Ein Wagnis, viel Gesang: Supertalent-Casting in Nürnberg

Nürnberg - Ein singender Barkeeper und eine Friseurin, die mit verbundenen Augen Haare schneidet: Beim Casting zur Fernsehshow "Das Supertalent" waren verrückte Kandidaten dabei. Und einige mit sehr berührenden Geschichten.

Dampfig ist es in dem Raum des Hotels hinterm Bahnhof, in dem das Casting für die RTL-Sendung stattfindet. "Art Duke" alias Georg Herzog steht hinter seinem Tresen und schwitzt. Das Supertalent des 45-Jährigen ist es, gleichzeitig singen und Cocktails mixen zu können. Seit 16 Jahren lebt der Nürnberger davon und wird oft bei gesellschaftlichen Anlässen gebucht. Was er gleich vor der zweiköpfigen Jury, in der noch kein Dieter Bohlen sitzt, sondern Redakteure von RTL, singt, hat er noch nicht entscheiden: "Auf jeden Fall etwas Fetziges, etwas von Elvis", sagt der Franke. Zu übertriebener Aufregung neigt er nicht: "Das ist ja mein Beruf. Ich freue mich einfach, dass ich das hier machen kann", meint er. Allzu nervös muss er auch nicht sein, schließlich hat der Sender ihn persönlich zum Casting eingeladen.

Mit Augenbinde Haare kürzen

Laniz Gül Nara Ragimora packt währenddessen im großen Stil aus. Ein Beautycase und mehrere Taschen hat die blonde Friseurmeisterin aus Fürth mitgebracht. Vor allem aber eine ziemlich verrückte Idee: Sie schneidet ihrem Modell Olga Klejmann gleich mit einem winzigen, rasierklingengroßen Messer die Haare — und zwar mit verbundenen Augen. "Heute bin entspannter als beim ersten Mal", sagt das Modell. "Denn der Schnitt damals wurde echt gut."

Quasi von Bohlen selbst wurde die Friseurmeisterin, die Fan der Sendung ist, inspiriert: "Seine Worte haben mir den Mut gegeben, etwas auszuprobieren und auf die Bühne zu gehen", meint die 53-Jährige mit den persischen Wurzeln. Mit einem Messer anstatt Schere schneidet sie schon lange. Die Nummer mit der Augenbinde hat sie sich extra für die Show überlegt. Von der sie ihre beiden Kinder übrigens abhalten wollen, wie sie lachend erzählt: "Mama, der Dieter lacht dich aus und dann bist du traurig", wollten sie sie vor Enttäuschungen schützen.

Aus Syrien geflüchtet

Die 15-jährige Bessan Albarouki ist mit ihrer Mutter aus Syrien geflüchtet und seit zwei Jahren in Deutschland. Ob ihr Vater noch lebt, weiß sie nicht. "Er ist zur Arbeit und nie wieder zurück", sagt ihre Mutter, die als Begleitung mitgekommen ist. Sie ist froh, dass ihre Tochter hier aufwachsen kann - momentan zumindest. Und die hat einen Vorsatz: Sängerin werden! Auf YouTube hat sie schon viele Fans, erzählt die Schülerin mit den dunklen Locken und den großen Augen. Ihre Mutter lächelt. Vielleicht kommt sie weiter. Und vielleicht ist Bessan dann im Herbst im Fernsehen zu sehen.