Einbrecher-Bande treibt in Langwasser ihr Unwesen

11.3.2017, 07:58 Uhr
In Langwasser-Nord kam es zuletzt zu sieben Einbrüchen - innerhalb von nur wenigen Wochen.

© Oliver Acker In Langwasser-Nord kam es zuletzt zu sieben Einbrüchen - innerhalb von nur wenigen Wochen.

In der Siedlung sind Straßen nach Schriftstellerinnen und Schriftstellern benannt. Hier stehen vor allem Reihenhäuser und Bungalows, Fünf Anwohner sitzen im Wohnzimmer eines Reiheneckhauses in der Tucholskystraße und trinken Kaffee. Sie haben etwas gemeinsam: Erst vor kurzem wurde in ihre Häuser eingebrochen. Die Opfer erzählen, wollen aber namentlich nicht genannt werden. Sieben Mal stiegen Einbrecher in Häuser an und in der Nähe von der Tucholskystraße ein. Unabhängig davon hat es auch einige Einbruchsversuche gegeben. 

Marie K. zeigt, wo die Täter bei ihr einstiegen. Die Spuren sind an der Terrassentür noch deutlich zu sehen. Jemand schob einen flachen Gegenstand zwischen die geschlossene Tür und den Rahmen. Knacken ließ sich aber das Fenster nebenan.

Neues Schlafzimmer - aus Ekel

Im Wohnzimmer rissen die Täter Schubläden aus dem Wandschrank. Im Schlafzimmer durchwühlten sie die Wäsche, durchsuchten das Bett und wurden fündig: Bargeld in Höhe von 1000 Euro sowie wertvollen Familienschmuck sackten sie ein. Als K. an diesem Abend nach Hause kam, waren die Täter vielleicht nur wenige Minuten nicht mehr im Haus. Der Schreck fuhr ihr in die Glieder, als sie das Chaos sah.

Das Erlebnis wühlt sie auch drei Wochen später noch auf. "Ich gehe neuerdings nachts erst um ein oder zwei Uhr ins Bett, wenn meine Müdigkeit größer als die Furcht ist, das Licht auszumachen", sagt sie. Das Einbruchstrauma ging bei einer weiteren Familie aus der Siedlung, die nicht bei K. sitzt, sogar so weit, dass sie sich ein neues Schlafzimmer kaufte — aus Ekel, weil sich die Täter im privatesten Raum der Privatsphäre zu schaffen machten.

"Subjektiv ein Drama"

Bei Gabi R., die ein paar Häuser weiter wohnt, brachen die Täter eine Woche zuvor ein. Das Haus stand leer, die R.s waren im Urlaub. Beute: 600 Euro und teurer Familienschmuck. Thomas D. will aber über seinen Verlust gar nicht sprechen. Nur so viel: "Er war hoch. Für die Täter hat sich das richtig rentiert." Viele Einbruchsopfer in der Siedlung haben nach dem Schock mehrere Tausend Euro in die Hand genommen und aufgerüstet: Fenster mit Pilzzapfen aus Stahl, die noch besser verriegeln, Alarmanlagen, Fenstergriffe mit Schlössern.

Die fünf Opfer wundern sie sich schon stark, warum die Polizei über die Einbruchserie in ihrer Siedlung öffentlich nicht berichtet. D. fordert, dass die Polizei regelmäßig Einbrüche im Stadtgebiet veröffentlicht: "Nur so werde ich sensibilisiert. Passiert das nicht, treffe ich keine Vorkehrungen."

Diese Forderung stößt in der Polizeipressestelle auf wenig Gegenliebe. "Für die Betroffenen ist der Einbruch subjektiv ein Drama, keine Frage", sagt Polizeipressesprecher Robert Sandmann. Doch bei mehreren Hundert Einbrüchen in der Stadt pro Jahr lasse sich das nicht machen. "Wenn man das alles doppelt und dreifach liest, stumpft man irgendwann mal ab", sagt er. Das wäre kontraproduktiv und würde die Menschen nicht sensibilisieren. 

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