Ein Schnupfen-Rüssel findet sein Glück

9.3.2013, 00:00 Uhr
Ein Schnupfen-Rüssel findet sein Glück

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Für Stefan Ebertsch gibt es schlichtweg kein Thema, das nicht kindgerecht aufbereitet werden könnte. In seinen neuesten Geschichten geht es um elementare menschliche Erfahrungen (Freundschaft, Liebe, Alter, Tod) und um gesellschaftliche Gegebenheiten wie Kultur und Religion. Alles hübsch anschaulich und immer unterhaltsam verpackt.

So erzählt Ebertsch von der Erkältung eines afrikanischen Elefanten. Weil seine Nase bekanntlich ein meterlanger Rüssel ist, hat er natürlich gleich einen Riesen-Schnupfen und braucht dringend ein Riesen-Taschentuch. Nur das Segel eines Bootes scheint seinen Bedürfnissen halbwegs angemessen. Deshalb läuft er zur Meeresküste, wo sein Schnupfen rasch vergessen ist, jedoch starke Reiselust in ihm geweckt wird. Er segelt nach Indien und trifft dort eine Elefantin, in die er sich verliebt, und mit der er ganz, ganz glücklich wird. So kann manchmal auch ein unangenehmer Vorfall der erste Schritt auf dem Weg ins Glück sein.

Nicht weniger schlicht und anrührend berichtet Ebertsch vom Jäger und dem Wolf, welche die Einsamkeit des Alters zusammengeführt hat. An langen Winterabenden sitzen sie in der Hütte des Jägers und sind froh, dass sie sich in jungen Jahren gegenseitig kein Leid zugefügt haben, obwohl sie beide öfter die Gelegenheit dazu gehabt hätten. Leider werden aber die Wölfe meistens nicht ganz so alt wie die Menschen. Deshalb verliert eines Tages der greise Jägersmann seinen guten Freund, was ihn natürlich sehr traurig macht.

Ebertsch will seinem jungen Publikum nichts vormachen, ihm geht es stets um das wirkliche Leben. In sei-ner Geschichte vom Schneemann, der nicht sterben will, widerlegt der Autor ganz nebenbei das Märchen vom ewigen Winter in Sibirien. Oder er demonstriert anhand der Afrika-Reise eines Mädchens, dass alle Menschen die gleichen Grundbedürfnisse haben, aber keineswegs immer und überall gleich leben, denken und fühlen. Und er zeigt, warum das gut so ist. In einer anderen einprägsamen Erzählung erklärt er humorvoll-realistisch, wie Verliebte vorübergehend blind und taub für den Rest der Welt werden.

Kulturgeschichte für die Kleinsten ist die Story vom Steinzeit-Jungen, der durch die Begegnung mit einem gefährlichen Säbelzahntiger zum allerersten Kunstmaler der Menschheit wird. Er macht die Erfahrung, dass ihm die Darstellung des Schrecklichen eine magische Macht verleiht. Er beginnt zu verstehen, dass durch die Kraft der Kunst die Gefahren fassbar, begreifbar und letztlich überwindbar werden. Ein bisschen von dieser Kraft steckt zweifellos auch im vorliegenden Büchlein.

Stefan Ebertsch: Von Elefanten mit Schnupfen und Säbelzahntigern, ca. 60 Seiten mit Illustrationen von Pia Marlene Mertel, 6 Euro bei www.stefan-ebertsch.de

 

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