Ekel-Essen: Jürgen E. fühlt sich missbraucht

15.7.2015, 09:03 Uhr
Ekel-Essen: Jürgen E. fühlt sich missbraucht

© Collage: obj

Die Facebook-Seite „Jürgen fotografiert sein Essen“, mit der Jürgen E. für kurze Zeit zum Internet-Star wurde, ist umbenannt worden und heißt jetzt allgemeiner „Wir fotografieren unser Essen“. Die einstige Hauptperson, der Nürnberger Jürgen E., wird dort zum „Snowden der deutschen Altenheime“ hochstilisiert.

„Das war nie meine Seite“, betont der 63-jährige Frührentner auf Anfrage. Gepostet habe seine Fotos, die er im privaten Pro-Seniore-Heim geschossen hatte, Eva Rußegger, die stellvertretende Vorsitzende der Spaßpartei „Die Partei“ in Österreich. Sie habe sich als Bekannte ausgegeben und sich „eine Frechheit nach der anderen erlaubt“, sagt der lungenkranke Mann.

Ab sofort betreibt Rußegger die Seite auch offiziell, die inzwischen 34.661 Facebook-Freunde hat. Jürgen E. habe sich davon distanziert, schreibt sie auf der sozialen Plattform. „Aber wir werden weiter auf Missstände aufmerksam machen.“ Stern, Spiegel online, andere Online-Medien und unzählige Regionalzeitungen haben über das angebliche „Ekelessen“ berichtet.

Was hat das gebracht? Der ehemalige DJ, der wegen seiner Prothese beim Kauen Probleme hat und pürierte Kost bekommt, zweifelt an einer nachhaltigen Veränderung. Heimleitungen würden sich künftig nur noch besser vor unerwünschter Öffentlichkeit schützen, glaubt er. Sein Essen bei Pro Seniore sehe inzwischen etwas besser aus und sei abwechslungsreicher. Doch das gegenseitige Vertrauen zwischen ihm und dem Personal sei „erschüttert“.

Die Facebook-Gemeinde macht aus ihrem „Ekelessen“-Star wider Willen zum Abschied noch einmal einen Helden. Er müsse den Grimme-Preis bekommen, heißt es im Internet. Und weiter, in Anspielung auf die Charlie Hebdo-Kampagne: „Wir sind alle Jürgen!“

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