Einbruchsserie: Bande steht in Nürnberg vor Gericht

17.10.2018, 05:39 Uhr

Zwischen April und August 2017 ging es Schlag auf Schlag, in ein Ladengeschäft nach dem anderen sollen die Angeklagten, vier Männer (29, 21, 27 und 27 Jahre) und zwei Frauen (22 und 43 Jahre), eingestiegen sein – einen Raubüberfall und 64 Einbruchsdiebstähle listet die Anklage auf, die Staatsanwältin benötigt mehr als eine Stunde, allein um die Vorwürfe vorzulesen.

Doch es sieht so aus, als bliebe die Beweisaufnahme in der Jugendkammer IV (dort wird verhandelt, da ein Angeklagter zum Tatzeitpunkt noch Heranwachsender war) trotzdem zeitlich überschaubar – zu Prozessbeginn ziehen sich die Beteiligten zu Rechtsgesprächen zurück. Das Motto: Strafrabatt gegen ein umfangreiches Geständnis. Die Serie begann am 1. April 2017, als zwei der beschuldigten Männer in eine Nürnberger Spielothek stürmten, bewaffnet mit Schusswaffennachbauten. Ihr Raubüberfall scheiterte kläglich: Die Spielhallenaufsicht entdeckte die Räuber auf den Überwachungsbildschirmen und versteckte sich, ein mutiger Gast der Spielhalle schlug die Täter in die Flucht – sie sollen sich "verpissen", schrie der Mann.

Frau fuhr Fluchtfahrzeug

Tatsächlich brausten die Männer davon, in einem Fluchtfahrzeug vor der Tür wartete bereits eine Frau. Nach diesem Misserfolg verlegten sich die Angeklagten auf Einbruchsdiebstähle – in wechselnder Tatbeteiligung drangen sie in Metzgereien, Bäckereien, Getränkemärkte oder Gaststätten ein. Immer wieder hebelten sie Eingangstüren und Fenster auf und zerschlugen Scheiben, etwa am 8. und 12. Mai in Markt Bibart und Wiesentheid, oder hoben Glasschiebetüren aus der Fassung, wie am 17. Mai bei einer Bäckerei in Veitsbronn. Geldkoffer im Kühlraum Scheiterten die Täter, wie etwa am 4. Juni an der im dortigen Netto-Markt integrierten Bäckerei in Gunzenhausen, machten sie zwar keine Beute, doch der Sachschaden war bereits angerichtet.

Besonders übel traf es die Inhaber einer Fürther Metzgerei: Dort zerstörten die Einbrecher die Tür eines Kühlraums (Sachschaden: 3865 Euro) und entwendeten einen dort abgestellten Geldkoffer, gefüllt mit 1938 Euro. Auf das Konto der Angeklagten sollen noch sechs weitere Einbrüche in Fürther Metzgereien gehen, in Gunzenhausen und Muhr am See spähten die Diebe vor allem Bäckereien aus. Ab Juni führten die Beutezüge nach Westmittelfranken – Rednitzhembach, Schwabach, Kammerstein, Roth und Uffenheim sind die Tatorte. Die Ermittler kamen den Angeklagten über deren Handys auf die Spur – die Funkzellenauswertung zeigte, dass ihre Verbindungsdaten zu den Tatorten und Tatzeiten passen.

Die Angeklagten stammen aus der Region, fünf von ihnen sind mehrfach vorbestraft, einige wegen Drogendelikten. Einbrecher, so zeigt es der Justizalltag und so schildert es auch die Kriminalforschung, sind in den allermeisten Fällen jung, männlich und drogenabhängig. Diese Täter stehlen in der Gegend, in der sie leben. Die anderen Kriminellen stammen vor allem aus Osteuropa, dem "Armenhaus Europas", wie Politiker oft sagen. Und so ist es zwar Zufall, doch passt zur Statistik, dass derzeit in der Jugendkammer IV des Landgerichts Nürnberg-Fürth parallel ein weiteres Verfahren um Einbruchsdiebstähle verhandelt wird.

Vier Männer (21, 30, 41 und 49 Jahre) osteuropäischer Herkunft sollen zwischen Dezember 2016 und September 2017 in Bäckereien und Metzgereien in Nürnberg, Schwabach, Lauf a. d. Pegnitz, Roth und Neunkirchen a. S. eingedrungen sein, um aus den dort vorhandenen Tresoren insgesamt 164.000 Euro Bargeld zu stehlen. In einer Tankstelle in Leinburg entwendeten sie mehrere Kettensägen und Zigaretten. Die Rede ist von elf Fällen, der angerichtete Sachschaden wird auf 62.000 Euro beziffert. Die Prozesse werden fortgesetzt.