Eine Bereicherung für Gostenhof: Der Veit-Stoß-Platz

3.9.2015, 19:54 Uhr
Eine Bereicherung für Gostenhof: Der Veit-Stoß-Platz

© Dominik Heinz

In der Mittagssonne wirft die Dreieinigkeitskirche nur einen kleinen Schatten auf den Veit-Stoß-Platz. Trotzdem finden die Passanten in der Anlage viele schattige Sitzgelegenheiten. Egal, wohin man blickt: überall gibt es Bänke, Mäuerchen oder liegende Baumstämme, um sich niederzulassen. Mütter genießen die Sonne neben ihren geparkten Kinderwagen, vier Frauen vespern auf einem Steinmäuerchen während ihrer Mittagspause. Nur der Glockenschlag des Gotteshauses unterbricht die Ruhe auf dem Platz — obwohl die Anlage direkt an der vielbefahrenen Fürther Straße liegt.

Bereits seit 1876 ist der Platz nach dem Bildhauer, Maler und Kupferstecher Veit Stoß benannt. Eines seiner bekanntesten Werke ist der Englische Gruß (oder Engelsgruß), der in der Lorenzkirche hängt.

Von Herbst 2013 bis Mai 2014 gestaltete die Stadt den zuvor heruntergekommenen Platz komplett um. Seitdem toben Kinder auf dem eigens entworfenen Klettergerüst, rollen den Schlittenhügel hinab und bemalen den Asphalt mit Kreide. Ein Basketballkorb lockt zum Spielen, während sich Eltern in der Wiese niederlassen können. Etliche Bäume und Sträucher schirmen die grüne Anlage zur Straße hin ab. Ein Vorbeifahrender kann kaum auf den Platz blicken. Lediglich der Kirchturm ragt über die Baumkronen hinaus.

Die evangelisch-lutherische Dreieinigkeitskirche steht seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Im Krieg wurde sie fast vollständig zerstört. Der Wiederaufbau dauerte bis 1951. Heute nutzt die Gemeinde die gepflasterte Fläche an der östlichen Kirchenseite ab und zu für Gottesdienste unter freiem Himmel.

Eine Bereicherung für Gostenhof: Der Veit-Stoß-Platz

Die Umgestaltung des Platzes kommt bei Pfarrer Peter Bielmeier gut an. „Durch die vielen Kleinigkeiten hat der Platz deutlich an Attraktivität gewonnen“, sagt der 57-Jährige. Markt, Kiosk und Bücherschrank sind in seinen Augen eine große Bereicherung und „der Berg ist für die Kinder die größte Attraktion“. Vorher sei der Platz „unübersichtlich und nicht beleuchtet“ gewesen. „Jetzt ist er durch die neue Wegführung sicherer“, sagt der Geistliche. Seit April dieses Jahres findet jeden Donnerstag ein Wochenmark statt.

Kostenloser Bücherschrank

Während der Sommermonate ist der Verein Aktivspielplatz Gostenhof im „Spielhaus“ am Platz beheimatet. „Wir sind mit der Umgestaltung wirklich sehr zufrieden“, sagt Heinke Keblawi. Die Leiterin der Einrichtung erinnert sich an den großen Ansturm direkt nach der Eröffnung der neuen Anlage. „Viele Eltern und Kinder waren vorher am Jamnitzerplatz und kommen jetzt hierher.“ In den letzten Jahren hatte die Fläche vor allem als Hundeklo gedient, erinnert sie sich.

Auch den neuen Bücherschrank findet Keblawi sehr gelungen. Seit August 2014 steht er auf dem Platz in Gostenhof. Das Angebot kommt gut an. Alle vier Regalböden in der wetterfesten Vitrine sind gefüllt. Wem ein Buch gefällt, der kann es mitnehmen — kostenlos und ohne Registrierung oder Gegenleistung.

Das Angebot ist vielfältig: Vom italienischen Kochbuch über eine Geschichts-Chronik bis hin zum Kitsch-Roman ist alles dabei. Dafür sorgt die Nürnberger Bürgerstiftung. Bisher kamen hier bereits über 2000 Werke unters Volk. Die Bücher stammen aus Spenden. Auch die Pädagogen des Aktivspielplatzes nutzen das Angebot, sie steuern auch ab und zu Bücher bei. Die unterschiedlichsten Leute bedienen sich am Schrank. „Manchmal nehmen sich Obdachlose etwas heraus, manchmal Kinder“, hat Keblawi beobachtet.

Seit etwa einem Jahr profitieren Passanten auch von einem Kiosk. Sven Krollikowsky betreibt den Bio-Imbiss „Laguz“ am Veit-Stoß-Platz. Bunt angesprühte Bierbankgarnituren stehen vor dem kleinen Fachwerkhäuschen, das früher als Lager für die Schornsteinfeger diente. Hier können sich Groß und Klein nach dem Spielplatzbesuch stärken.

Einzig der Dreck am Platz ist Heinke Keblawi ein Dorn im Auge. „Die Stadtreinigung und Sör haben einen großen Aufwand. Viele lassen ihren Müll liegen.“

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