Ein neues Leben für alte Firmen-Computer

5.10.2015, 20:49 Uhr
Ein neues Leben für alte Firmen-Computer

Computer, Kabel, Platinen, Tastaturen und Akkus, so weit das Auge reicht. Sie stapeln sich auf Paletten und in Schachteln und Gittern. Das Lager der AfB-Niederlassung in der Nürnberger Südstadt ist zum Bersten gefüllt. Links in der Mitte steht ein Schredder, daneben Behälter mit zerhäckselten Handys und Computern.

Die Firma übernimmt gebrauchte IT-Geräte großer Konzerne. Je nach Zustand werden diese aufbereitet und im eigenen Shop verkauft, recycelt oder fachgerecht entsorgt. In dem Gebäude eines ehemaligen Autohauses befindet sich seit 2007 die einzige Niederlassung des Unternehmens in Bayern.

Konzerne als Kunden

Das Besondere bei AfB? „Wir integrieren Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt. Die Hälfte der Mitarbeiter hier hat einen Behindertenausweis — und es funktioniert sehr gut“, sagt Klaus Fuierer. Der 49-Jährige ist gelernter Bautechniker und leitet seit Juli die Filiale in der Peter-Henlein-Straße.

In den Geschäfts- und Arbeitsräumen ist es angenehm ruhig, alle arbeiten konzentriert. Die Mitarbeiter sind etwas schüchtern, aber sehr freundlich, und man merkt, dass ihnen ihre Arbeit Spaß macht. „Besonders ist, dass wir auch den Bewerbern mit Handicap Stellen auf dem ersten Arbeitsmarkt anbieten. Das heißt: Sie sind vollwertige Arbeitskräfte und führen keine untergeordneten Tätigkeiten, wie zum Beispiel Putzen, aus.“

Aber nicht jeder Bewerber sei für jede Stelle geeignet, erklärt der Filialleiter: „Derzeit suchen wir wieder zwei bis drei Mitarbeiter, darunter auch für das Lager. Die Arbeit hier ist körperlich sehr anstrengend. Darauf muss ich bei der Auswahl natürlich achten.“

Ein neues Leben für alte Firmen-Computer
Ein neues Leben für alte Firmen-Computer

© Fotos: Edgar Pfrogner

Siemens, Cortal Consors, Ergo, McDonalds — die Kunden der Nürnberger Filiale sind namhaft. Die großen Firmen vertrauen AfB, weil ihre Daten hier „zu 100 Prozent sicher gelöscht werden“. Jedes Gerät bekommt sofort, nachdem es im Lager ankommt, eine eigene Identifikationsnummer. Mit dieser Nummer könne der Kunde jederzeit das Löschprotokoll seines Geräts im Internet abrufen. Er wisse also immer, wo es gerade stehe, wer es bearbeite und wie weit die Löschung fortgeschritten sei, so Fuierer. Am Ende gibt es zusätzlich eine detaillierte Übersicht, in der steht, wie viele Geräte des Auftrages aufgerüstet und wie viele recycelt wurden.

Aber bis es so weit ist, müssen Notebooks, Drucker und Co. einige Stationen durchlaufen: Zunächst holen die Mitarbeiter von AfB die Geräte bei den Firmen ab. Dann kommen sie ins Lager, wo sie zum ersten Mal sortiert und bewertet werden. Geräte mit Festplatten würden dabei in einem vergitterten, mit einer Alarmanlage gesicherten Sperrbereich aufbewahrt. „Zurzeit haben wir sogar so viele Aufträge, dass uns andere Niederlassungen bei der Bearbeitung helfen müssen“, sagt Fuierer stolz, während er zwischen Kisten voller Netzteilen, Tastaturen, Computermäusen und Platinen steht. Am „Technik-Arbeitsplatz“ versieht ein Mitarbeiter die Maschinen mit einem ID-Aufkleber und prüft, ob eine Wiederaufbereitung rentabel ist. Dann geht es weiter zur Datenlöschung. Pro Festplatte dauert das an die zwei Stunden — das hänge aber immer vom Modell und der Datenmenge ab, so der Filialleiter. Damit das alles ein bisschen schneller geht, hat die Firma einen speziellen Server, der bis zu 24 Festplatten auf einmal löschen kann.

Zum Schluss werden die Geräte aufbereitet und getestet. „Der Zustand ist dann wie neu gekauft“, sagt der Filialleiter, als er im Shop vor einem Regal mit zu Gamer-PCs aufgerüsteten Computern steht. AfB gibt auf alle in seinen Geschäften verkauften Produkte ein Jahr Garantie; diese kann auf bis zu vier Jahre verlängert werden. Und sollte doch einmal etwas nicht funktionieren, dann kann man das Gerät bei der hauseigenen Service-Stelle reparieren lassen.

Die Mitarbeiter übernehmen auch administrative Tätigkeiten — wie Druckerinstallation, Back-up-Erstellung und Serverwartung. Stefan Kress (26) arbeitet seit fünf Jahren beim Kundenservice von AfB. Tagein, tagaus repariert er kaputte Kundengeräte. Was ihm dabei am besten gefällt? „Dass der Job so abwechslungsreich ist. Jeden Tag kommen andere Geräte mit neuen Fehlern“, so der gelernte Netzwerktechniker. Kress schätzt an AfB vor allem den entspannten, lockeren Umgang unter den Kollegen. „Alle sind hier per du“, sagt er und fügt hinzu: „Und man lernt hier so viele interessante Leute kennen.“

Hochwertige Geräte

Neben Privatpersonen kaufen vor allem kleinere Firmen und Internetcafés bei AfB ein. Der große Vorteil der ehemaligen Firmengeräte? Sie haben eine längere Laufzeit als der Heimcomputer und das Privathandy. „Firmengeräte sind qualitativ sehr hochwertig. Sie sind dafür konzipiert, dass mit ihnen jeden Tag mindestens zehn Stunden gearbeitet wird. Heimcomputer haben oft schon nach ein paar Jahren große Verschleißerscheinungen“, weiß Fuierer.

Aber was passiert mit den Geräten, die nicht mehr gepimpt und verkauft werden können? „Wenn möglich, recyceln wir alles selbst. Ansonsten verkaufen wir die Geräte — aber nur an deutsche, zertifizierte Firmen.“ Das sei sehr wichtig, denn wenn beim Recycling etwas falsch laufe, werde nicht nur die Umwelt verschmutzt, sondern es ginge auch wertvolles Rohmaterial verloren — wie etwa die Seltenen Erden in Handys, so Fuierer.

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