viele ist die Schule mehr als ein Ort zum Lernen. So ist der große Hof mit seinen Klettergeräten am Nachmittag ein beliebter Treffpunkt.

Kinder aus 25 Ländern

Kinder aus rund 25 Ländern zu unterrichten - das ist nicht immer einfach. Schmeiser sagt aber auch: Das Bayerische Kultusministerium habe diese besondere Situation im Blick. So sind wegen des hohen Migrantenanteils die Klassen mit knapp über 20 Schülern deutlich kleiner als an anderen Grundschulen: Dadurch können sich die Lehrer besser um ihre Schützlinge kümmern. Zudem wurden 50 Lehrerstunden pro Woche bewilligt, in denen die Kinder einzeln oder in der Gruppe sprachlich gefördert werden - rechnerisch sind das gut zwei Vollzeitstellen. "Das ist aber auch notwendig", ergänzt der Schulleiter.

Es sind viele kleine Puzzlestücke, die die Schule besonders machen. Da ist etwa das "gesunde Frühstück", bei dem alle Klassen täglich belegte Brote, Obst und Gemüse erhalten. Beim Projekt "Musikalische Bildung für Kinder und Jugendliche in Nürnberg" (Mubikin) werden die Mädchen und Jungen musikalisch gefördert. Voller Elan singen etwa die Schüler der 3 b mit Gesangslehrerin Claire Yapi Lieder. "Die Kinder sind so begeisterungsfähig", schwärmt die Musikerin. Lob gibt es auch von der Klasse. So sagt die achtjährige Sierafima: "Wir singen so lustige Lieder und lernen hier Instrumente kennen!" Schulleiter Schmeiser sagt: Wichtig seien die Projekte, die nur dank diverser Sponsoren und Stiftungen möglich sind. "Wir sind froh, dass wir von so vielen Partnern unterstützt werden."


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Trotz aller Förderung gilt aber: An der Knauerschule gehen überdurchschnittlich viele Kinder anschließend auf die Mittelschule. Zum Vergleich: In Bayern haben sich zum Schuljahresende 2017/18 28 Prozent der Viertklässler für die Mittelschule, 29 Prozent für die Realschule und 41 Prozent fürs Gymnasium entschieden.

Doch auch wer die Mittelschule besucht, kann einen guten Beruf erlernen. So bemüht sich die Johann-Daniel-Preißler-Schule, den aktuell 592 Schülern Perspektiven aufzuzeigen. Die stellvertretende Leiterin der Mittelschule, Steffi Duske, sagt: "Wir haben viele berufsorientierte Projekte." Werkstatt-Tage, Bewerbungstraining, Praktika in Betrieben und vieles mehr - die 42-Jährige rattert minutenlang herunter, wie die Schule ihre Kinder fit fürs Berufsleben machen will. Sie ist eine von zwei Nürnberger Mittelschulen mit dem Projekt "Praxisklassen": Hier können Jugendliche, die nach neun Jahren Schulzeit ohne Abschluss sind, einen Mittelschulabschluss machen und dabei verschiedene Berufsfelder testen.

Steffi Duske ist die stellvertretende Leiterin der Johann-Daniel-Preißler-Mittelschule.

Steffi Duske ist die stellvertretende Leiterin der Johann-Daniel-Preißler-Mittelschule. © Eduard Weigert

Das 1901 errichtete Schulgebäude strahlt einen ehrwürdigen Charme aus, der aber nicht alle beeindruckt. So schmücken zwei steinerne lesende Kinderfiguren das Portal über der Eingangstür: Doch im Schoß einer der Steinfiguren liegt eine Plastikflasche, die ein Scherzkeks dort platziert hat. "Das ist eben Gostenhof", sagt Duske, grinst ein bisschen und zuckt kurz mit den Schultern. Ansonsten betont sie: Mit Vandalismus und Zerstörungslust habe die Schule nicht zu kämpfen.

90 Prozent der Schüler haben Migrationshintergrund

Etwa 90 Prozent der Schüler haben hier einen Migrationshintergrund: "Der soziale Hintergrund ist sehr unterschiedlich, das ist manchmal eine Herausforderung für die Kollegen", sagt Steffi Duske. Sie engagiert sich gerne für die Schule - und die Kinder danken ihr es auf ihre Weise. Ein Mädchen hat ihr neulich Rosen überreicht, einfach so. Kürzlich haben ehemalige Schüler Steffi Duske besucht: "Einer ist Kfz-Mechantroniker und hat angeboten, die Winterreifen zu wechseln." Es sind solche Szenen, die sie rühren.

Mehr als nur reines Wissen vermitteln, das ist der Anspruch der Mittelschule: Erfolgreich kümmert sich etwa die AG Umwelt um die Schulbeete. Pascal, zwölf Jahre alt, sagt: "Mir liegt die Natur am Herzen - das Pflanzen und Ernten macht einfach Spaß."

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