Erster Tierversuch im Nordklinikum steht kurz bevor

14.2.2018, 05:52 Uhr
Die Paracelsus Universität will eine Genehmigung für die Haltung von 100 Mäusen und 20 Ratten beantragen.

© dpa Die Paracelsus Universität will eine Genehmigung für die Haltung von 100 Mäusen und 20 Ratten beantragen.

Die Paracelsus Universität teilt auf Anfrage der Lokalredaktion mit, dass sie eine erste Versuchsreihe zum Thema "Bänderrekonstruktion mittels Tissue-Engineering" durchführen will. Künstliches Gewebe soll durch gezielte Kultivierung von Zellen hergestellt werden, um verletztes oder erkranktes Gewebe zu ersetzen.

Doch wie genau sieht die Versuchsanordnung aus? An wie vielen Stellen wird die Maus oder Ratte aufgeschnitten und Gewebe oder Knorpelmasse entnommen? Sind die Tiere nach der Operation noch bewegungsfähig? Wie werden die Schmerzen gelindert? Wann wird später gezüchtete Knorpelmasse eingesetzt und wie kann der Erfolg des Experiments überprüft werden?

Zu diesen schriftlich gestellten Fragen äußern sich die Mediziner jedoch nicht. "Tierversuchsanträge und Details geplanter Forschungsvorhaben werden üblicherweise sowohl durch Forschende, Tierschutzbeauftragte wie auch Behörden vertraulich behandelt und nicht öffentlich diskutiert", teilt Klinikums-Pressesprecher Bernd Siegler mit, "das werden das Klinikum Nürnberg und die Paracelsus Medizinische Privatuniversität auch so beibehalten."

Keine beliebigen Experimente

Versuchstiere sind noch nicht angeschafft. Man will eine Genehmigung für die Haltung von 100 Mäusen und 20 Ratten beantragen. Doch mit den Nagern können die Wissenschaftler keineswegs beliebig experimentieren. Im Gegenteil: Die Regierung von Unterfranken als Entscheidungsbehörde muss jeden einzelnen Versuch genehmigen. Gesetzlich ist festgelegt, dass Tierversuche nur erlaubt sind, wenn man neue wissenschaftliche Ergebnisse nicht auf anderem Weg gewinnen kann. Siegler räumt ein, dass Versuchstiere nach Abschluss des Tests "in der Regel" getötet werden.

Auf dem Gelände des Nordklinikums wurde ein Tierlabor für eine halbe Million Euro eingerichtet. Das für die Genehmigung der Einrichtung zuständige Nürnberger Ordnungsamt hat nach erneuter Prüfung einen Erlaubnisschein ausgestellt. Die Betriebserlaubnis für das Tierlabor ist unbefristet. "Wir werden die Einrichtung sicherlich noch einmal im Echtbetrieb bei einem Tierversuch anschauen", meint Pollack.

Großer Widerstand

Gegen die geplanten Tierversuche im Nordklinikum hat sich seit Monaten ein breiter Widerstand formiert: Tierschutzgruppen protestierten mit Infoständen an der Lorenzkirche. Rund 58.000 Personen haben eine Petition der Aktionsgruppe Tierrechte Bayern auf der Internet-Plattform change. org. unterstützt. An einem Schweigelauf beteiligten sich viele Tierschützer — darunter auch Mitarbeiter des Klinikums.

Tierschützer geben angesichts der bevorstehenden Experimente aber nicht auf. Sie laden vielmehr zu zwei Veranstaltungen ein. Im Foyer des Erlanger Rathauses spricht Dr. Elisabeth Craemer-Schwarz am Mittwoch, 14. Februar, um 16.30 Uhr über "Tierversuche: unethisch, gefährlich und grausam. Wege und Erfolge des Ausstiegs." Der Vortrag ist Teil einer Ausstellung der "Ärzte gegen Tierversuche."

Der Verein organisiert außerdem einen Vortragsabend "Nürnberg muss tierversuchsfrei bleiben." Die Veranstaltung mit einer Werkärztin und einem Unfallchirurg findet am Freitag, 23. Februar, um 19.30 Uhr im Nürnberger Südstadtforum, Siebenkeesstraße 4, statt.

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