Engagierte Nürnberger machen mobil

10.2.2016, 07:59 Uhr
Engagierte Nürnberger machen mobil

© Foto: Harald Sippel

„Wir haben kein Taubenproblem in Nürnberg“, betont Hermann Seider vom Gesundheitsamt. Sie werden erst zum Problem, wenn irgendwo gefüttert wird, fährt er fort. Denn: Das Nahrungsangebot bestimmt die Größe der Population. Und so setzt die Stadt Nürnberg nach wie vor auf ein Fütterungsverbot als „erfolgversprechende, wenn auch langwierige Methode“. Zugleich sagt sie Nein zu betreuten Schlägen, weil sie „nicht effektiv zur Bestandsreduzierung beitragen“, betont Seider.

Städte in der Region handhaben es anders, so gibt es in Neumarkt oder in Erlangen mehrere Taubenschläge in städtischen Gebäuden. Die Tiere werden angelockt und lassen sich dort nieder. Seider zweifelt an den Erfolgsmeldungen: „Durch das zusätzliche Futter- und Brutplatzangebot sowie der medizinischen Versorgung optimiert man die Bedingungen und erhöht die Brutleistung.“

Kopfgeld für Füße

Ein Blick zurück: Seit den 1960er Jahren wurden Tauben in Nürnberg bekämpft. „Bis 1996 hat ein Taubenfänger den Tieren den Kragen umgedreht“, so Seider. Der Rentner wurde anfangs nach der Zahl der Taubenfüße bezahlt, die er bei der Stadt ablieferte — 5000 bis 6000 Tiere pro Jahr. Seider: „Mit der Möglichkeit des kommunalen Fütterungsverbots haben wir die Tötungen sein lassen.“ Anfang der 1990er Jahre ließ die Stadt dann zwei Taubenhäuser am Königstor im Stadtgraben und am Jakobsplatz aufstellen. Doch diese seien viel zu klein und falsch konstruiert, winkt Elisabeth Mederer vom Verein Menschen für Tierrechte ab.

Nun tut sich was. Ein Arbeitskreis mit 15 Teilnehmern hat sich gegründet. Initiatorin Stefanie Schülein ist Mitglied bei Menschen für Tierrechte, ebenso beim Tierschutzverein Noris aktiv. Die 29-jährige Sozialpädagogin erzählt: „Da die Taubenproblematik hier relativ groß ist und in Bayern bereits tolle Projekte laufen, wollte ich viele aktive Leute an einen Tisch bringen.“ In einem ersten Schritt versucht der Arbeitskreis mit eigenen Mitteln, in Nürnberg ein Modellprojekt zu starten.

Schülein will den Nutzen eines solchen Taubenschlags zeigen und hofft, mit der Stadt ins Gespräch zu kommen. Die Tierschützer streben eine Kooperation mit Wohnungsbaugesellschaften oder Einrichtungen zur Resozialisierung wie die Justizvollzugsanstalt an. Hermann Seider dazu: „Ich bin gespannt, ob das nachhaltig tragfähig ist.“

Marcus König vom Vorstand des Tierschutzvereins Nürnberg-Fürth unterstreicht: „Das ist ein sinnvoller und tierfreundlicher Weg, um die Taubenpopulation zu kontrollieren.“

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