Ende der Hilfsangebote? Kinderschutzbund geht das Geld aus

22.7.2015, 06:00 Uhr
Der Bedarf an Hilfe ist groß:  Jedes vierte Mädchen und jeder achte Junge erlebe im Laufe der Kindheit mindestens einmal sexuellen Missbrauch.

© dpa Der Bedarf an Hilfe ist groß: Jedes vierte Mädchen und jeder achte Junge erlebe im Laufe der Kindheit mindestens einmal sexuellen Missbrauch.

Das betrifft insbesondere die Präventionsarbeit des KSBs. Das mehrfach preisgekrönte Projekt "Achtung Grenze", das als mehrtägiger Workshop für Schulen, Vereine und Einrichtungen der Behindertenhilfe zur Verfügung stand, kann schon jetzt nicht mehr im gewünschten Umfang geliefert werden.

Zahlreichen Schulen, die beim KSB nachfragten, weil das Thema sexueller Missbrauch fester Bestandteil des Lehrplans der Vierten Klassen ist, erhielten eine Absage. Wenn es so weitergeht, müssen Fachkräfte Stunden reduzieren. Schreitet die Krise weiter fort, müssen Stellen abgebaut werden. Das gesamte Team des KSB ist in Aufruhr. "Es wird eher für Tiere in Not gespendet als für Kinder", erklärt KSB-Geschäftsführerin Barbara Ameling.

Die Spendenbereitschaft der Bürger sei in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Generell werde eher für Tiere als für Kinder in Not gespendet. Problematisch dabei ist, dass sich der KSB überwiegend aus Spenden und Bußgeldern finanziert. Öffentliche Mittel erhält die Einrichtung nicht, weil sie kein therapeutisches Beratungsangebot für Erwachsene anbietet.

Dabei ist das Einzugsgebiet der Beratungsstelle nicht gerade klein. Es umfasst einen Großteil von Mittelfranken, weil derartig spezialisierte Einrichtungen selten sind. Außerdem ist der Bedarf nach wie vor ungebrochen. "Die Missbrauchszahlen stagnieren auf hohem Niveau", sagt Ameling. Jedes vierte Mädchen und jeder achte Junge erlebe im Laufe der Kindheit mindestens einmal sexuellen Missbrauch.

Stärkung der Persönlichkeit ist bester Schutz

Deshalb ist Präventionsarbeit auch so wichtig. Denn die Stärkung der Persönlichkeit von Jungen und Mädchen ist der wirksamste Schutz gegen sexuelle Gewalt, sagen Fachleute. Auch Wildwasser, ein Beratungsangebot für junge Mädchen, die sexuellen Missbrauch erlitten haben, kennt die Tücken einer ständig angespannten finanziellen Lage. Auch diese Einrichtung finanziert sich zu einem Teil aus Spenden, hat aber das Glück daneben regelmäßige Zahlungen von der öffentlichen Hand zu erhalten.

Gleiches gilt für den Frauennotruf, der es mittlerweile geschafft hat, sich so zu etablieren, dass öffentliche Gelder zur Unterstützung fließen und die Spenden nur noch einen Teil der Grundfinanzierung ausmachen. Sabine Böhm, Leiterin des Frauennotrufs, der eng mit dem Kinderschutzbund zusammenarbeitet, ist empört: "Es ist ein Armutszeugnis für eine Gesellschaft, wenn sie Einrichtungen nicht unterstützt, die seit Jahren wertvolle Präventionsarbeit leisten, um wiederum diejenigen zu schützen, die sich selbst nicht helfen können."

Mehr Informationen finden Sie hier: http://www.kinderschutzbund-nuernberg.de/

 

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