Eindrucksvoller Ort in der Altstadt

2.9.2015, 19:33 Uhr
Eindrucksvoller Ort in der Altstadt

© Eduard Weigert

Fahrräder klappern, wenn sie über das Kopfsteinpflaster des Unschlittplatzes an den vielen kleinen Geschäften und Cafés vorbeifahren. Wer auf der Mauer an der Pegnitz sitzt, kann den Vögeln in den Baumkronen beim Singen zuhören.

Besonders auf der Pegnitzseite, die man über die Maxbrücke und den Henkersteg erreichen kann, wirkt der Unschlittplatz durch die Bäume und das Wasser sehr idyllisch. Auch Julia Pflaum kommt gern hier her. Die 22-Jährige schätzt die Lage am Fluss, die schönen Häuser und das Café. Allerdings wünscht sie sich mehr Sitzgelegenheiten, die auf der Flussseite des Platzes kaum vorhanden sind.

Auch über die Karl-Grillenberger-Straße kann man den Unschlittplatz erreichen. Auf dieser Seite steht das Unschlitthaus, welches dem Platz seinen Namen gab. Als einer der sieben Kornspeicher, die im 15. Jahrhundert erbaut wurden, setzt das Sandsteinhaus den Zug der ehemaligen Stadtmauer fort und bietet heute unter anderem dem „Altstadt Juwelier“ und dem „Leihhaus Nürnberg“ Platz. Da das im 16. Jahrhundert erbaute Gebäude als städtische Monopolbehörde für Unschlitt galt, wurde der Platz zunächst „Beim Unschlitthaus“ oder „Unschlittmarkt“ genannt. Aus dem Rohstoff Unschlitt wurden unter anderem Talgkerzen und Wagenschmiere hergestellt. Seinen heutigen Namen trägt der Platz seit 1870.

Dudelsackspieler und Kaspar Hauser

Da sich die tragenden Stützen des Dachgeschosses verformt haben, wird das Unschlitthaus gerade für rund 3,9 Millionen Euro saniert. Ein Gerüst verdeckt das Gebäude und auf dem gesamten Platz stehen Baustellenschilder und Absperrungen. Auch neben dem berühmten Dudelsackpfeiferbrunnen stehen ein großer Container für die Bauarbeiter und ein Bauzaun, den man beim Sitzen im Rücken hat. Die Ruhe des Platzes, die Passanten sehr schätzen, wird durch den Baulärm derzeit gestört. Die Umbauarbeiten sollen noch bis Juli 2016 andauern.

Eindrucksvoller Ort in der Altstadt

© Eduard Weigert

Im Gegensatz dazu sind die fünf Fachwerkhäuser mit ihren hölzernen Streben auf der Westseite des Platzes besonders schön anzusehen. Dank der Nürnberger Altstadtfreunde kann man noch heute die im Mittelalter erbauten Gebäude bestaunen.

Die zwischen 1978 und 1981 sanierten Häuser vermitteln den Passanten einen kleinen Eindruck vom früheren Aussehen des Platzes. Heute nutzen Geschäfte die alten Mauern. Auch Bettina Beraru schätzt vor allem die alten Häuser und die Ruhe des Platzes, da er nicht so überfüllt sei.

„Man könnte das Bild ein wenig spannender gestalten. Mit mehr Pflanzen würde der Platz liebevoller aussehen. Außerdem gibt es wenig Sitzmöglichkeiten“, finden Sebastian Biersack und Marina Kirschmann. Trotzdem gefällt ihnen das Ambiente des Platzes und die Nähe zur Innenstadt.

Der Unschlittplatz erlangte 1828 sogar überregionale Bekanntheit, als der geistig zurückgebliebene Kaspar Hauser dort plötzlich erschien. Angeblich war der Junge ganz allein in einem dunklen Raum gefangen gehalten worden und hatte sich nur von Wasser und Brot ernährt. Eine Gedenktafel an Haus 8, das mittlerweile als Friseursalon genutzt wird, soll an den jungen Mann erinnern.

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